Die Rebellen von Irland
stilles Wasser, doch sein Gefühl sagte ihm, dass sie von sinnlicher Natur war. Er gaffte ihr nach, bis ihm Doyle einen Stups gab. Er fuhr herum und blickte in die belustigten Augen des Kaufmanns.
»Sie ist Protestantin, Maurice«, sagte er ruhig. »Du kannst sie nicht heiraten.«
»Natürlich nicht«, erwiderte Maurice. Aber er fragte sich, ob er sie wohl wiedersehen würde.
***
Es wurde ein trüber, verregneter Sommer. In der Region Dublin fiel die Ernte schlecht aus, und oben in Ulster, so hatte Maurice gehört, wurde sie vollständig vernichtet. Was das Mädchen mit dem goldenen Haar betraf, so hatte er sie nicht wiedergesehen. Er vermutete, dass sie oben in Fingal weilte oder mit ihrem Großvater in die Niederlande zurückgekehrt war.
Soldaten bekam er selten zu Gesicht. Die Truppenaushebung war recht erfolgreich verlaufen. Man hatte ein Heer von neuntausend Mann aufgestellt. Aber die Soldaten und ihre Offiziere waren oben in Ulster, wo sie bei Bauern und Städtern einquartiert wurden. »Angesichts der Missernte gibt es da oben viel böses Blut, weil man so viele Männer beherbergen und verpflegen muss«, erzählte ihm sein Vater.
Gegen Ende des Sommers trafen weitere Neuigkeiten ein. Die Schotten waren über die Grenze nach England vorgerückt, und das königliche Heer hatte sich zurückgezogen. Bald darauf berichteten im Hafen eintreffende Kaufleute: »König Karl hat klein beigeben müssen. Die Schotten sollen ihre Religion behalten, und obendrein muss er ihnen eine Entschädigung bezahlen.«
»Sie haben ihn gedemütigt«, bemerkte Walter Smith. »Das kann er sich nicht bieten lassen.«
Im September durfte Maurice Onkel Orlando und den kleinen Daniel besuchen. Er blieb mehrere Tage. Daniel ging es sichtlich gut. Es war offensichtlich, dass er jetzt Mary Walsh für seine Mutter hielt, die mit ihm spielte und ihn herzte, als sei er ihr leibliches Kind. Orlando war sehr freundlich und nahm Maurice zu mehreren Nachbarn mit, die er besuchte. Eines Morgens schauten sie bei den Talbots in Malahide vorbei und statteten dem Dorf und den Austernbänken in der Bucht gleich oberhalb der Burg einen Besuch ab. Als sie wieder zurückritten, sagte Orlando: »Ich muss noch nach Swords, Maurice. Wenn du mitkommen willst.«
Das Städtchen Swords lag von Malahide aus vier Meilen im Landesinneren, an der Straße, die nach Norden in Richtung Ulster führte. Hatte es früher ein Mönchskloster beherbergt, so war es jetzt ein wohlhabender kleiner Wahlbezirk, der zwei Abgeordnete ins irische Parlament entsandte. Während Orlando dort einen Kaufmann aufsuchte, erkundete Maurice den Ort. Die belebte Hauptstraße hatte einen freundlichen Gasthof namens The Boot aufzuweisen. Es gab einen kleinen Bergfried und zwei alte Kapellen, und auf einem Kirchhof ragte ein prächtiger alter Rundturm, der gewiss noch aus der Wikingerzeit stammte, imposant in den Himmel.
Maurice schlenderte gerade wieder auf der Hauptstraße zurück, als er das hübsche Mädchen erblickte. Sie wartete vor der Sattlerei. Diesmal war ihr blondes Haar geflochten und unter einem Hut versteckt. Das ließ sie etwas älter, fraulicher wirken. Er trat zögernd auf sie zu.
»Sind Sie nicht die Enkelin von Cornelius van Leyden?«
»Ja. Wenn Sie zu ihm wollen, er ist da drin.« Sie deutete auf die Sattlerei.
»Ich würde lieber mit Ihnen sprechen«, erwiderte er kühn.
Sie musterte ihn kühl.
»Und wer sind Sie?«
Er erklärte rasch, wer er war, und setzte hinzu: »Ich bin mit Kaufmann Doyle aus Dublin verwandt.«
»Ah.« Ihre Miene hellte sich auf. »Den kennen wir.«
Er erfuhr, dass sie Elena hieß, dass ihr Gut nur ein paar Meilen weiter nördlich an der Küste lag und dass sie den ganzen Sommer bei ihrem Großvater verbracht hatte, aber in Bälde mit ihm nach Dublin zurückzukehren gedachte.
»Vielleicht sehen wir uns dort«, sagte er.
»Vielleicht.«
In diesem Augenblick trat ihr Großvater ins Freie, und Maurice stellte sich vor.
»Der Sohn von Walter Smith? Ah ja.« Der alte Herr war höflich, aber reserviert, und als er zu verstehen gab, dass er und seine Enkelin noch eine Besorgung zu machen hätten, zog sich Maurice zurück. Doch er bemerkte, dass Elena, als sie sich von ihrem Großvater unbeobachtet wähnte, den Kopf nach ihm umwandte.
Als das Jahr 1640 sich seinem Ende zuneigte, hatte Faithful Tidy die Nase gestrichen voll. »Ich bin froh, wenn ich das Trinity College hinter mir habe«, klagte er seinem Vater. »Wenn ich nur endlich das
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