Die Ratte des Warlords (German Edition)
er nichts und ruhte sich erstmal aus.
Danach brauchte Abudi einen Flughafen unter seinem Einfluss , bevor er in den Süden zu den Ölquellen und Kupferminen vorstieß. Der Airport in Kaduqli gehörte quasi der UNO, er wurde nur von ihr und nur für ihre Zwecke benutzt.
Der nächste war in Heglig. Aber in der Nähe dieser Stadt gab es sehr viel Erdöl und somit sehr viel Regierungsmacht. Es blieb nur der Flughafen in Malakal.
In der Gegend um die Hauptstadt der Provinz A'ali an-Nil, die Autonomie anstrebte, quoll der Boden geradezu vor Erdöl und Edelmetallen über. Deswegen wollte die Zentralregierung die Provinz halten, aber anders als in Heglig hatte sie dort kaum wirkliche Macht, sie teilte sie mit etlichen Warlords, die sich untereinander nicht einig waren. Khartum hatte große Angst davor, dass die Warlords in Malakal sich zusammentun könnten. Deswegen war die Regierung inoffiziell an der Zusammenarbeit mit Abudi interessiert. Er wollte keine Autonomie, und es war für die Regierung besser, nur einen Verhandlungspartner zu haben. Aber noch mehr hoffte sie, dass Abudi die anderen Warlords nicht nur ausrotten würde, sondern dass er sich in den Kämpfen mit ihnen aufrieb.
Kepler kannte ihn jedoch besser. Abudi war wirklich der einzige, der über den eigenen Tellerrand hinausschauen konnte. Für die Regierung würde das Ganze nach hinten losgehen. Abudi wollte nicht erst die Gegend um Malakal säubern und Khartum damit in die Hände spielen. Er wollte die Stadt als Brückenkopf benutzen. Die dort stationierte Garnison konnte vielleicht einem anderen Warlord Paroli bieten, gegen Abudi hatte sie keine Chance. Entgegen Khartums Annahme war dem General diese Tatsache bewusst. Und sobald er die Regierung dahingehend aufgeklärt haben würde, stand er Khartum als ebenbürtiger Partner gegenüber. Die Regierung würde ihn dann nicht wie gehofft anweisen können, sondern mit ihm verhandeln müssen. Erst danach würde Abudi sich um die Warlords in A'ali an-Nil kümmern.
Er würde mit ihnen fertig werden, sie waren geistig nicht in der Lage, strategische Allianzen zu bilden.
Abudi beauftragte Colonel Tatuki mit der Eroberung Malakals. Sobis Kompanie wurde ihm für die Dauer des Feldzuges als autonome Einheit zugeteilt. Sowohl Tatuki als auch Sobi bekamen bezüglich der Einsatzkriterien der Einheit unmissverständliche Aweisungen erteilt.
Das Gesicht des Majors war wie von Zahnschmerzen verzogen, als er die Einheit von dem neuen Auftrag in Kenntnis setzte. Ihm missfiel, dass Kepler die taktische Befehlsgewalt innehatte, sobald die Ziele und die allgemeine Vorgehensweise definiert waren.
Sobi ließ seine Einheit drei Tage vor dem Abmarsch der Hauptstreitmacht au srücken. Mit ihren zwei Jeeps fuhren sie kurz vor die südwestliche Grenze von Abudis Reich von Qurdud aus gesehen, Malakal lag unweit dahinter. Sie ließen die Fahrzeuge im Dorf Duut stehen und gingen zu Fuß weiter.
Die Gegend bot kaum Deckung, außer Hirsefeldern gab es nicht viel Vegetation. Solange die Männer auf Abudis Seite des Weißen Nils blieben, bereitete es ihnen auch keine Schwierigkeiten. Sie marschierten zum Fluss und warteten auf den Einbruch der Dunkelheit.
Mit schäbiger Kleidung getarnt mischten sich die Männer in Zweier-Gruppen unter die Bauern, die zum Markt nach Malakal wollten, und setzten in der Morgendämmerung über den Nil. Die Brücke wurde nur minimal bewacht, niemand hatte Schwierigkeiten auf das andere Ufer zu kommen.
V ier Milizen unter Massas Kommando sollten die Brücke besetzen und sichern, sobald die Hauptstreitmacht da war. Die fünf Männer nahmen sämtliche Waffen der Einheit und versteckten sich in den Büschen am Ufer.
Als Weißer fiel Kepler in Malakal nicht sonderlich auf, es gab einige westliche Firmen in der Gegend. Deren Mitarbeiter sahen zwar nicht wie Touristen aus, sie trugen aber auch keine Kampfmittelwesten. Wenigstens glichen ihre Hosen der von Kepler, und mit ihr, dem grünen T-Shirt und Stiefeln ähnelte er den Ölarbeitern, die ihre freie Zeit in Malakal zubrachten. Die Glock steckte zwar unter dem Shirt in seinem Gürtel, ohne seine Weste, die er zusammen mit dem Gewehr bei Massa gelassen hatte, fühlte er sich unwohl.
Während er mit dem Rest der Einheit die Stadt aus kundschaftete, bewunderte er ansonsten wieder Abudis strategisches Geschick für die Wahl des Zeitpunktes für die Operation. Eine Choleraepidemie, die vor kurzem in Malakal gewütet hatte, hatte die Stadt von Regierungssoldaten
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