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Die Raffkes

Die Raffkes

Titel: Die Raffkes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndorf Jacques
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tun. Mit wie viel bist du dabei, reiche Frau?«
»Mit zwei Komma acht. Millionen.« Ihre Stimme klang zufrieden. »So was muss man tun, wenn man Geld verdienen will.«
»Hoffentlich fällst du damit nicht auf die Schnauze«, bemerkte Mann grob.
»Ach, Junge, von Geld verstehst du nichts. Wann fahrt ihr eigentlich in Urlaub?«
»Irgendwann im Herbst. Wie üblich nach Teneriffa. Katharina hat gebucht.«
»Ach ja?«
Er musterte seine Tante und murmelte: »Ich bin im Garten. Frische Luft wird mir gut tun.« Sie starteten um halb elf. Sie waren im so genannten Stadtwagen unterwegs, einem Mercedes der Oberklasse mit abgedunkelten Scheiben. Den Bentley benutzte Tante Ichen grundsätzlich nur anlässlich gesellschaftlicher Verpflichtungen, ergo bei Fahrten zur Oper und ins Theater oder zu Benefizveranstaltungen. Als John vor den Hackeschen Höfen hielt, fragte sie: »Kommst du zurück oder gehst du in die Kastanienallee?« »Kastanienallee«, entschied Mann resolut. Ziemann saß hinter der Scheibe eines kleinen Cafés und winkte ihm zu. Sein Anblick war irgendwie tröstlich und die Vorstellung, dass dieser Ziemann und er bald schon wieder in sehr verschiedenen Welten leben würden, machte Mann melancholisch. »Hast du ein paar Stunden geschlafen?« »O ja«, nickte Ziemann. »Mindestens drei. Setz dich. Und bevor wir auf was anderes zu sprechen kommen, möchte ich eins klarstellen: Der Israeli war nicht gemeint.«
»Wer denn dann?«
»Dein Sirtel«, sagte Ziemann.
DRITTES KAPITEL 
    »Wieso Sirtel?«, fragte Mann erregt. »Wieso sollte der irgendwie wichtig sein? Wichtig genug für eine Bombe? Meine Tante sagte, er habe Probleme in der Familie, irgendwas ist mit seinem Sohn – aber wo ist da ein Motiv für ein solches Gemetzel?« »Das will ich genau wissen.« Ziemann wirkte aufgekratzt.
Mann berichtete von dem Gespräch mit Tante Ichen und fasste zusammen: »Sirtel machte sich Sorgen um seinen Sohn und um seine Arbeit bei der Bankgesellschaft. Das ist alles.«
»Das ist ganz schön viel. Vielleicht war er gefährlich für jemanden«, stellte Ziemann sachlich fest. »Wir beide sollen uns übrigens um die Bombe kümmern.«
»Wer sagt das?«
»Der Joint Operation Staff. «
»Das ist doch verrückt! Es gibt Bombensachverständige, jede Menge.« Mann wurde misstrauisch. Das geht mir zu schnell, niemand hat mich gefragt, wieso verplant mich Ziemann?, ging es ihm durch den Kopf.
»Na ja, unsere innigst geliebten amerikanischen Freunde sind immer sehr höflich, wenn sie über dieses Land herfallen. Und in ihrer unendlichen Höflichkeit ist ihnen eben die Idee gekommen, dass wir beide uns um die Bombe kümmern könnten, ihre Bauweise, den Sprengstoff, wie die Täter an ihn herankamen. Sie wissen, dass es mein Tatort war, sie haben mich rausgeschmissen, jetzt wollen sie mir ein Bröckchen zukommen lassen. Und du hast dir Feinde gemacht, mein Junge, mächtige Feinde. Da gibt es einen Mann namens Kurat, sitzt im Ausschuss und bezeichnete dich heute Morgen als kleinen Scheißer und Wichtigtuer. Gehört deutlich beschnitten und hat keine Ahnung, sagte er.«
»Verdammt!«, explodierte Mann. »Das habe ich nicht gewollt. Ich gehe sofort an meinen Schreibtisch zurück!«
»Das wirst du nicht«, reagierte Ziemann gelassen. »Ich habe schon mit deinem Chef gesprochen. Bis auf Weiteres bist du freigestellt. Du wirst mir helfen, wir werden so etwas wie eine kleine subversive Truppe sein.«
Mann beugte sich vor: »Was machst du da mit mir? Du verfügst über mich. Wie wäre es, wenn du mich höflich fragen würdest?« Er stand unvermittelt auf, so heftig, dass der Stuhl umfiel und auf den Boden polterte. Mann hob ihn auf und sagte schroff: »Ich bin pinkeln.«
Seine Gedanken rasten. Welches Ziel verfolgte Ziemann? Was trieb ihn? Die Leute, die schon ihn, Mann, einen kleinen Scheißer nannten, mussten Ziemann regelrecht hassen, nachdem er sie vor dem Francucci’s so angekeilt hatte. O ja, sie würden ein wunderbares Team abgeben, die kleinste Minorität, die in ihrem Bereich in Berlin zu finden war. Alle würden sie beschimpfen, und vor allem: Sie würden sie behindern, herumschubsen und sie würden sie mit Aufgaben eindecken, die keine waren. Nachforschungen zum Sprengstoff, zum Beispiel. Und das, was Katharina sagen würde, wenn sie hören würde, dass er seinen sicheren Bürostuhl in der Jugendkriminalität für eine Weile verließ, mochte er sich gar nicht erst vorstellen. Mann sah in den Spiegel und schüttelte den Kopf.
Als er sich wieder

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