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Die Rattenhexe

Die Rattenhexe

Titel: Die Rattenhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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klar?«
    »Sie haben…«
    »Ja, ich habe Einfluß. Ich werde den Kollegen einen Tip geben. Man soll keine schlafenden Hunde wecken, aber ich könnte mir vorstellen, daß Sie Ihr Sommergeschäft abschreiben müssen. Wie gesagt, das muß nicht sein, aber Ming muß sich ausruhen.«
    Er nickte. »Ich mache es.«
    »Gut, Clunter. Und keine Entlassung ein paar Wochen später.«
    Er ging weg. Ming schaute mich an und lächelte. »Danke«, sagte sie.
    »Daß ist wirklich toll…«
    »Typen wie dieser Clunter müssen in ihre Schranken verwiesen werden. Sonst denken sie, sie könnten sich alles erlauben. Halten Sie sich an die Anweisungen des Arztes, dann wird alles gut.«
    »Werde ich machen.«
    Ich sah Tränen in den Augen der Bedienung. Vielleicht war sie seit langem Mal wieder als Mensch behandelt worden. Was die Arbeitskräfte anging, so hatten Typen wie Clunter leichtes Spiel. Wenn seine Leute nicht funktionierten, warf er sie hinaus. Auf der Straße standen genügend Arbeitslose, die sich um einen solchen Job rissen, meist noch unter schlechteren Bedingungen zu arbeiten bereit waren.
    Es war zum Weglaufen, aber nicht mein Problem. Darum mußten sich die Kollegen von den anderen Behörden kümmern. Ich hatte andere Sorgen. Senta und die Ratten hielten mich auf Trab.
    Für mich gab es keinen Zweifel mehr, daß beide unter einer Decke steckten. Das Auftauchen der Ratte in Sentas Nähe konnte einfach kein Zufall mehr sein. Es mußte zwischen ihr und diesen Nagern eine Verbindung geben.
    Ratten und Menschen.
    Über dieses Phänomen dachte ich nach, als ich mich auf den Weg zum Parkhaus machte, in dem ich meinen Rover abgestellt hatte. Ich wußte nicht, wo Senta lebte, aber ich wußte, wo sie arbeitete, deshalb warf ich meinen Plan um. Ich würde diese Bar auch tagsüber besuchen, um mich zunächst einmal umzuschauen. Es konnte natürlich sein, daß wieder irgendwelche Ratten erschienen, so etwas war möglich, aber ich hatte mich darauf vorbereitet.
    Nicht vorbereitet gewesen war ich auf Sentas Verschwinden. Ich konnte mir keinen Reim darauf machen. Sie war eine intelligente Frau. Sie mußte doch merken, daß ich sie mit dem Auftauchen der Ratten in Verbindung brachte.
    Warum war sie trotzdem verschwunden?
    Das Parkhaus gehörte zu den Bauten, die schon älter waren. Man konnte die Wagen unter der Erde auf verschiedenen Ebenen abstellen.
    Die Einfahrt öffnete sich wie ein düsterer Schlund. Mir drangen schon jetzt die stinkenden, giftigen Abgase entgegen. An einem Kassenautomaten mußte ich zahlen. Genügend Kleingeld hatte ich bei mir und brauchte auch nicht zu wechseln.
    Der Rover stand sehr tief. In der fünften Etage hatte ich ihn abgestellt.
    Es war zumindest der letzte freie Platz gewesen, den ich gesehen hatte.
    Auf den schmutzigen Aufzug verzichtete ich, nahm die schmale Treppe, die nicht weniger schmutzig war. Als hinter mir die feuerfeste Eisentür ins Schloß glitt und ich in die Enge des düsteren Treppenhauses hineinschaute, ging ich keinen Schritt weiter. Ein schnell in mir hochsteigendes Gefühl hatte mich gestoppt.
    Parkhäuser sind beileibe keine Orte zum Wohlfühlen, das brauchte man mir nicht erst zu sagen. In diesem Fall fühlte ich mich sicherlich deshalb besonders ungut, weil ich an die Ratten dachte. Ein Parkhaus war sicherlich ein geeignetes Versteck.
    Ich schalt mich selbst einen Narren, das ich so dachte. Ich mußte cooler sein, aber ich hing einfach zu tief drin. Da war vor allen Dingen die Frau, deren Anblick mir nicht aus dem Kopf ging. Ich hatte sie in unterschiedlichsten Situationen erlebt, einmal in der Nacht, dann am Tag. Sie war wirklich ein heißer Feger. Die aufreizende und supermoderne Kleidung half auch nicht gerade, das zu verbergen. Da loderte ein Vulkan unter dem Stoff.
    Und trotzdem hatte ich eine gewisse Distanz zwischen uns gespürt. Wie bei zwei Gegnern, die sich erst einmal belauerten, bevor sie aufeinander losgingen. Da wollte der eine den anderen abchecken.
    Gerade an diesem Morgen war es mir besonders stark aufgefallen. Wir hatten uns zwar gut verstanden – ich dachte da an den Kuß –, zugleich hatte er von Sentas Seite her auch etwas Besitzergreifendes gehabt, als wollte sie mich verschlingen.
    Dann war die Ratte erschienen.
    Warum? Sollte es vielleicht ein Test für mich gewesen sein? Hatte sie erkennen wollen, wie ich auf das Erscheinen reagierte? Ob ich in Panik fiel, die Nerven verlor oder das Erscheinen einfach nur stoisch hinnahm?
    Egal, ich würde Senta finden.

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