Die Ranch
weiter entwickelten. Und schließlich drängte er seine Frau und ihre Anwälte zu einem kostspieligen Vergleich, um die leidige Sache zu beenden. Während dieser Prozeduren erweckte er den Eindruck,
er
wäre der Geschädigte. Und nachdem sie die finanziellen Forderungen erfüllt hatte, verzieh er ihr – ein vertrautes Szenario, das ihr missfiel.
»Wirst du zahlen?«, fragte er besorgt.
»Ich habe noch nicht mit meinem Anwalt gesprochen.«
Nun begann sie sich zu ärgern. »Diesen Artikel las ich erst heute Morgen – ebenso wie du.«
»Hättest du den Kerl damals mit einer hieb- und stichfesten Begründung gefeuert, wäre das nicht passiert«, bemerkte er, zog seine Jacke an und ging zur Tür.
»Da irrst du dich. So was haben wir oft genug erlebt. Was immer ich unternehme, ich kann's nicht verhindern.« Sie hatte sich stets vorsichtig verhalten und niemals Affären angefangen, Drogen genommen oder sich in der Öffentlichkeit betrunken. Doch das spielte keine Rolle. Ganz egal, wie die Fakten aussahen, die Leute stellten ungeheure Behauptungen auf, und man glaubte ihnen.
»Leider weiß ich nicht mehr genau, was du wirklich tust«, entgegnete er und warf ihr einen vernichtenden Blick zu, dann wandte er sich ab und verließ die Küche. Eine Minute später hörte Tanya sein Auto die Zufahrt hinabrasen.
Sie rief Bennett Pearson an, ihren Anwalt, der sich zerknirscht entschuldigte. Diesen Artikel hatte er schon am Vorabend gelesen und keine Zeit mehr gefunden, sie zu warnen.
»Welch eine nette Überraschung am Frühstückstisch!«, fauchte sie. »Nächstes Mal wär's nett, wenn Sie mich rechtzeitig informieren würden. Tony ist nicht gerade erfreut über solche Schmutzgeschichten.« Letzte Woche der Fitnesstrainer im
Enquirer,
jetzt der Bodyguard, dazu kamen andere Gerichtsprozesse und Erpressungsversuche. Außerdem war sie ein Sexsymbol, was die Presse genüsslich ausschlachtete. Als sie den Hörer auflegte, brannten Tränen in ihren Augen. Der Bodyguard verkündete, infolge der »sexuellen Belästigung« habe er seelischen Schaden erlitten. Offenbar hatte er sich an einen bestechlichen Psychiater gewandt, der bereit war, für ihn auszusagen. Der Anwalt meinte, die Gegenseite würde keine übertriebenen Forderungen stellen. Aber wie Tanya sich erinnerte, war der Mann ein mieses Schwein, und er würde wohl kaum klein beigeben. Früher hatte sie in solchen Situationen stundenlang geweint, doch mittlerweile war ihr das alles viel zu vertraut. Immer wieder würde jemand auftauchen, der sich an den Früchten ihrer harten Arbeit bereichern wollte. In Hollywood lebten ganze Heerscharen frustrierter Leute, die versuchten, ihre mangelnden Erfolge zu kompensieren, indem sie Stars ausnahmen.
Sie hatte Pearson gefragt, wie sie vorgehen sollte. »Vergessen Sie's«, erwiderte er und versprach, sich um alles zu kümmern. Nach der anfänglichen Sensation würde der Gentleman zweifellos eine schnelle Regelung anstreben. Wenn sie sich dagegen sträubte, könnten die Forderungen in Millionenhöhe gehen.
»Großartig!«, hatte Tanya gespottet. »Soll ich ihm das Haus in Malibu schenken und ihn fragen, ob ihm der Sonnenschein gefällt? Oder vielleicht hätte er lieber das Haus in Bel Air, aber das ist etwas kleiner.« Es war unmöglich, Zynismus und Wut zu unterdrücken, sich nicht missbraucht und ausgenutzt und verletzt zu fühlen von Leuten, die sie kaum kannten. In gewisser Weise waren die Attacken so unpersönlich wie ein Schuss aus einem vorbeifahrenden Auto.
Um neun Uhr erschien ihre Sekretärin, eine nervöse junge Frau namens Jean, die früher für den Präsidenten einer Schallplattenfirma gearbeitet und vor über einem Jahr den Job bei Tanya angetreten hatte. Sie war tüchtig und vertrauenswürdig, irritierte ihre Chefin aber immer wieder, weil sie hektische Situationen noch mehr aufbauschte, statt beruhigend zu wirken. Genauso verhielt sie sich auch an diesem Morgen. Innerhalb der nächsten Stunde nahm sie drei Anrufe aus New York entgegen, zwei von Unterhaltungsmagazinen, die Tanya interviewen wollten, einen vom TV-Sender, bei dem sie auftreten sollte. Zwei Mal rief der Anwalt an, dann der Agent, der sie zu einer Entscheidung bezüglich der nächsten Tournee drängte. Sie hatte sich noch nicht entschlossen, und nun durfte sie nicht länger zögern, sonst könnte man Japan unmöglich einbeziehen. Der englische Agent erkundigte sich nach irgendwelchen Verträgen, dann erfuhr Tanya von einer neuen Story, die in einem
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