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Die Ratten

Die Ratten

Titel: Die Ratten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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Fenster offen war, und weil es zu dem schmalen Gang zwischen dem Gebäude und der Mauer um das Schulgebäude hinaus lag, wurde es nicht von Gitterstäben geschützt. Und auf dem Boden vor dem Fenster saß eine der Ratten.
    Wie sie es geschafft hatte, über die Mauer zu klettern, würde Harris nie erfahren, aber die Ratte war da, als wäre sie ein Kundschafter für die anderen. Sie blickte hin und her, schnüffelte herum, und ihre spitze Nase zuckte. Die Ratte sah Harris und stellte sich auf die Hinterfüße. Sie war mindestens einen halben Meter groß. Der Lehrer betrat das Klassenzimmer und schlug die Tür hinter sich zu. Er mußte dieses Fenster schließen.
    Diese besondere Ratte verlor keine Zeit damit, ihr Opfer abzuschätzen. Sie schnellte aus dem Stand vorwärts, sprang auf Harris zu und zielte auf seine Kehle. Doch der Lehrer war genauso schnell. Noch bevor sich die Ratte zum Sprung spannte, packte er einen Stuhl und schwang ihn vor sich. Der Stuhl traf die Ratte mitten im Sprung wie ein Kricketschläger einen Ball und warf sie zur Seite, wobei Holz splitterte. Die Ratte landete auf den Füßen und sprang wieder auf Harris zu. Er knallte ihr den Stuhl auf den Rücken. Die Ratte war sekundenlang benommen, aber nicht schlimm verletzt. Doch der Lehrer hatte Zeit gewonnen, um den schweren Schürhaken zu packen, der am kalten Kamin hing. Harris schlug den Feuerhaken mit aller Wucht auf den Schädel der Ratte, mehr von Haß als von Furcht erfüllt. Es klatschte dumpf. Dann schlug er wieder zu. Und noch einmal. Er wandte sich zum Fenster und sah, daß eine weitere Klaue auf dem Fensterbrett auftauchte. Ohne zu zögern schwang er den Schürhaken und schlug die Ratte zurück in den schmalen Durchgang. Dann zog er das Fenster zu, lehnte sich dagegen, rang um Atem und versuchte, das Zittern seiner Knie unter Kontrolle zu bekommen. Die Fensterscheibe war dick und von feinem Drahtgitter durchzogen.
    »Es müßte sie abhalten«, sagte er laut.
    Dann ging er zur Tür des Lehrerzimmers, öffnete die Tür und ging hinaus. Bevor er abschloß, warf er noch einen Blick auf die Kreatur, die auf dem Teppich lag.
    Der Körper der Ratte mußte mindestens einen halben Meter lang sein, der Schwanz weitere 20 oder 25 Zentimeter. Das struppige Fell war nicht richtig schwarz, sondern dunkelbraun und mit vielen schwarzen Flecken gesprenkelt. Der Kopf war im Verhältnis zu den normalen Ratten größer, und ihre Schneidezähne waren lang und zugespitzt. Die halbgeschlossenen Augen waren glasig und starr vom Tod, doch die Zähne waren nur zum Teil verdeckt, so daß es aussah, als grinse das Tier böse. Sogar tot wirkte der Körper noch tödlich, als könne die Krankheit, die in ihm war, durch eine bloße Berührung übertragen werden.
    Draußen auf dem Gang sah Harris, daß die Kinder zur Treppe geführt wurden.
    »Alles in Ordnung, Mr. Harris?« Der Direktor eilte auf ihn zu.
    »Ja. Ich habe eines der Monster erschlagen.« Erst jetzt bemerkte Harris, daß er noch den blutbesudelten Feuerhaken in der Hand hielt.
    »Gut gemacht. Nun, die Schule ist verrammelt, und die Polizei wird bald hier sein. Ich glaube, wir haben nichts mehr zu befürchten«, sagte der Direktor zuversichtlich, doch sein Lächeln verschwand sofort bei Harris' nächsten Worten. »Und wie steht es mit dem Kellergeschoß?«
    Beide wandten sich zur Treppe, die in den Keller führte, und sie rannten, als sie sich ihr näherten. Auf dem oberen Treppenabsatz blieben sie stehen und spähten in das Halbdunkel hinab.
    »Ich glaube, es ist alles in Ordnung«, sagte der Direktor. »Mr. Jenkins, der Hausmeister, ist vermutlich dort unten und überprüft den Boiler. Es dauert immer eine Weile, bis wir Montagmorgen richtig heißes Wasser haben. Der Himmel weiß, daß ich mich oft genug über das kalte Wasser an Montagen beschwert habe...« Er verstummte und war leicht verärgert, weil der junge Lehrer weitergegangen war und offenbar überhaupt nicht zugehört hatte.
    Harris näherte sich vorsichtig der Tür zum Kellergeschoß und lauschte daran. Er hielt einen Finger auf die Lippen und bedeutete dem Direktor zu schweigen, als dieser herangekommen war.
    »Ah, nur die Ruhe, Mann.« Der Direktor schob Harris ungeduldig zur Seite, packte die Klinke und zog die Tür weit auf. »Jenkins, sind Sie...« Er verstummte abrupt.

Im Keller wimmelte es von schwarzen, huschenden Schatten. Ein kleines Fenster hoch oben, auf einer Höhe mit dem Schulhof, stand weit offen, und mehr Ratten zwängten sich

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