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Die Ranch

Die Ranch

Titel: Die Ranch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steel Danielle
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Gordon die Besinnung. »Nein!«, schrie sie. Weil sie mit beiden Händen auf die Stichwunde drückte, konnte sie nicht in sein Gesicht schlagen. »Wach auf, Gordon!«, schluchzte sie. Endlich erschienen die anderen Cowboys, und es dauerte eine Weile, bis sie den Ernst der Lage erkannten. Während sie atemlos erklärte, was sie beobachtet hatte, sah sie Zoe im Nachthemd den Hang herablaufen, die Arzttasche in der Hand. Um Gordon vor ihrer Krankheit zu schützen, trug sie Gummihandschuhe.
    »Machen Sie Platz!«, befahl sie den Männern. »Danke …« Fragend schaute sie Tanya an und kniete neben Gordon nieder.
    »Jemand hat mit einem Jagdmesser auf ihn eingestochen und eine Arterie verletzt, deshalb blutet er so stark.« Vor einigen Jahren hatte Tanya an einem Erste-Hilfe-Kurs teilgenommen, so wusste sie einigermaßen Bescheid.
    »Lass ihn nicht los.« Vorsichtig bewegte Zoe den Arm. Beide Frauen wurden mit Blut bespritzt. Sofort verstärkte Tanya den Druck auf Gordons Wunde wieder, und Zoe legte ihm eine Aderpresse an. Aber sie fürchtete, er würde die schwere Verletzung nicht überleben. Tanya teilte diese Angst. Immer wieder rief sie seinen Namen, während seine Kameraden die Bemühungen der beiden Freundinnen entsetzt beobachteten.
    Inzwischen war auch Charlotte Collins in den Korral geeilt. Zwei Cowboys beklagten den Verlust der Pferde. Offenbar war der Angreifer geistesgestört. In knappen Worten berichtete der junge Bursche aus Colorado, was er gesehen hatte.
    »Was glauben Sie, wann die Ambulanz eintrifft?«, fragte Zoe einen der Männer.
    »In zehn bis fünfzehn Minuten.«
    Besorgt musterte sie Gordon, der elend aussah. Und sie konnte nicht viel tun. Er brauchte eine Bluttransfusion und Sauerstoff, und er musste so schnell wie möglich ins Krankenhaus gebracht werden. Als sie die Hoffnung schon aufgeben wollte, zerriss eine heulende Sirene die nächtliche Stille, und wenig später führte ein Cowboy die Sanitäter zu Gordon. Schluchzend presste Tanya ihre Hände auf seine Wunde, und Zoe versuchte sie zu trösten.
    Dann erklärte sie den Sanitätern die Situation. Innerhalb weniger Sekunden legten sie ihn auf eine Bahre und brachten ihn in den Krankenwagen. Zoe stieg mit ihnen ein, und jemand gab ihr einen langen Regenmantel, den sie über ihr Nachthemd zog. »Darf ich mitfahren?«, fragte Tanya.
    Da trat Charlotte zu ihr. »Kann ich Sie zum Krankenhaus bringen?« In ihrer Stimme schwang keine Missbilligung mit, nur Dankbarkeit, und Tanya nickte. In der Ambulanz wäre kein Platz für sie gewesen. Außerdem wollte Zoe verhindern, dass ihre Freundin mit ansah, wie Gordon starb, denn das war ernsthaft zu befürchten.
    Und so stieg Tanya in Charlottes Auto. Während sie der Ambulanz folgten, berichtete sie von dem Mann, den sie nachmittags im Wald gesehen und den Gordon für harmlos gehalten hatte.
    »Die meisten dieser Landstreicher tun keiner Fliege was zu Leide«, erwiderte Charlotte. »Einige sind nicht ganz richtig im Kopf. Vor ein paar Jahren hat ein eben entlassener Sträfling eine ganze Familie in ihren Schlafsäcken ermordet. Aber so etwas geschieht in dieser Gegend nur selten, und wir verschließen nachts nicht einmal unsere Türen.« Voller Mitleid warf sie einen Seitenblick auf Tanya, die leichenblass war und ihre Angst um Gordon nicht verbarg.
    Bis sie die Klinik erreichten, schien eine halbe Ewigkeit zu verstreichen. Beide Frauen schwiegen. Tanya war zu aufgeregt, um Konversation zu machen, wofür Charlotte Verständnis hatte. Sie wusste viel mehr, als Tanya ahnte, denn auf der Moose Ranch geschah nur wenig, was ihrer Aufmerksamkeit entging. Obwohl es dem Personal verboten war, private Beziehungen zu den Gästen einzugehen, ließ sich dergleichen nicht immer verhindern. Manchmal hielt sich das Schicksal nicht an die Spielregeln. Im Augenblick hoffte Charlotte nur, Gordon würde am Leben bleiben, alles andere konnte später geklärt werden.
    Im Krankenhaus kamen ihnen zwei Ärzte entgegen, die zum OP eilten. Sie fragten Zoe, ob sie mitkommen wollte, aber sie erwiderte, das halte sie für überflüssig. Sie wollte sich lieber im Wartezimmer um ihre Freundin kümmern.
    »Wie geht es ihm?«, fragte Tanya heiser.
    »Er lebt.« Mehr konnte Zoe im Augenblick nicht sagen, und sie wollte nicht lügen. »Aber es sieht sehr schlecht aus.« Bestürzt schüttelte Charlotte den Kopf. Während Tanya hemmungslos schluchzte, hielten beide Frauen ihre Hände fest. Es störte sie nicht, dass Charlotte ihre Tränen sah

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