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Die Raffkes

Die Raffkes

Titel: Die Raffkes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndorf Jacques
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grinsen und gluckste: »Da ist was dran. Diese Bankmanager sind alles Pfeifen. Und genau das macht diesen Verein so schlimm. Eine Gruppe von Pfeifen reitet die Bank und damit diese schöne Stadt in den Gully. Und das ist meine Stadt, mein Junge. Da kann ich nicht zusehen.«
Mann räusperte sich, hustete diskret in ein Taschentuch. »Ziemann, wo ist der Haken bei dieser Sache? Ich höre von dir, dass Bankmanager diese Stadt zerstören. Dann verfolge sie und klage sie an.«
»Das ist gar nicht so einfach«, entgegnete Ziemann. »Bis jetzt ist nämlich niemand bereit, eine Anklage zu erheben.«
»Das verstehe ich nicht«, stellte Mann fest. »Wieso du? Du bist einer von den Mörderjägern. Was hast du überhaupt damit zu schaffen?«
»Wenn die Zeit kommt, werde ich es dir sagen. Dann werde ich dir von Benny erzählen«, meinte Ziemann. »Sieh da, Auftritt unseres Bombenexperten. Grüß dich, Fritze. Das ist Staatsanwalt Mann, gegenwärtig verfremdet als mein Partner eingesetzt. Setz dich und lass deine klugen Sprüche ab.«
Haferkamp war klein und schmal, reichte Mann nicht einmal bis zur Schulter. Er musste um die vierzig sein und hatte wirres rotes Haar. Sein Gesicht war das eines Pferdes, lang gezogen und extrem schmal. Die Hakennase war gewaltig, die Augen waren wässrig, keiner der möglichen Götter würde stolz sein können auf diese Schöpfung. Aber er strahlte und drückte Manns Hand so fest, dass man glauben konnte, er habe endlich seinen König Artus gefunden.
Fast beglückt sagte er: »Schön, euch zu sehen.« Er setzte sich mit Bewegungen eines Körner pickenden Huhns. Fortwährend ruckte der Kopf schnäbelnd nach vorn, als sei sein Besitzer dem Hungertod nahe.
»Wie geht es dir, mein Bombenheld?«
»Es würde mir besser gehen, wenn unsere Freunde aus dem fernen Amerika zu Hause geblieben wären. Mein Gott, sind diese Amis anstrengend. Vor allen Dingen ist alles so einfach. Wenn du einen möglichen Verdächtigen hast, brauchst du ihn dir nur zu schnappen, den Rest machen ihre Verhörspezialisten. Ist dann auch gar nicht wichtig, ob der ein Alibi hat, Hauptsache er passt.«
Er griff ein Croissant und biss hinein, Ziemann stellte ihm seinen Kaffee zur Verfügung und Haferkamp seufzte wohlig. »Und ihr sollt euch über den Sprengstoff schlau machen?«
»Ja. Anruf eines amerikanischen Ausschussmitglieds. Was sie genau wissen wollen, wissen sie nicht, aber wir arbeiten dran. Was ist deine Meinung: War der Israeli gemeint?«
»Auf keinen Fall. Aber sag das nicht den Amis, sonst bist du draußen. Ich denke, da ist jemand geleimt worden.«
»Der Attentäter?«, fragte Mann.
»Genau, Kumpel. Wir haben im Trümmergranulat eindeutig den Plastiksprengstoff C4 identifiziert. Kein Zweifel. C4 gibt es neuerdings in verschiedenen Spielarten, mal besser, mal schlechter. Das Zeug am Ku’damm war allererste Sahne. Ungeheuer wirkungsvoll und ein sehr sauberer Stoff. Nun fragen wir uns, wie der Kerl, der die Bombe gebaut hat, an dieses Zeug gekommen ist. Man kann es eigentlich noch nicht einmal auf dem schwarzen Markt kaufen, es wird nicht gehandelt. In der Regel findet man es nur bei Militärs. Es gibt sogar internationale Verzeichnisse, wer über den Stoff verfügt, wer um ihn bemüht ist. Und genau in diesem Punkt sind unsere amerikanischen Freunde nicht mit mir einverstanden. Sie wollen nämlich einen bestimmten Besitzer von C4 an den Hammelbeinen kriegen. Dieser Mann sitzt in Afghanistan, hatte wohl Verbindungen zu Osama und verfügt tatsächlich über C4-Sprengstoff, aus russischem Besitz. Doch sein Zeug ist chemisch leicht nachweisbar, es hat nämlich Fremdbeimengungen anderer Chemikalien. Die Amis beharren darauf, das Berliner Zeug stamme aus Afghanistan. Dass die Amerikaner gern verkünden würden, in Berlin sei afghanisches C4 benutzt worden, kann ich ja verstehen, das wäre für sie endlich mal eine gute Nachricht. Doch das Zeug von gestern ist so hochwertig, dass es auf keinen Fall identisch sein kann mit dem, was der Typ in Afghanistan hat.«
»Weißt du schon Genaueres, wie die Bombe aussah?«, fragte Ziemann.
»Natürlich. Es war mit absoluter Sicherheit eine Art Pilotenkoffer, also ein relativ großes ledernes Gefäß, in dem man sehr viel verstauen kann. Schwarzes einfaches Rindsleder. Dieser Pilotenkoffer war nach unseren Untersuchungen zu einer Rohrbombe umfunktioniert.« Haferkamp sah sich um, griff in die Taschen seines schäbigen Jacketts und förderte einen kleinen Block und einen Kugelschreiber zu Tage.

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