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Die Rattenhexe

Die Rattenhexe

Titel: Die Rattenhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gereckten Pfoten, die Krallen leicht gekrümmt, als wollte sie sich an dem Stoff festhalten.
    Woher kam sie? War es die Ratte, die auch neben der Zapfsäule gehockt hatte? War sie dann verschwunden, und hatte sie es irgendwie geschafft, heimlich in meinen Wagen zu springen?
    Das konnte stimmen. Mußte aber nicht so sein. Wo sich eine Ratte aufhielt, konnten auch mehrere sein – oder viele!
    Tatsache blieb, daß ich die Begegnung mit der Ratte erst nach dem Stopp an der Tankstelle gehabt hatte, und das gefiel mir gar nicht, denn ich dachte sofort weiter, und wieder erschien das Bild der schönen Senta de Fries.
    Stand sie in einer Verbindung mit den Ratten? Oder mit mehreren dieser Tiere?
    Es war für mich schwer vorstellbar. Sollte es trotzdem zutreffen, dann war die Begegnung zwischen mir und dieser Frau wohl nicht so zufällig, wie sie ausgesehen hatte.
    Das durfte ich auch nicht vergessen, aber eine Logik sah ich trotzdem nicht darin. Etwas stimmte nicht.
    Auch nicht mit der Ratte. Sie verhielt sich so friedlich, als wäre sie dressiert worden. Ein ruhiger und angenehmer Reisebegleiter, den ich trotzdem nicht in meinem Wagen haben wollte. Die Vorstellung, mit einer Ratte nach London zu fahren, gefiel mir überhaupt nicht. Sie sollte verschwinden.
    Über den Sitz und das Tier hinweg öffnete ich die Beifahrertür. Die feuchtkühle Luft drang in den Wagen, und die Ratte hätte jetzt zum Sprung in die Freiheit ansetzen müssen, aber den Gefallen tat sie mir nicht.
    Sie blieb liegen, als würde sie sich in meiner Nähe besonders wohl fühlen oder sogar meine Freundschaft suchen.
    »He«, zischelte ich, »hau ab!«
    Keine Reaktion auf der anderen Seite.
    Ich hatte sie noch nicht angefaßt. Ehrlich gesagt, es würde mir kein Vergnügen bereiten, sie plötzlich zu packen und hochzuheben. Wenn sie im Wagen bleiben wollte, würde sie sich bestimmt gegen eine derartige Aktion zur Wehr setzen, und auf einen Rattenbiß in die Hand konnte ich verzichten. »Verschwinde endlich!«
    Sie tat es nicht, sondern streckte sich. Ihr Fell war nicht mehr so naß. Es sah grau aus, mit ein paar braunen Streifen dazwischen.
    »Gut, dann eben nicht!« sagte ich nach einer Weile und öffnete die Fahrertür. Ich stieg aus, weil mir eine Idee gekommen war. Die Straße war leer, naß und sah aus wie der dunkle Weg in die Unendlichkeit. Das Buschwerk hatte ich mit wenigen Schritten erreicht. Dort schaute ich mich nach einem passenden Gegenstand um. Ich brauchte einen Ast oder einen starken Zweig, um das Tier damit zu verscheuchen. Im Schein meiner kleinen Lampe suchte ich die Umgebung ab, ohne jedoch das Passende zu finden.
    Es blieb mir nichts anderes übrig, als tiefer in den natürlichen Wirrwarr einzudringen, was sich letztendlich auch lohnte. Mir fiel ein Krüppelgehölz ins Auge. Von ihm brach ich einen starken Ast ab, was gar nicht mal so einfach war. Schließlich hatte ich es geschafft und besah mir meine Waffe.
    Der Ast war krumm, aber recht lang. Etwa so lang wie mein Arm. Mit ihm ging ich zurück zu meinem Rover, blieb aber an der Fahrerseite und beugte mich ins Auto.
    Die Ratte war noch immer da. Sie sah aus wie ein schlafendes Tier. Mit der Ruhe war es vorbei, denn ich rammte den Ast nach vorn und drückte ihn in den weichen Körper. Bevor das Tier in die Höhe springen konnte, setzte ich noch einen Kraftstoß ein und schleuderte das Tier nach draußen.
    Es landete außerhalb meines Sichtfelds. Ein böser Schrei erreichte mich, was mich nicht störte, denn in der nach vorn gestreckten Haltung zerrte ich die Tür zu.
    Dann schleuderte ich den Ast weg, stieg so schnell wie möglich selbst ein, knallte die Fahrertür zu und atmete zunächst einmal tief durch. Es war geschafft. Ich war wieder allein. Die Ratte konnte sich draußen vergnügen, aber nicht in meinem Wagen! Das war für sie genau der falsche Platz gewesen.
    Wieder hatte ich Zeit verloren. Allmählich fing ich an, mich zu ärgern. Ob das alles Zufall gewesen war, stand noch nicht fest. Da machte ich mir so meine eigenen Gedanken.
    In sie hinein drängte sich immer wieder ein Name und auch der Anblick dieser geheimnisvollen Senta de Fries. Ich nahm mir die Zeit, über unsere Begegnung noch einmal nachzudenken. Ihr Aussehen hatte mich abgelenkt, und die Türen unserer Autos hatten eine Weile offengestanden, und mir fiel auch ein, daß auf dem Rücksitz des BMW ein großer Gegenstand gestanden hatte. Ein Kasten oder so etwas Ähnliches. Ich hatte ihn leider nicht genau

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