Die Raffkes
zugeschlagen hat, und …«
»Aber das waren doch Terroristen«, unterbrach sie empört. »Das ist doch wohl selbstverständlich.«
»Ja, das scheint so. Woher wusstest du, dass der israelische Botschafter nach London ausgeflogen wurde?«
»Ich habe meine Quellen«, antwortete sie ausweichend. »Das weißt du doch. Übrigens – dein Vater hat hier heute Nacht angerufen. Er hat dich auch im Fernsehen gesehen, er war betrunken.«
Mann schwieg eine Weile. Dann murmelte er: »Warum erzählst du das?«
»Weil er auch bei dir anrufen wird oder schon angerufen hat. Er hat gegrölt, er habe immer gewusst, dass du ein großartiger Diener des Rechts bist. Ich will dir nicht den Tag verderben, aber ich denke, du solltest ihn irgendwie bremsen. Er steigert sich da in was rein. Das weißt du doch, das hatten wir schließlich schon ein paarmal. Als du die Mordsache mit den Jugendlichen in Marzahn bearbeitet hast und im Tagesspiegel davon zu lesen war, spielte er auch verrückt. Und natürlich wollte er Geld.«
»Wie viel?«
»Zweitausend.«
»Hast du sie zugesagt?«
»Nein.«
Er sah sie an und blieb stumm.
John kam leise auf die Terrasse und reichte Tante Ichen ein Handy. »Morgenstern!«, erläuterte er bedeutungsvoll.
»Ich zahle nicht!«, erklärte sie lautstark und eisern in das Gerät. »Ich zahle auf keinen Fall, was der Mann verlangt. Vierzigtausend für die Fassade ist Wucher. Sagen Sie ihm das. Er soll mit dem Preis um ein Drittel runtergehen, dann können wir reden.« Sie reichte das Telefon zurück. »Ich bin nicht mehr zu Hause.«
John nickte wortlos und ging.
»Wie war das mit … mit Walter Sirtel?«, fragte sie dann. »Hat er gelitten?«
»Nein. Ausgeschlossen. Er war schon tot, als der Knall noch zu hören war. Ich muss dich übrigens noch dienstlich angehen. War er eigentlich hier, als er dich um diesen Termin bat? Oder hat er dich angerufen?«
»Zuerst rief er an«, sagte sie leise, als lausche sie in sich hinein. »Ich begriff gar nicht, was er wollte. Er redete irgendwie wirres Zeug. Ich sagte: Walter, reiß dich zusammen! Was ist passiert? Dann fragte er, ob er vorbeikommen dürfe. Fünf Minuten, sagte er, nur fünf Minuten. Aber sicher, sagte ich. Er kam und saß, wo du jetzt sitzt. Er fragte, ob die Möglichkeit bestünde, dich zu treffen. Ich habe gesagt, das geht natürlich, ich rufe dich an. Und dann habe ich dich angerufen.«
»Irgendwie ist das unlogisch«, überlegte Mann. »Der Mann kennt viele einflussreiche Staatsanwälte. Was wollte er ausgerechnet von mir? Er muss doch was angedeutet haben.«
»Hat er nicht.«
»Das kaufe ich dir nicht ab. Aber bitte, wenn du es so haben willst. Dann bekommst du Besuch von unhöflichen Herren und denen wirst du nicht ausweichen können.« Er dachte: Genau das habe ich der Westernhage auch gesagt und sie hat es nicht verstanden.
»Er hatte Sorgen«, antwortete sie flach.
»Was denn für Sorgen? Ich meine … Du lieber Himmel, mach es mir doch nicht so schwer!«
»Na ja, es ging wohl um die Bankgesellschaft, um seine Arbeit, aber auch um seinen Sohn.«
»Tante Maria, ich preise deine Diskretion, aber das geht entschieden zu weit. Es gibt eine ganze Abteilung bei uns, die sich ausschließlich mit diesem Haufen wild gewordener Banker beschäftigt. Das weiß … das wusste Sirtel doch genau. Was wollte er von mir? Warum hat er sich nicht an die gewandt? Und was hat sein Sohn mit der Bankgesellschaft …« Plötzlich begriff er und begann zu lachen. »Er wollte, dass ich für ihn herausfinde, ob sein kostbarer Sohnemann staatsanwaltlich untersucht wird. Ist es das?«
Sie schwieg eine Weile, dann nickte sie: »Der Junge hat offenbar Scheiße gebaut, der Vater hat Wind davon gekriegt und wollte versuchen, einen Schlüssel zu dieser komischen Abteilung in deinem Hause zu kriegen.«
Mann kicherte immer noch. »Das ist nicht zu fassen. Ich soll ein Schlüssel sein. Ja, war der Mann denn verrückt?«
»Vielleicht war er das. Er war ein Vater mit vielen Sorgen, der langsam durchdrehte. Hättest du ihm geholfen?«
Mann antwortete, ohne nachzudenken: »Nein, auf keinen Fall. Diese unsere Abteilung gilt als völlig durchgeknallt, seit der Generalstaatsanwalt öffentlich behauptet hat, die Bankgesellschaft sei solide und niemand habe irgendwen bewusst in großem Stil beschissen. Da fällt mir ein: Hast du dich eigentlich auch an diesen RundumsorglosFonds beteiligt?«
»Wieso fragst du das?«
»Weil du eine reiche Frau bist und weil dir garantiert irgendwer geraten hat, das zu
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