Die Ranch
sehnsüchtig erwartet. Gordon hatte eine CD aufgelegt und Kaffee gekocht. Eine Zeit lang unterhielten sie sich, dann sanken sie voller Verlangen ins Bett. Während Tanya in den Armen ihres Liebsten lag, wünschte sie inbrünstig, sie könnte die Zeit zurückdrehen.
Mitten in der Nacht glaubte sie, Lärm zu hören. Ein Hund bellte, die Pferde begannen laut zu wiehern. Beunruhigt richtete sich Gordon auf.
»Stimmt was nicht?«, fragte Tanya leise.
»Keine Ahnung. Vielleicht treibt sich ein Kojote im Korral herum. Oder jemand geht vorbei. Kein Grund zur Aufregung.« Aber zehn Minuten später wieherten die Pferde immer noch, und es erklangen hämmernde Geräusche. Offenbar bäumten sich einige in ihren Boxen auf. Gordon beschloss, sich anzukleiden und nachzusehen, was die Tiere dermaßen erschreckte. Immerhin war er für sie verantwortlich.
»Ich warte hier auf dich«, versprach Tanya und beobachtete, wie er in seine Jeans und die Stiefel schlüpfte. Dann zog er einen Pullover über seine nackte Brust. Im Mondlicht sah er so attraktiv aus, dass sie ihn am liebsten zurückgehalten hätte. Als sie ihn zum Abschied küsste, spürte sie seine wachsende Erregung, und er lachte leise.
»Gleich bin ich wieder da.« Er rannte zum Korral, und Tanya spähte durchs Küchenfenster. Er bog um die Ecke, und dann konnte sie nichts mehr erkennen. Abgesehen vom Lärm der Pferde, erschien ihr die Nacht ruhig und friedlich. Nach einer Stunde war Gordon noch immer nicht zurückgekehrt, und sie begann sich zu sorgen. Was mochte geschehen sein? Musste er bei einem kranken Pferd bleiben? Da sie ihren nächtlichen Besuch in seinem Cottage geheim halten musste, durfte sie niemanden um Hilfe bitten. Schließlich zog sie sich an. Falls ihr jemand begegnete, würde sie einfach erklären, dass sie nicht schlafen konnte und spazieren gegangen sei.
Vorsichtig näherte sie sich dem Korral. Die Pferde waren verstummt. Und dann entdeckte sie den sonderbaren Bergbewohner, der Gordon mit seinem Gewehr bedrohte.
Mit leiser Stimme sprach Gordon auf den Mann ein. Ringsum standen blutende Pferde, eines lag am Boden. In der Hand schwang der Unbekannte ein großes Jagdmesser. Lautlos wich Tanya zurück, dann begann sie zu laufen. Bevor sie um die Ecke bog, knallte ein Schuss. Sie wusste nicht, ob der Mann auf sie gezielt hatte, und lief einfach weiter, denn sie musste möglichst schnell Hilfe holen. Hoffentlich würde er Gordon nicht ermorden …
Nein, daran wollte sie gar nicht denken. Während sie auf die Veranda des nächsten Cottages stürmte und gegen die Tür hämmerte, hörte sie keine weiteren Schüsse. Sie kannte den Cowboy, der hier wohnte – ein junger Bursche aus Colorado. Eine Decke um die Hüften gewickelt, öffnete er die Tür. Er glaubte, ein neues Feuer wäre ausgebrochen, was passieren konnte, wenn die Asche eine Zeit lang schwelte und wieder aufflammte. Aber er merkte Tanyas Gesicht sofort an, dass etwas viel Schlimmeres passiert war.
»Kommen Sie, schnell!«, flehte sie, packte seinen Arm und versuchte ihn mit sich zu zerren. »Im Korral steht ein Mann mit einem Messer und einem Gewehr. Mehrere Pferde sind verletzt. Und er bedroht Gordon.«
Wieso sie das wusste, konnte er sich nicht erklären, doch er stellte keine Fragen. Hastig ließ er die Decke fallen, während Tanya sich abwandte, und schlüpfte in seine Jeans. Dann rannte er zum benachbarten Cottage und klopfte an die Tür. Das Licht wurde eingeschaltet, der Bewohner kam heraus, und der junge Mann bat ihn, den Sheriff zu verständigen und die anderen Cowboys zusammenzutrommeln. Dann lief er mit Tanya zum Korral – gerade noch rechtzeitig, um zu beobachten, wie der Fremde auf ein Pferd sprang und Richtung Berge galoppierte. Dabei schwenkte er sein Gewehr und stieß wilde Flüche aus. Wenigstens feuerte er nicht mehr. Zwei tote Pferde lagen am Boden, eines erstochen, das andere erschossen. Auch Gordon war zusammengebrochen. Aus einer Wunde in seinem Arm quoll Blut. Sofort erkannte Tanya die Gefahr. Eine Arterie war durchtrennt worden, und er würde innerhalb weniger Minuten verbluten. Mit aller Kraft drückte sie ihre Finger auf die Wunde und rief dem jungen Cowboy zu, er solle Zoe aus ihrem Bungalow holen. Gordon drohte ohnmächtig zu werden. Zu ihrer Erleichterung blutete er nicht mehr so stark, aber er musste unbedingt bei Bewusstsein bleiben.
»Bitte, Darling, sprich mit mir!«, flehte sie. Ringsum wieherten die verletzten Pferde laut vor Schmerz. Trotz des Lärms verlor
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