Die Ranch
einleiteten.
Als er die Verzweiflung in ihren Augen sah, ergriff er ihre Hand. Sie fühlte sich elend, und er bedauerte zutiefst, was er ihr antat. Aber er wusste schon seit einiger Zeit, dass er die Tortur nicht länger verkraftete. Der Blick in die Morgenzeitung hatte ihm den Rest gegeben. »Ich liebe dich immer noch, Tan«, beteuerte er, und sie hasste seinen aufrichtigen Blick und die Anziehungskraft, die er auf sie ausübte. »Und ich wollte dir nur sagen, was ich empfinde. Selbst wenn's nicht mehr mit uns klappt – ich würde dir niemals verbieten, die Kinder zu sehen. Sie lieben dich.« Sein Lächeln zerriss ihr beinahe das Herz. Schon jetzt verabschiedete er sich von ihr, ohne seinen Entschluss in Worte zu fassen. Lange würde auch diese Ehe nicht mehr dauern.
»Und ich liebe sie …« Lautlos begann sie zu weinen.
Tony setzte sich zu ihr aufs Sofa und legte einen Arm um ihre Schultern. »Auf meine Art werde ich dich immer lieben, Tan«, versicherte er, aber sie glaubte ihm nicht. Wenn er sie wirklich liebte, würde er bei ihr bleiben.
»Und Wyoming? Begleitest du mich mit den Kindern? Trotz allem?« Plötzlich wurde sie von kalter Angst erfasst. Sie würde ihn verlieren. Wahrscheinlich auch die Kinder. Warum sollten sie Wert auf weitere Kontakte legen, wenn ihr der Vater den Laufpass gab? Hatten sie Tanya in den letzten drei Jahren so lieb gewonnen, dass sie auch in Zukunft mit ihr zusammen sein wollten?
Als sie den Kopf hob, schaute er sie nachdenklich an, einen sonderbaren Ausdruck in den Augen. »Ja, nimm sie mit. Sicher wird's ihnen Spaß machen.« Seine Stimme klang gepresst, und sie erriet sofort, was er andeuten wollte.
»Aber du kommst nicht mit?«
»Vermutlich nicht. Wir sollten erst mal ein bisschen Abstand voneinander gewinnen. Vielleicht fliege ich nach Europa.«
»Wann hast du dir das alles überlegt? Heute auf dem Golfplatz?« Wie lange plante er schon, sie, seine Frau, im Stich zu lassen?
»Darüber denke ich bereits eine ganze Weile nach, Tan«, gestand er zerknirscht. »Nicht erst seit heute Morgen. Dieser Artikel war nur eine Art Katalysator. Letzte Woche der
Enquirer,
davor der
Star
– Gerichtsverhandlungen und Krisen, Morddrohungen und Klatschspalten, seit dem Beginn unserer Ehe …«
»Und ich dachte, du hättest dich daran gewöhnt.«
»Wie kann man sich jemals daran gewöhnen? Auch dir geht's immer noch an die Nieren.« Manchmal hatte er befürchtet, sie würde unter dem ständigen Stress zusammenbrechen, und er verstand nicht, wie sie das alles aushielt.
»Jedenfalls tut's mir Leid, Tanya.«
»Und was machen wir jetzt?« Sollte sie nach oben gehen und seine Sachen packen – oder ihn leidenschaftlich verführen und von seinem Entschluss abbringen? Was erwartete er von ihr?
Noch wichtiger – was wollte sie? Das wusste sie nicht, sie war zu gekränkt und verwirrt, um einen klaren Gedanken zu fassen.
»Keine Ahnung«, gab er offen und ehrlich zu. »Bis ich eine Entscheidung treffe, wird's noch eine Weile dauern. Ich wollte dir nur erklären, was in mir vorgeht – und dich warnen.«
»Wie vor einem Hurrikan, einer Überschwemmung, einer Naturkatastrophe?« Obwohl sie zu lächeln versuchte, trieb ihr die Verzweiflung immer neue Tränen in die Augen.
Dann klopfte es an der Tür, und Jean steckte den Kopf herein. »Die Leute im Studio warten auf Sie, Tanya. Seit einer Stunde. Gerade hat der Produzent angerufen. Die Musiker wollen wissen, ob sie früher Mittagspause machen und in einer Stunde wieder kommen sollen. Und der Agent hat sich noch mal gemeldet, um Sie dran zu erinnern, dass er bis halb fünf eine Antwort braucht. Ja – und Sie sollen Bennett Pearson zurückrufen.«
Abwehrend hob Tanya eine Hand. »Okay, okay. Lassen Sie den Musikern ausrichten, sie können jetzt Mittagspause machen. In einer halben Stunde bin ich da. Tom soll warten, wir gehen die Arrangements noch mal durch.« Wie, um alles in der Welt, sollte sie singen, einen Auftritt in Japan planen, einen neuen Film – oder entscheiden, ob sie einem Erpresser Schweigegeld zahlen sollte oder nicht? Als Jean das Büro verließ, wandte sie sich wieder zu ihrem Mann. »Ich glaube, du hast Recht – das alles ist nicht besonders erfreulich.«
»Manchmal schon, meistens nicht. Und für die wenigen schönen Momente zahlst du einen zu hohen Preis.« Unglücklich und erleichtert zugleich stand er auf. Tanyas Leben war ein Albtraum, und sie konnte ihn nicht zwingen, diese Qual mit ihr zu teilen. »Reden wir ein
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