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Die Ratte des Warlords (German Edition)

Die Ratte des Warlords (German Edition)

Titel: Die Ratte des Warlords (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Löwen
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nahezu leergefegt. Sobi bestätigte das dem Hauptquartier über das Satellitentelefon und wurde angewiesen, sich zusätzlich zum Brückenkopf am Nil auch um die Garnison zu kümmern. Deren Stützpunkt befand sich zwischen Malakal und dem achtzehn Kilometer entfernten Flughafen. Die Einheit hatte die Garnison davon abzuhalten, den wenigen in Malakal dislozierten Soldaten zu Hilfe zu kommen, sobald Tatuki die Stadt angriff. Kepler fragte sich, wie Abudi die Miliz ohne Aufsehen an die Stadt heran bringen wollte, aber das war nicht sein Problem.
    E r suchte lange eine Stelle, von wo aus sie die ihnen übertragene Aufgabe am effektivsten erledigen konnten. Schließlich wählte er dafür die alte Ölbohranlage aus, die etwa anderthalb Kilometer vom Fort entfernt lag. Die Maschinen waren schon lange stillgelegt und rosteten vor sich hin. Kepler, Sobi und Kobi schlichen sich in der Nacht auf eine der Plattformen und legten sich dort auf Lauer.
    Baris schickte Kepler etwa dreihundert Meter weiter hinten in Stellung. Er sollte ih m beim Rückzug Deckung geben und wurde seinerseits von zwei Männern begleitet. Die drei übrigen Mitglieder der Einheit bezogen Stellungen in einem größeren Umkreis, um die Flanken zu sichern.
    Kepler lag neben einem klotzigen Apparat auf der Ölbohranlage. Sobi hatte mit einem Fernglas die Stellung links neben ihm bezogen, damit er nicht von heißen ausgeworfenen Hülsen getroffen würde. Kobi lag mit dem Entfernung smesser noch weiter links, neben einem metallenen Gegenstand, der zwischen ihm und Sobi aus dem Boden herausragte. Die Stellung war nicht besonders gut sichtgeschützt, aber sie lagen unter Tarndecken, und solange sie sich nicht durch Bewegungen bemerkbar machten, würden sie nicht entdeckt werden.
    "Ich muss pissen", sagte Kobi am Morgen. "Wir li egen schon seit Stunden."
    "Mach in die Hose", wies Kepler an.
    "Im Ernst?", fragte sein Einweiser mitleidheischend.
    "Bewegst du dich, erschieße ich dich . Oder der Major tut es."
    Er hörte Kobis leises wehleidiges Stöhnen, dann ein angewidertes Schnaufen, dann nahm Kepler den stechenden Geruch des Urins wahr.
    Abudi nutzte auch die menschliche Physiologie aus, Tatukis Angriff begann am frühen Nachmittag, als die Soldaten im natürlichen Leistungstief des Tages schwerfälliger wurden. Die Truppen des Generals waren mit Kähnen und Flößen auf dem Wasserweg nach Malakal gekommen. Deswegen waren die Milizen ausgeruht und konnten beherzt angreifen.
    Auch dieser Plan ging auf, die Regierungssoldaten im Fort waren nicht die schnellsten. Erst zehn Minuten nach dem Beginn der Schießerei in der Stadt hatten sie einen Fahrzeugtross zusammengestellt und wollten ausrücken.
    "Los geht’s", sagte Sobi. "De n Offizier im vorderen Jeep", wies er Kepler an.
    Kobi flüsterte ihm die Entfernung zu, aber er schoss auf den rechten Vorderre ifen. Der Jeep kam schlitternd zum Stehen.
    "Was soll das?", fauchte Sobi wütend.
    "Warte", erwiderte Kepler knapp.
    Die Fahrzeugkolonne hinter dem Jeep kam zum Stehen, die Soldaten sti egen aus. Der Offizier tat es ebenfalls.
    "Ah, gut", sagte Sobi mit widerwilliger Zustimmung. "Schieß."
    Kepler schoss, aber auch dieses Mal nicht auf den Offizier. Als die Luft aus dem Reifen des LKWs hinter dem Jeep mit einem Knall entwich, begannen die Soldaten zu verstehen, was hier nicht stimmte. Mit Waffen im Anschlag sahen sie sich verwundert um, wussten aber nicht, wohin sie schießen wollten.
    Sobi fluchte.
    "Was soll das?", wiederholte er erbost.
    "Wenn wir sie festnageln, haben wir unseren Auftrag erfüllt", antwortete Ke pler. "Und wenn sie sehen, dass wir ihnen eigentlich nichts wollen, dann kämpfen sie vielleicht nicht verbissen bis zum Schluss."
    Eine Sekunde später spürte er die Mündung einer Glock an der Schläfe.
    "Du sollst nicht denken", fauchte der Major, "so ndern nur schießen, klar!"
    "Sobi , ich habe dir schon mal die Knarre abgenommen", erwiderte Kepler ruhig. "Also nimm sie entweder runter oder erschieß mich sofort." Er sah seinem Kommandeur in die Augen. "Ruf Abudi an und schlag es ihm vor. Er kann die Soldaten friedlich abziehen lassen, dann würden wir ein paar Leben retten, auch auf unserer Seite, und er hätte bei der Regierung einen gut."
    Sie maßen sich einige Momente lang mit den Blicken, dann steckte Sobi die Pistole weg und holte das Satellitentelefon heraus. Kepler legte wieder an.
    Die Soldaten waren indessen ausgeschwärmt und suchten das umliegende Gelände nach dem Schützen ab, der

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