Die Ratte des Warlords (German Edition)
es kapiert. Du bist eine Ra tte. Weil du eine weiße Ratte bist, hast du keinen Anstand und konntest so verhandeln, du bist nicht an unsere Kodexe gebunden."
Trotz dieser Einsicht klan g er sauer. Kepler war es egal.
Er ließ Baris bei A bdullahs Männern zurück und fuhr zum Hotel. Kobi schob immer noch Wache vor der Tür des Zimmers, in dem Abudi sich mit dem Regierungsbeamten unterhielt. Adil stand neben Kobi.
"Wie weit sind sie?", fragte Kepler den Sekretär.
"Sie haben auch ein paar Stunden geschlafen", antwortete Adil. "Jetzt sprechen sie wieder. Das wird wohl noch etwas dauern." Er lächelte. "Der General ist im Vorteil und er wird ihn gründlich ausnutzen wollen."
"Okay ." Kepler sah auf die Uhr. "Wir haben jetzt kurz vor fünf. Geh zu Abudi und bring ihn dazu, bis halb neun fertig zu sein. Spätestens um neun muss ich diesen... diesen Pudding an Khartum ausliefern." Kepler sah den Sekretär nachdrücklich an. "Adil, mach dem General klar, dass es sonst Krieg mit der Regierung gibt. Ich werde sie nicht länger zurückhalten können."
Ohne ein weiteres Wort und ohne auf Adils Antwort zu warten ging er weg.
Er fuhr zurück zu der Straße vor der Stadt. Die Milizen, die immer noch die Straße blockierten, ließen die unbeteiligten Fah rzeuge nach einer Überprüfung langsam passieren. Die Regierungstruppen lagerten neben der Straße, aber es waren jetzt mehr, zwei LKW mit Soldaten waren dazugekommen.
Kepler hielt sich nicht damit auf, mit Abdullah oder sonst j emand zu sprechen, er fuhr durch zu den Regierungstruppen. Einige Meter vor dem ersten Fahrzeug blieb er stehen und nahm die Glock in die Hand. Einen Moment später kam der Offizier, mit dem er vorhin gesprochen hatte.
"Spätestens um neun", sagte Kepler ihm.
"Keine Minute später", schnaubte der Offizier, drehte sich um und ging davon.
Kepler legte den Rückwärtsgang ein und fuhr bis zu den eigenen Linien. Dort wendete er. Er sah Abdullah, rief ihn zu sich und setzte ihn über den Zeitplan in Kenntnis, dann fuhr er zurück.
Im Hotel ging er in das Zimmer, in dem er geschlafen hatte. Adil und die Gardisten waren dort, sie saßen schweigend auf den Betten. Der Sekretär nickte ihm auf seine stumme Frage zu.
"Gut", sagte Kepler. "Lasst uns was essen gehen."
Sie gingen in das Restaurant des Hotels. Sie nahmen an einem großen Tisch Platz und wurden sofort bedient. Die Kellner ließen die wenigen anderen Besucher einfach warten. Die anderen Gäste, mit einer Ausnahme alles weiße Geschäftsleute, beäugten mehr oder weniger diskret die Gardisten und vor allem Kepler, und warteten ergeben, bis sich wieder um sie gekümmert wurde.
Kepler war es gleichgültig, er ließ sich den Lammspieß schmecken, genauso wie die Gardisten, in Weriang gab es nur einmal in der Woche Fleisch. Danach bestellte Kepler ein Bier, die Milizen schienen sich nicht daran zu stören.
Sie li eßen sich mit dem Essen über eine Stunde Zeit. Nachdem sie fertig waren und sich in den Stühlen zurücklehnten, sah Kepler die Gardisten an.
"Könnte einer von euch meine Jung s oben ablösen?", bat er sie. "Sie schieben schon seit Stunden Wache."
Die Gardisten sahen einander an. Kepler hatte ihnen eigentlich nichts zu befe hlen, sie unterstanden nur Abudi. Aber er hatte es die ganze Zeit getan und sie hatten gehorcht. Dieses Mal hatte er zwar nur gebeten und sie hätten seine Bitte abweisen können. Doch sie wussten, dass er sie hatte schlafen lassen, deswegen nickten sie und erhoben sich. Kepler sah ihnen nach, als sie das Restaurant verließen. Zwei Minuten später kamen Massa, Kobi und Musi herunter. Kepler wies sie an, zu essen und danach die anderen Männer abzulösen, damit auch sie essen konnten. Danach ging Kepler an die Bar und verlangte eine Zigarre. Er bekam eine und setzte sich in der Lobby in einen ausgefransten Klubsessel.
Auf dem kleinen Tisch daneben lag eine Auswahl englischer und französischer Zeitungen. Die nächsten zwei Stunden lang rauchte Kepler die nicht besonders gute Zigarre und studierte die drei Wochen alten Zeitungen.
Punkt halb neun geleitete ein Gardist den Regierungsbeamten herunter. Der Dicke hatte einen Teil seiner Selbstsicherheit wiedererlangt, sie schwand aber, sobald er Kepler sah. Der Gardist übergab ihm den Beamten. Kepler wies wortlos auf den Jeep draußen.
Sie fuhren schweigend, der Beamte versuchte sich dabei kleinzumachen.
"Sie sind Ausländer", sprach er, als sie Abudis Milizen passiert ha tten. "Was geht Sie das Ganze hier an?
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