Die Ratten
Dort werden wir sicherer sein.« Harris half dem Direktor auf. Sie gingen den Flur entlang zu der Tür, die zur Treppe führte.
Als Harris die Tür öffnen wollte, stellte er fest, daß sie abgeschlossen war.
»Hey, die Ratten können keine Türen öffnen!« rief er und hämmerte mit der Faust dagegen.
Sie hörten Schritte, dann wurde aufgeschlossen und jemand öffnete die Tür.
»Verzeihung, ich wußte nicht, daß noch jemand unten ist«, entschuldigte sich Ainsley und schob seinen kahlen Kopf durch den Türspalt. »O Mann, ist alles in Ordnung?« fragte er besorgt und starrte auf ihre blutige Kleidung.
Sie stützten den Direktor, trugen ihn fast hinaus und schlossen die Tür hinter sich.
»Ist mit den Kindern alles klar?« fragte Harris.
»Die Mädchen werden ein bißchen hysterisch, aber die Jungen haben immer noch viel Mumm«, erwiderte Ainsley, während er unter dem Gewicht des Direktors keuchte.
»Sie werden ihn brauchen«, murmelte Harris.
Sie brachten den verletzten Direktor in sein Büro und setzten ihn auf den Stuhl.
»Ich komme jetzt zurecht. Gehen Sie und sehen Sie nach den Kindern.« Das Gesicht des Direktors war totenbleich, und Harris fragte sich, ob es nur Einbildung war oder ob es tatsächlich schon eine Spur gelb war. Und sah die Haut wirklich gespannt aus oder war das nur auf die Schmerzen zurückzuführen?
»Mr. Ainsley wird Ihre Verletzungen behandeln, Sir«, sagte Harris. »Ich gehe und stelle fest, was los ist.«
Er verließ das Büro und hatte Mitleid mit dem Mann, den er zwar nie besonders gemocht, aber immerhin respektiert hatte. Den Anblick, als er wie ein entsetztes Kind über den Boden gekrochen war, würde er nicht so schnell vergessen.
Harris betrat ein Klassenzimmer, das voller Lehrer und Kinder war, und alle Köpfe ruckten zu ihm herum. Er be-merkte, daß die Tür zum angrenzenden Raum offenstand und besorgte Gesichter ins Klassenzimmer spähten. Er forderte die Lehrer mit einem Wink auf, sich um ihn zu versammeln.
»Der Direktor ist verletzt«, sagte er so leise, daß die Schüler es nicht hören konnten. »Ich denke, wir sind hier oben sicher genug, aber wir werden die Türen verbarrikadieren, nur für den Fall, daß die Ratten die Treppe heraufkommen. Die größeren Jungen können helfen, Tische, Pulte und Stühle gegen die Tür zu schieben.«
Grimble, ein Mann mit schnabelförmiger Nase, drängte sich vor. »Als stellvertretender Direktor muß ich sagen. ..«, begann er.
»Wir haben jetzt keine Zeit für interne Politik, Grimble«, fuhr Harris ihn an, und einige der jüngeren Lehrer lächelten verstohlen hinter vorgehaltener Hand. Grimble war nicht beliebt und für seine hinterhältige und kleinliche Art bekannt. Er wandte sich ärgerlich ab.
Harris ging zum Fenster und öffnete es. Er sah viele Streifenwagen und einen Wagen mit Hunden. Einige der Polizisten trugen Schutzkleidung. Zwei Feuerwehrwagen bogen um die Ecke am Ende der Straße, und ihre Sirenen verstärkten noch den Lärm. Eine Menschenmenge hatte sich auf der schmalen Straße angesammelt.
Unten auf dem Schulhof hatte sich die Zahl der Ratten beträchtlich verringert. Dann entdeckte Harris, warum. Die Ratten verschwanden zu zweit oder dritt durch das kleine Fenster am Boden, das in den Heizungskeller führte. Andere Ratten waren auf dem Weg zu dem schmalen Durchgang an der Seite des Gebäudes. Harris nahm an, daß das Fenster des Lehrerzimmers ihr Ziel war.
Harris hörte hinter sich Schreie. Er wandte sich um und stellte fest, daß eines der Mädchen hysterisch geworden war, und Klassenkameraden und eine der Lehrerinnen versuchten, die Schülerin zu beruhigen.
Eine Stimme ertönte durch ein Megaphon. »Ist dort oben alles in Ordnung? Ist jemand verletzt?«
Harris hielt die Hände als Schalltrichter vor den Mund und rief: »Ja, hier ist soweit alles okay. Wir haben einen Verletzten!«
»Verstanden. Verbarrikadieren Sie sich. Wir wissen noch nicht, wie sich die Ratten weiterhin verhalten, aber es könnte sein, daß sie versuchen, zu Ihnen vorzudringen.«
Natürlich werden sie das versuchen, dachte Harris. Was glaubst du Blödmann denn, weshalb sie hier sind? Zu einem Schulausflug? Er rauchte ungeduldig, während sich der Polizist umwandte und den Besatzungen der Streifenwagen Anweisung gab, den Weg für die Feuerwehrwagen frei zu machen.
Dann wandte sich der Polizist wieder dem Schulgebäude zu und hielt von neuem das Megaphon an den Mund. »Wir werden als erstes die Hunde auf sie ansetzen, und
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