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Die Rastlosen (German Edition)

Die Rastlosen (German Edition)

Titel: Die Rastlosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippe Djian
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schnell wie möglich zu vergessen.
    Annie Eggbaum war nicht besonders attraktiv, aber sie konnte ihm helfen, seine alte Ausgeglichenheit zurückzugewinnen, wenn er nur wollte. Ihr Gesicht war ziemlich unansehnlich und reizlos, und auch ihre Arbeiten glänzten nicht durch besonderes Niveau oder Originalität. Aber sie hatte eine gute Figur, und je weiter das Jahr voranschritt, desto tiefer ausgeschnitten war ihr Dekolleté.
    Er war mit seinem neuen Auspuff ins Büro zurückgefahren und korrigierte gerade ein paar Texte, als sie sich mit ihren ausladenden Brüsten über seinen Schreibtisch beugte und ihn wieder einmal um Nachhilfestunden bat, die sie so dringend brauche. Was das anbelangte, hatte sie nicht unrecht – dieses arme Mädchen würde nie in der Lage sein, auch nur eine einzige Zeile zu schreiben.
    »Hören Sie, Annie, ich weiß nicht, was ich Ihnen sagen soll. Setzen Sie mich nicht unter Druck. Diese Nachhilfe bringt doch nichts. Sie haben keinerlei musikalisches Gespür, und ich fürchte, daran kann ich nichts ändern. Warum schlagen Sie sich das nicht endlich aus dem Kopf?«
    »Ich werde hart arbeiten. Ich werde noch härter arbeiten. Schreiben ist Transpiration. Neunundneunzig Prozent Transpiration. Das sagen Sie uns doch immer wieder.«
    »Ich muss mit Ihnen über das eine Prozent Inspiration sprechen, Annie, da führt kein Weg dran vorbei. Und das wird für keinen von uns beiden sehr angenehm sein.«
    Er spendierte ihr eine Zigarette. Er war auch deswegen bei den Studenten so bekannt, weil er absolut nicht in der Lage war, ihnen das Rauchen zu verbieten – wenn er sie nicht gar dazu ermunterte.
    »Das ist das Schwierigste: sich einzugestehen, dass man nichts taugt«, sagte er, als er mit einem Schulterzucken hinter seinem Schreibtisch hervorkam. »Das ist wirklich sehr schwierig… Aber alles hängt davon ab, was man sich für eine Vorstellung macht von der Sache, stimmt’s? Manche legen die Latte lieber nicht zu hoch an, damit sie auf der sicheren Seite sind. Ist es das, was Sie wollen? Schauen Sie mich an. Sehe ich unglücklich aus? Hören Sie auf meinen Rat, Annie, geben Sie’s auf. Das ist keine Schande. Machen Sie sich nicht unglücklich. Warten Sie nicht, bis Sie so alt sind wie ich, um den Tatsachen ins Auge zu sehen. Sie sind noch jung und unversehrt. Seien Sie klug. Seien Sie klug, junge Frau.«
    Er fragte sich, ob sie sich auf seinen Schreibtisch setzen würde, und war überzeugt, dass es darauf hinauslief. Die Stimmung passte, die Gänge lagen still da, das Licht der Morgensonne schimmerte durch die Bäume am östlichen Rand des Campus. Es war noch frisch, aber die meisten Studentinnen hatten schon ihre Miniröcke hervorgeholt, und der von Annie war nicht der längste. Viele Dozenten klagten über das Phänomen, und ihre Frauen trafen sich regelmäßig zum Tee, um die anstößige und unschickliche Kleidung anzuprangern, zu der viel zu viele Studentinnen bei Einzug des Frühlings übergingen.
    Auch Marianne ereiferte sich gern über die Abmessungen dieser gewagten Stofffetzen – die kaum größer waren als Taschentücher. Jedes Jahr ritt sie ein bisschen mehr auf dem Thema herum. Jedes Jahr wurde sie in dieser Angelegenheit etwas heftiger. Und er blieb nicht verschont. Er wurde als potentielles Opfer hingestellt – scheinheilig, schwach, willig –, eine erbärmliche Nussschale, die sich vom kleinsten Lüftchen mitreißen ließ. Daran sah er, dass sie älter wurde, dass sie beide älter wurden, an diesem bitteren Beigeschmack ihrer Worte, an diesem vorwurfsvollen Ton – obwohl sie ihn noch nie auf frischer Tat ertappt hatte.
    »In nicht mal zehn Minuten fängt unser Seminar an«, sagte er.
    »Schon möglich«, antwortete sie. »Hören Sie, ich kann auch nichts dafür, dass mein Vater reich ist. Das habe ich mir nicht ausgesucht.«
    »Ich wünschte, meiner wäre es gewesen, wenn ich jetzt so darüber nachdenke.«
    »Übrigens sind es keine zehn Minuten, sondern zwanzig. Minimum. Die sind wie hypnotisiert von diesen Typen.«
    »Natürlich sind sie hypnotisiert. Wahrscheinlich machen sie sich Notizen. Wer hat nicht schon mal auf die andere Seite des Großen Teichs geschielt. Und wenn es nur ein einziges Mal war. Sind Sie nicht fasziniert von Martin Scorsese? Möchten Sie nicht in sein Gehirn schlüpfen können, um ein Drehbuch zu schreiben?«
    »Ist er hier?«
    »Aber nein, natürlich nicht. Martin Scorsese. Wachen Sie auf, Annie. Martin Scorsese hier? Mit welchem Geld denn? Schauen Sie

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