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Die Rattenhexe

Die Rattenhexe

Titel: Die Rattenhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Morgenstunde Pech haben und höchstens eine Putzfrau antreffen, wenn überhaupt. Der Besuch lohnte sich erst am Abend.
    Bis dahin gingen noch einige Stunden ins Land. Ich konnte die Zeit nutzen, um mehr über Senta de Fries zu erfahren. Ein Besuch bei ihr konnte sich durchaus lohnen.
    In der Bar wohnte sie bestimmt nicht, aber die Adresse herauszufinden war bestimmt leicht.
    Das Telefon meldete sich. Es gefiel mir nicht, daß meine Gedanken unterbrochen wurden, aber ich hob trotzdem ab und meldete mich nicht mit meinem Namen.
    »Hi, John, Sie sind es tatsächlich.«
    Für einen Moment saß ich starr und schaute auf meine Kaffeetasse, ohne sie richtig zu sehen. Wenn das keine Überraschung war, wollte ich einer der Marx Brothers sein.
    »Hat es Ihnen die Sprache verschlagen?«
    »Allerdings«, gab ich zu.
    »Nun ja, nicht jeder ist es gewohnt, am frühen Morgen angerufen zu werden, aber ich wollte mich erkundigen, ob Sie die nächtliche Fahrt gut überstanden haben.«
    »Das kann man wohl sagen, Senta.«
    »Schön. Ich auch.« Sie räusperte sich. »Wann sind Sie denn zu Hause gewesen?«
    »Mitternacht war schon vorbei.«
    »Oh, das wundert mich aber. Ich habe Sie schon für einen heißen Fahrer gehalten.«
    »Normalerweise wäre ich ja auch schneller gewesen, aber ich wurde doch einige Male aufgehalten.«
    Sentas Erschrecken war deutlich zu hören. »Doch nichts Schlimmes?«
    »Nein, das kann man nicht so sagen.«
    »Was war es denn? Himmel, ich bin furchtbar neugierig. Ich wollte mich noch dafür bedanken, daß Sie wie ein echter Kavalier gehandelt haben, John, und…«
    »Es war eine Ratte!« sagte ich mitten in ihren Redeschwall hinein. »Eine dicke, wohlgenährte Ratte. Können Sie sich das vorstellen, Senta?«
    »Ach«, erwiderte sie nur, um danach zu schweigen. »Das ist aber eine Überraschung.«
    Ob es das tatsächlich für sie war, wagte ich zu bezweifeln, machte das Spiel aber mit. »Es begann bereits an der Tankstelle, kaum, daß wir uns getrennt hatten.«
    »Da war die Ratte?«
    »Ja, sie stand plötzlich da.«
    »Und weiter? Was haben Sie getan, John?«
    »Ich war zunächst einmal überrascht.«
    »Kann ich mir denken«, sagte Senta. »Dabei ist es doch nicht geblieben, denke ich.«
    »Nein, sicherlich nicht.«
    »Erzählen Sie doch schon«, bat sie ungeduldig. »Ich bin wirklich gespannt.«
    »Okay, wenn Sie Zeit haben.«
    »Aber immer.«
    Ich erzählte ihr, was sie hören wollte und wurde nicht unterbrochen. Nur Sentas Atmen klang heftiger, und zum Schluß meinte sie: »Jetzt weiß ich nicht, was ich sagen soll.«
    »Ich bin auch noch überrascht. Vor allen Dingen darüber, daß Sie mich angerufen haben.«
    »Bitte, John, wie hätte ich Sie vergessen sollen? Das war wirklich ein Erlebnis für mich.«
    »Rufen Sie jetzt von der Blue Bar an, Senta?«
    Mit dieser Frage hatte ich sie überrascht, denn sie gab zunächst mal keine Antwort. »Blue Bar«, wiederholte sie schließlich. »Da wissen Sie aber gut Bescheid, John.«
    »Ich fand ein Streichholzheftchen mit der Reklameaufschrift an der Tankstelle, wo wir uns getroffen haben.«
    Sie lachte mir ins Ohr. »Das muß ich dort verloren haben, tut mir echt leid.«
    »Warum sollte Ihnen das leid tun, Senta? So weiß ich wenigstens, wo ich Sie erreichen kann.«
    »Mich?«
    »Wen sonst? Oder arbeiten Sie nicht in der Blue Bar?«
    Senta de Fries überlegte sich die Antwort. »Nun ja, ich will mal sagen, daß ich damit zu tun habe, das stimmt schon.«
    »Und Ihr Chef ist der Barbesitzer.«
    »So sieht es aus.«
    »Der hat Ihnen auch den Wagen überlassen.«
    »Gut geraten.«
    »Das war einfach. Außerdem habe ich mir schon überlegt, ob ich Ihnen nicht mal einen Besuch abstatten soll.«
    »In der Bar?« fragte sie lauernd.
    »Warum nicht?«
    »Nun ja, Sie können natürlich kommen. Da werden Sie mich auch finden, John…«
    »Was machen Sie denn dort?«
    »Verschiedenes«, erwiderte sie ausweichend. »Sie treten dort auf, nicht?«
    »Das auch. Aber nicht unbedingt, wenn ich ehrlich sein soll. Das ist auch egal. Jedenfalls freut es mich, daß Sie wieder heil in London eingetroffen sind. Trotz der Ratten«, fügte sie noch hinzu.
    »Das allerdings. Noch eine Frage, Senta.«
    »Gern.«
    »Sie wohnen doch nicht in der Bar. Zumindest kann ich es mir nicht vorstellen.«
    »Ja, da haben Sie recht.«
    »Und Ihr Dienst beginnt erst am Abend.«
    »Auch das stimmt.«
    »Dann könnten wir uns doch heute treffen. Etwas zusammen trinken oder essen und…«
    »Ja, ja, das ist

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