Die Ranch
restliche Nacht im Krankenhaus verbringen?«, fragte Charlotte. »Ich würde Sie morgen noch einmal in die Stadt fahren.«
»Nein, danke, ich bleibe lieber da.« Entschuldigend schaute sie Gordons Chefin an. »Ich wollte ihm keine Schwierigkeiten bereiten …« Jetzt hatte das Versteckspiel keinen Sinn mehr.
Charlotte nickte lächelnd. »Das weiß ich. Machen Sie sich keine Sorgen. Alles ist okay. Seien Sie bloß vorsichtig, wenn die Presse davon erfährt …«
Auch Zoe warnte die Freundin davor, aber Tanya versicherte, da sei nichts zu befürchten. In dieser Klinik wusste niemand, wer sie war.
Nachdem sich die beiden Frauen und John Kroner verabschiedet hatten, kehrte sie ins Wachzimmer zurück. Inzwischen war Gordon eingeschlafen. Zwei Schwestern stellten ein Klappbett für Tanya auf.
Um sechs Uhr morgens wurde er in ein Krankenzimmer gebracht, und sie begleitete ihn. »Ich bin okay«, behauptete er und versuchte, sich aufzurichten. Aber nach dem starken Blutverlust war er viel zu schwach. »Fahren wir nach Hause.«
»Klar, du siehst großartig aus! Bleib liegen und halt den Mund!« Mahnend hob sie einen Finger. Das war eine wundervolle Gelegenheit, ihn herumzukommandieren.
»Glaubst du etwa, du kannst mir Vorschriften machen, nur weil du mir das Leben gerettet hast?«, erwiderte er grinsend. Dann fügte er in ernstem Ton hinzu: »Du musst todmüde sein. Jedenfalls bist du ganz blass …«
»Weil du mir schreckliche Angst eingejagt hast.« Bevor sie schlafen würde, wollte sie noch etwas zusammen mit Gordon unternehmen. Leider konnte der geplante Reitausflug nicht stattfinden. Sie rief Tom an und bat ihn, das
Wohnmobil in die Stadt zu fahren. Auf einem der weichen Betten konnte Gordon gefahrlos zur Ranch transportiert werden.
Glücklicherweise hatte er kein Fieber, und der Arzt erklärte, andere Komplikationen seien nicht zu erwarten. Mittags durfte Gordon die Klinik verlassen. Tanya schob seinen Rollstuhl, und beim Anblick des Wohnmobils stieß er einen leisen Pfiff aus. »Sehr diskret. Wie soll ich das Charlotte erklären? Oder wurden wir schon entlarvt?«
»Nun ja, als ich letzte Nacht im Wartezimmer saß und auf den Doktor wartete und Charlottes Arm umklammerte, hat sie vielleicht ein bisschen was geahnt … Aber im Ernst, sie war sehr nett und verständnisvoll.«
»Hoffentlich. Um die Wahrheit zu gestehen – ich hatte nicht vor, mich niederstechen zu lassen, während du in meinem Cottage übernachtest.« Er sah immer noch etwas genervt aus. Ansonsten hatte er sich erstaunlich schnell erholt. Nur sein Arm tat weh, wenn er sich bewegte, was er allerdings nicht zugab.
Der Arzt hatte ihm schmerzstillende Tabletten verordnet, aber Gordon meinte, ein Schluck Whisky würde genügen.
Im Wohnmobil half Tanya ihm auf eines der Betten und schob ein weiches Kissen unter den verletzten Arm. Dann brachte sie ihm eine Cola, und Tom startete den Motor.
Nach einer Weile starrte Gordon verwirrt aus dem Fenster. »So ungern ich dich auch darauf hinweise, Tan, dein Chauffeur fährt nicht zur Ranch, sondern nach China.«
»Ich dachte, eine kleine Spritztour würde dir gefallen.«
Um ihre Gefühle nicht zu verletzen, nickte er, obwohl er sich eher nach seinem Bett sehnte. »Übrigens, dieser Zwischenfall wird unser Liebesleben nicht beeinträchtigen.«
Lachend schüttelte sie den Kopf. »Nach allem, was du durchgemacht hast, sollte unser Liebesleben dein geringstes Problem sein.«
Und dann sah sie, dass sie das Ziel fast erreicht hatten. Aufgeregt spähte sie durchs Fenster, während das Wohnmobil um die letzte Kurve bog, und blickte über einen Felsvorsprung hinweg. Auch Gordon schaute hinaus. »Warum sind wir hierher gefahren? Klar, ich liebe diese Ranch, aber …« War sie einfach nur sentimental?
»Das hoffe ich.«
»Warum?«
»Weil sie mir gehört.«
»Was?«, rief er entgeistert. »Red keinen Unsinn! Das ist die alte Parker Ranch. Die kenne ich seit Jahren. Letzten Sonntag waren wir hier.«
»Ich weiß«, erwiderte sie selbstgefällig. »Und am Montag habe ich sie gekauft.«
»Bist du verrückt?« Er war völlig überwältigt. Sekundenlang fürchtete sie, er würde ihr böse sein. »Warum hast du das getan?« Wie gern würde er ihr glauben – aber es erschien ihm absurd. Am Sonntag war er mit ihr zu dem schönen alten Haus gefahren, und einen Tag später hatte sie's gekauft. Unvorstellbar …
»Hast du nicht gesagt, ich soll in dieser Gegend eine Ranch kaufen?«
»Und da hast du's getan? Einfach
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