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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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zu regnen, und schon schickt er wieder nach mir«, erklärte Faithful. »Und jedes Mal, wenn ich ihm berichte, was ich gesehen habe, sagt er mir, dass ich Gottes Werk tue.«
    »Du musst es trotzdem tun«, erwiderte sein Vater.
    1641 ging ins Land, aber Pincher nahm seine Dienste weiter in Anspruch.
    »Also, wenn ihr mich fragt«, sagte Faithful zu seinen Eltern, »ist der alte Narr vollends übergeschnappt.«
    ***
    Anfangs hatte Orlando die Anwesenheit des kleinen Daniel im Haus als störend empfunden. Zwar zweifelte er nie daran, dass er und Mary das Richtige getan hatten, als sie sich erboten, dem Kind ein neues Zuhause zu geben, denn im Haus der Familie Smith konnte seine Gegenwart doch nur Bitterkeit hervorrufen. Nur brauchte das Kind so viel Zuwendung, dass er sich mehr als einmal insgeheim fragte, ob das Ganze nicht ein Fehler gewesen sei. Mit der Zeit freilich lernte er, anders darüber zu denken.
    Der Grund war die Veränderung, die er an Mary beobachtete. Denn je besser sie mit den Monaten in ihre Mutterrolle fand, desto offenkundiger wurde, dass mit ihr eine Wandlung vor sich ging. Ihre Züge wurden weicher, und wenn sie mit dem Kind zusammen war, verströmte sie einen milden Glanz. Sie wurde ausgeglichener, lachte mehr. Eine Wolke der Wärme und Sanftheit legte sich auf das Haus. An Weihnachten hatte sie ihm anvertraut: »Es ist merkwürdig, aber mir ist, als sei es mein leibliches Kind.«
    »Mir geht es ebenso«, erwiderte er lächelnd und nahm sie in den Arm. Dies entsprach zwar nicht ganz der Wahrheit, doch seine Liebe zu ihr war so groß, dass er es in dem Glücksgefühl, das ihn bei diesen Worten durchströmte, um ihretwillen glaubte. Er hatte nicht mehr das Gefühl, dass etwas fehlte. Sie waren jetzt eine glückliche kleine Familie. Er gab es sogar auf, zu dem heiligen Brunnen nach Portmarnock zu gehen.
    Ostern nahte, und die Fastenzeit begann. Für Orlando war das vierzigtägige Fasten immer eine ganz besondere Zeit. Er ging auf dem Gut und in Dublin wie gewohnt seiner Arbeit nach, doch versuchte er, sein Haus zu einem besonderen Ort zu machen, der von den Ereignissen in Dublin oder London möglichst unberührt blieb. Darin war er mit Mary eines Sinnes. So blieben auch diesmal wie schon in den Jahren zuvor Fleisch und Fisch, Eier, Käse, Milch und Wein von ihrem Tisch verbannt. Auch enthielten Mary und er sich der ehelichen Beziehungen. Über vierzig Nächte schliefen sie im selben Zimmer, entsagten jedoch allen fleischlichen Genüssen. Und mit den Jahren waren diese sechs Wochen der Enthaltsamkeit, die ihnen wahrlich nicht leicht fiel, eine Zeit besonderer Zärtlichkeit für sie beide geworden.
    Die Karwoche kam. Am Palmsonntag suchte Orlando, einer plötzlichen Regung folgend, wieder den heiligen Brunnen in Portmarnock auf. Doch einmal dort, empfand er eine solche Liebe zu seiner Frau und zu dem Frieden seines Hauses, dass er, statt den Heiligen zu bitten, Fürsprache für ihn einzulegen, überhaupt keine Bitte vortrug, sondern nur für das Gottesgeschenk in Gestalt des kleinen Daniel und das Glück Marys dankte, bevor er wieder den Heimweg antrat.
    Die restliche Woche bis zum Karfreitag und Karsamstag, den Tagen der Trauer, hielten sie ihr stilles Fasten und Beten durch. Dann begaben sie sich nach Malahide Castle, um die Osterkerze zu entzünden, und nahmen an der Ostermesse teil. An diesem Abend waren sie beide müde. Am Ostermontag beendeten sie das Fasten und speisten am späten Nachmittag gemeinsam. Dann zogen sie sich in ihr Schlafzimmer zurück. Und als Orlando seine Frau an diesem Abend mit großer Liebe und Zärtlichkeit in die Arme nahm, hatte er das Gefühl, dass etwas Außergewöhnliches mit ihnen geschah.
    ***
    Brian O’Byrne zögerte, als er Pater Lawrence Walsh erblickte. Eine Begegnung mit diesem Mann konnte unangenehm werden.
    Es war ein Spätsommertag, doch seit Wochen nieselte es ununterbrochen. Der Sommer 1641 drohte noch schlimmer zu werden als der des Vorjahres. Das zweite Misserntejahr hintereinander.
    Er war seit Monaten nicht mehr in Dublin gewesen, doch eine Nachricht von Sir Phelim O’Neill, dem Verwandten seiner Frau, der immer noch an den Sitzungen des irischen Parlaments teilnahm, hatte ihn veranlasst, aus Rathconan herzukommen. Sir Phelim hatte ihm geschrieben, dass er ihn umgehend zu sprechen wünsche. O’Byrne hatte bereits den gestrigen Abend mit ihm verbracht und sollte ihn heute noch einmal treffen. Die Stunden bis dahin vertrieb er sich, indem er über

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