Die Rasse der Flügelmenschen
Barbaren in den Wolken im Kampf entgegentraten und sie vertrieben.
Drei Nächte später lag Admiral Syranax im Sterben. Wäre er nicht krank geworden, so wäre Delp schon lange ein verstümmelter Sklave, aber in dieser neuen Spannung wurde das so widerspruchsvolle Urteil noch einmal aufgeschoben.
Sobald T’heonax einmal die Admiralitätswürde innehatte, dachte Rodonis, würde es keinen weiteren Aufschub mehr geben. Es sei denn …
»Würden Sie mir bitte folgen, Mylady?«
Sie waren sehr höflich, diese Offiziere, die sie über das Deck führten.
Man öffnete ihr eine Tür. Sie trat ein, und die Tür schloß sich hinter ihr mit einem dumpfen Geräusch. Sie befand sich in einem kleinen Raum mit dicken Teppichen und Pelzwerk an den Wänden. Der Raum wurde vom Schein einer Unzahl Lichter erhellt. T’heonax lag auf einer Couch und sah sie an. Er spielte mit einem der Erd’hoMesser.
»Setzen Sie sich«, sagte er.
Sie ließ sich auf ihrem Schweif nieder, und ihre Augen bohrten sich in seinem Blick fest.
»Was wollen Sie mir sagen?« fragte er schleppend.
»Lebt Ihr Vater, der Admiral, noch?« fragte sie dagegen.
»Ja, aber wohl nicht mehr lange, fürchte ich.«
Rodonis wartete.
»Nun?« fragte er. »Sie sagten etwas – von einer weiteren Meuterei?«
Rodonis setzte sich auf. »Ja«, antwortete sie mit eisiger Stimme. »Die Mannschaft meines Mannes hat ihren Kapitän noch nicht vergessen.«
»Das kann ich mir denken«, konterte T’heonax. »Aber ich glaube, ihnen ist inzwischen die Loyalität für die Admiralswürde eingebläut worden.«
»Loyalität für Admiral Syranax, ja«, sagte sie. »Aber an der hat es nie gefehlt. Sie wissen genauso gut wie ich, daß es gar keine Meuterei war – nur ein Aufruhr von Männern, die Sie nicht leiden können. Die wirkliche Meuterei aber wird sich gegen seinen Mörder richten.«
T’heonax sprang auf.
»Was meinen Sie damit?« brüllte er. »Wer ist ein Mörder?«
»Sie!« Rodonis stieß das Wort zwischen den Zähnen hervor. »Sie haben Ihren Vater vergiftet.«
Dann wartete sie, und die Zeit erschien ihr endlos. Sie wußte nicht, ob sie der Mann, der ihr gegenübersaß, für diese Worte nicht töten würde.
Und viel fehlte auch nicht daran. Er ließ erst von seinem Vorhaben ab, als sein Messer schon an ihrer Kehle saß. Seine Kiefer preßten sich wieder zusammen, und er sprang auf seine Couch. Dort stand er auf allen vieren, mit gekrümmtem Rücken, hocherhobenem Schweif und zuckenden Schwingen.
»Nur weiter«, zischte er. »Lügen Sie nur weiter. Ich weiß genau, wie sehr Sie meine Familie hassen, und das alles nur wegen dieses wertlosen Mannes, den Sie geheiratet haben. Die ganze Flotte weiß es. Meinen Sie denn, daß man Ihnen glauben wird?«
»Ich habe Ihren Vater nie gehaßt«, sagte Rodonis mit zitternder Stimme, denn sie war gerade sehr nahe am Tod vorbeigegangen. Er hat das Urteil über Delp gesprochen, ein Urteil, das ich für ungerecht hielt, aber immerhin, er hat es für die Flotte getan, und ich – und ich habe selbst Offiziersblut in meinen Adern. Sie erinnern sich, am Tage nach dem Überfall habe ich ihn bei mir zu Tisch geladen, als Zeichen dafür, daß alle Drak’honai nun zusammenhalten müssen.
»Ja, das haben Sie getan«, höhnte T’heonax. »Eine hübsche Geste. Ich weiß noch, wie die Gäste sich über das scharf-gewürzte Essen unterhielten. Und das kleine Andenken, das Sie ihm gegeben haben, diese glänzende Scheibe aus den Sachen der Erd’ho. Rührend! Als ob es Ihnen gehörte.«
»Nun, der fette Erd’ho hat es mir selbst gegeben«, sagte Rodonis. »Er hat es von seinem Gepäck gerettet, hat er gesagt. Er nannte es eine Münze, ein Handelsartikel bei seinen Leuten. Er sagte, die se Münze würde mich an ihn erinnern. Das war kurz nach dem Streit und kurz bevor er und seine Kameraden von der Gerunis auf das andere Floß gebracht wurden.«
»Das Geschenk eines Geizhalses«, sagte T’heonax. »Die Scheibe war ganz abgegriffen. Bah!« Seine Muskeln spannten sich wieder. »Nur zu, klagen Sie mich ruhig weiter an, wenn Sie es wagen.«
»Ich bin nicht dumm«, sagte Rodonis. »Ich habe Briefe hinterlassen, die meine Freunde öffnen werden, wenn ich nicht zurückkomme. Aber sehen Sie doch den Tatsachen ins Auge, T’heonax. Sie sind ehrgeizig, und die meisten Leute sind bereit, von Ihnen das Schlimmste anzunehmen. Nach dem Tode Ihres Vaters werden Sie Admiral, also praktisch Eigentümer der Flotte. Wie lange haben Sie darauf gewartet!
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