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Die Rasse der Flügelmenschen

Die Rasse der Flügelmenschen

Titel: Die Rasse der Flügelmenschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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wenn zu diesem Zeitpunkt keine Unterkunft und keine Nahrung bereitgestellt sind, dann sterben die meisten Jungen?«
    »Sie können ersetzt werden«, sagte Trolwen mit einer Gleichgültigkeit, die van Rijn plötzlich wieder bewußt werden ließ, daß sein Begleiter doch nicht einfach ein Mensch mit einem Schweif und Flügeln war. Sein Ton wurde schärfer. »Aber die Frauen, die sie zur Welt bringen, sind für unsere Stärke wichtig. Eine junge Mutter muß gut gepflegt und ernährt werden, oder sie erreicht den Süden nie. Und bedenken Sie, welcher Anteil unserer Bevölkerung Mutter werden wird. Die Existenz der ganzen Herde als Nation steht auf dem Spiel.«
    »Ja«, sagte van Rijn. »Wir lassen uns am besten sehr schnell etwas einfallen, oder ich werde auch sehr hungrig.«
    »Ich habe Leute geopfert, um Sie zu retten«, sagte Trolwen, »weil wir alle hofften. Ihnen würde etwas einfallen.«
    »Nun«, sagte van Rijn, »das Problem besteht nur darin, meinen Leuten in Thursday Landing eine Botschaft zukommen zu lassen. Dann können sie im Handumdrehen herkommen, und ich lasse sie unter der Flotte aufräumen.« Trolwen lächelte. »Nein, nein«, sagte er. »So einfach geht das nicht. Ich kann und darf es nicht wagen, Zeit und Leben meiner Leute in einem wahnwitzigen Versuch, den Ozean zu überqueren, aufs Spiel zu setzen – nicht solange uns Drak’ho an der Kehle sitzt.
    Ich selbst hätte mich vielleicht anders entschieden«, fügte er plötzlich mit sehr leiser Stimme hinzu. »Aber meine Vollmachten sind beschränkt. Der Rat hat Angst vor euch drei schwingenlosen Monstren. Die einzige Sicherheit, die wir haben, ist eure Verzweiflung. Der Rat wird es nicht zulassen, daß euch geholfen wird, bevor nicht der Krieg vorbei ist.« Van Rijn hob die Schultern. »Ganz im Vertrauen, Trolwen, mein Junge, an seiner Stelle hätte ich es ganz genauso gemacht.«
     
6. Kapitel
     
    Nun ließ die Dunkelheit nach. Bald würden helle Nächte kommen, wenn die Sonne gerade unter dem Meeresspiegel den Himmel erhellte und ihn in ein weißes Licht tauchte. Schon konnte man beide Monde in voller Phase nach dem Sonnenuntergang sehen. Als Rodonis aus ihrer Kabine trat, erklomm der schnelle Sk’huanax den Horizont und raste zwischen den unzähligen Sternen auf die langsame und geduldige Lykaris zu.
    Rodonis entstammte altem Adel, und man hatte sie gelehrt, über den Mondglauben zu lachen. Trotzdem kauerte sie sich auf das Deck nieder und flüsterte der Mutter Lykaris ihren Kummer zu.
    »Ein Lied verspreche ich dir, ein Lied ganz für dich allein, gesungen von den besten Barden der Flotte. Oh, Lykaris, aber verschone bitte meinen Delp.«
    Das Plätschern der Wogen, das Ächzen der Planken, das Summen der Kabel, wenn der Wind sein Spiel mit ihnen trieb, das Klatschen der Segel und das ferne Klagen einer Flöte und all die Töne des eigenen Floßes, das Schnarchen der Männer und das Weinen der Kleinen – all das umgab sie in dieser kalten Leere des Achanmeeres wie ein Stück ihrer Heimat. Sie dachte an ihre eigenen Kinder, und der Gedanke gab ihr die Stärke, die sie brauchte. Sie breitete ihre Schwingen aus und erhob sich in die Lüfte.
    Von oben sah die Flotte wie eine Ansammlung plumper Schatten aus, und nur hin und wieder unterbrach das Blitzen einer Feuerstelle, wenn ein paar Männer noch an der Arbeit waren, die Monotonie. Die meisten lagen schon lange im Bett, müde vom Schleppen der Netze, dem Säubern und Salzen der Fische, der Arbeit an den Segeln der Flöße, dem Tangsammeln und dem Bäumefällen. Die Erholung von dieser Plagerei war, ebenso wie ihre Arbeit, rauh und hart: Tänze, sportliche Wettkämpfe, Lieder, die aus rauhen Kehlen beim Genuß des schweren Seebieres hinausgebrüllt wurden.
    Während sie diesen Gedanken nachging, war Rodonis stolz auf ihre Mannschaft. Sie waren die Herren der See, und die stolzen Banner von Drak’ho ruhten auf den Matrosen ihrer Flotte.
    Rodonis’ Schwingen schlugen schneller. Das Flaggschiff war nun nahe, und seine Türme stachen wie Berggipfel in die Finsternis. Es brannten viele Lampen an Deck und auch weiter unten in Räumen, vor deren Fenstern die Läden geschlossen waren, und Krieger zogen in endloser stiller Wacht um das riesige Schiff.
    Einer der Posten befahl ihr mit einem kurzen Pfiff, anzuhalten und flatterte näher. Das Mondlicht schimmerte auf seiner polierten Speerspitze. »Halt! Wer da?«
    Sie hatte es erwartet, so angehalten zu werden, aber jetzt klebte ihr die Zunge am Gaumen. Sie

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