Die Rebellen von Irland
beide dort sein.
Denn dies war der Grund, warum sein Fund ein Zeichen Gottes sein musste: Irland hatte einen katholischen König bekommen, und am Sonntag wurde er in Dublin erwartet.
* **
Donatus Walsh war nicht zu Hause, als der Brief eintraf. Er war zum Brunnen des heiligen Marnock geritten. Jetzt sank er dort auf die Knie und dankte Gott für Irlands Befreiung.
Vierzig Jahre waren seit der schrecklichen Landung Cromwells vergangen: vierzig Jahre, in denen die Familie Walsh niemals, auch nicht in den finstersten Tagen, den Glauben verloren hatte. Und an Beweisen für Gottes Gnade hatte es nicht gefehlt. Doch wer hätte gedacht, dass sich jetzt alles auf diese Weise zum Guten wenden würde?
***
Donatus liebte diesen heiligen Ort. Wie oft war er mit seinem Vater Orlando hierher gekommen. Und dank seinem Vater hatte er einen großen Teil seiner Kindheit in Fingal verbringen können, auf diesem Gut, das er so gut kannte und innig liebte. Die Devise seines Vaters war einfach gewesen: Verliere nie den Glauben und harre aus.
Er hatte den Glauben nie verloren. Und er hatte ausgeharrt.
Nach dem abscheulichen Massaker in Drogheda hatte Orlando, so sehr es ihm auch widerstrebte, weiter an Dublin Castle Pachtgeld entrichtet und Dublins Soldaten mit Lebensmitteln versorgt. Cromwell hatte sich gewaltsam einen Weg durch Irland gebahnt, aber er war nicht lange geblieben. Er hatte es seinen Kommandeuren überlassen, die restlichen Feindtruppen aufzureiben. Trotz der rücksichtslosen Zielstrebigkeit seiner militärischen Unternehmungen hatte es noch weitere zwei Jahre gedauert, ehe Irland bis in den hintersten Winkel unterworfen war. Da Geld und Lebensmittel in dieser Zeit knapp waren, hüteten sich die Behörden, den Walshs Schwierigkeiten zu machen. Aber das hatte nicht ewig so bleiben können.
Donatus war fast zwölf, als sein Vater eines Tages mit grimmiger Miene aus Dublin zurückgekehrt war und erklärt hatte: »Sie haben die Absicht, uns umzusiedeln.«
»Was meinst du damit … umsiedeln?«, fragte seine Mutter.
»Die Katholiken. Sie wollen alle Katholiken nach Westen schicken … nach Connacht. Das übrige Irland sollen die Protestanten erhalten.«
Später hatte Donatus erfahren, dass sein Vater und mit ihm Tausende andere um ihr Leben hatten fürchten müssen. Mehrere Hundert Männer wurden hingerichtet, auch Priester. Viele andere flohen. Zum Glück wurden die Hinrichtungen plötzlich eingestellt. Nach dem endgültigen Sieg der Engländer wurde bald deutlich, dass sie den irischen Rebellen nicht nach dem Leben trachteten. Sie wollten nur ihr Land.
Soldaten, Abenteurer, Anhänger Cromwells, Regierungsbeamte, Männer wie Pincher, gottesfürchtige Leute allesamt – sie waren des Landes wegen gekommen, und Land mussten sie nun bekommen. »Zwei Drittel von Irland werden nötig sein, um sie alle zufrieden zu stellen«, bemerkte Orlando. Doch das bereitete den Engländern kein Kopfzerbrechen. »Je mehr Land wir nehmen«, so betonten sie, »desto größer wird das protestantische Irland.«
Die Vorgehensweise war denkbar einfach. Viele Rebellenführer waren geflohen. Die meisten waren natürlich Katholiken, allerdings zählten auch einige königstreue Protestanten dazu wie etwa der große Ormond. Deren Besitz wurde sofort beschlagnahmt. Danach kamen hunderte weniger bedeutende Männer an die Reihe, darunter viele Grundbesitzer aus Fingal, die bei dem Aufstand nur eine bescheidene Rolle gespielt hatten. Eine Handvoll Gentlemen, darunter einige Katholiken, die Spitzeldienste geleistet oder die englische Sache unterstützt hatten, durften zur Belohnung ihr Land behalten. Doch für die anderen fand man eine neue Lösung. »Handelt es sich um Protestanten, wollen wir sie mit einer Geldstrafe belegen«, schlugen die Vertreter der Regierung vor. »Handelt es sich um Katholiken, werft sie hinaus.« Doch statt die Betroffenen vollkommen zu ruinieren, verfügten Cromwells Beamte, dass sie, je nach Schwere ihrer Schuld, eine Hälfte oder ein Drittel vom Wert ihrer Güter in Form von unfruchtbarem Land in Connacht bekommen sollten.
Das Gut in Fingal, auf dem seine Familie seit Jahrhunderten lebte, verlassen und ins hinterste Connacht gehen? Für Orlando war dies ein ganz ungeheuerlicher Gedanke. Doch einer von den neuen Herren in Dublin Castle machte es ihm mit einfachen Worten klar: »Sie haben die Wahl, Master Walsh. Zur Hölle oder nach Connacht.«
Orlando leistete Dublin seine Dienste wie bisher und schaffte es, noch über
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