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Die Raffkes

Die Raffkes

Titel: Die Raffkes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndorf Jacques
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zu Ziemann setzte, bemerkte er ein feines und scheues Lächeln auf dessen Gesicht. Wie ein schrilles Glockengeläut vernahm Mann die Worte: »Ich habe in deine Augen gesehen, Junge. Du bist hungrig!«
»Was soll der Scheiß?«, fragte er kalt.
Ziemann fummelte eine bläuliche Schachtel aus der Tasche, entnahm ihr einen dünnen Zigarillo und zündete ihn an. Er blies den Rauch über den Tisch, nahm ein Croissant und knabberte daran herum.
Schließlich sagte er weich: »Ich weiß, ich weiß nichts von dir. Aber ich habe noch nie einen jungen Mann erlebt, der so hochkonzentriert an einem so schrecklichen Ort nach Spuren suchte. Das ist nicht das Ergebnis von Disziplin, Junge, das ist Talent. Und glaub mir, ein solches Talent ist verdammt selten. Ich zwinge niemanden. Dich auch nicht. Du kannst die Arie mit mir ein paar Tage treiben und dann an deinen kostbaren Schreibtisch zurückkehren.«
Sein Handy spielte eine eindringliche, hohe Melodie und er griff mit einem unwilligen Laut danach. »Ja?«, sagte er und hörte dann nur noch zu.
Du machst mich nicht platt, dachte Mann und starrte aus dem Fenster in den Hof. Ich lasse mich nicht fangen. Ich habe einen feinen Job, ich will ihn behalten und weiter mein Leben leben.
Ziemann schaltete sein Handy aus und berichtete nachdenklich: »Die Justizsenatorin hat den Generalstaatsanwalt gefeuert. Fristlos.«
»Wie bitte?«
»Es ist wahr«, murmelte Ziemann. »Na ja, er war sowieso ein Arschloch.«
»Wie kannst du das sagen? Kennst du ihn?«
»Nein. Du?«
»Ich habe während der Ausbildung als Beamter auf Probe ein paar komplizierte Rechtsbeschwerdeverfahren bearbeitet. Er war immer sehr freundlich und sehr sachlich. Warum hältst du ihn für ein Arschloch?«
»Hast du die Ermittlungen gegen die Bankgesellschaft ein wenig verfolgt? Ich denke, dass der nun ehemalige Generalstaatsanwalt seinen Saftladen dahingehend beeinflusst hat, dass niemand auf die Idee kam, die versammelten Aufsichtsräte der Banken, die die Bankgesellschaft ausmachen, einem Ermittlungsverfahren zu unterziehen. Die Bankleute waren gierig, die Bankleute haben jahrelang diese Stadt ausgeweidet und dein freundlicher Vorgesetzter hat das bagatellisiert, als hätten wir es mit einer Kompanie Ladendiebe zu tun. Verdammte Hacke, du wirst doch davon was in deinem Scheißcontainerbau in Alt-Moabit mitbekommen haben. Irgendjemand in dieser Stadt muss deinen nun ehemaligen obersten Chef dermaßen in der Zange haben, dass der, ohne mit der Wimper zu zucken, sämtliche in der Sache bekannten Banker, Wirtschaftsberater, Kanzleikönige und Immobilienheinis in den Zustand heiliger, jungfräulicher Bürgerlichkeit erhob.« Ziemann starrte Mann wütend an.
»Ich habe davon gehört, natürlich. Aber was weiß ich von der Chefetage? Und mit dieser Bankgesellschaft habe ich nichts zu tun. Will ich gar nicht.«
»Du hast aber schon. Sirtel ist in die Luft gejagt worden.«
»Dafür hast du keine Beweise. Und selbst wenn, dann würde dir der Beweis fehlen, dass Sirtel wegen seiner Tätigkeit für die Bankgesellschaft in die Luft gejagt worden ist.«
»Beweise habe ich nicht, das stimmt, aber ich habe einen gut funktionierenden Riecher.«
»Und wenn es einfach ein Irrer war? Jemand, der gegen einen anderen Gast im Lokal etwas hatte? Der diesen Gast oder … Ach Scheiße, wir wissen doch noch gar nichts, Ziemann.«
»Na gut, ich habe mich vergaloppiert. Erich, sagt meine Frau immer, du bist zu ungestüm. Vergiss, was ich gesagt habe. Wie bist du eigentlich zu dem Verein gekommen?«
Mann lächelte. »Die übliche Schleimspur der Nacktschnecke. Und ich hatte Glück. Verstehst du was von Abkürzungen?«
»O Gott«, grinste Ziemann, »bleib mir damit vom Hals. Na gut, ich mach den Spaß mit. Staatsanwalt Joachim Kurt Mann, wo arbeiten Sie?«
Mann warf sich theatralisch in die Brust, sackte dann zusammen, holte Luft und nuschelte ohne einmal zu stocken: »Abteilung 42, zuständig für 4JU Schrägstrich 9JU Schrägstrich 16JU, Kennziffer 420 bis 428, Punkt. Wenn du das nahtlos wiederholen kannst, sinke ich dir zu Füßen.«
Ziemann lachte. »Im Ernst, wie war dein Weg?«
»Ganz normal. Ich bin der Sprössling einer total kaputten Ehe. Meine Tante Maria ließ mich Abi machen und dann studieren. Nach dem ersten Staatsexamen zwei Jahre Referendariat, Durchlauf durch die Stagen, das Übliche. Nach dem zweiten Staatsexamen Bewerbung bei der Senatsverwaltung. Meine Note war zu gut, sie nahmen mich. Und ich roch sofort bei der

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