Die Rebellen von Irland
ein Jahr auf seinem Gut in Fingal zu bleiben.
Man schrieb das Jahr 1653, als Doktor Pincher dort eintraf. In der Stadt war eine Seuche ausgebrochen, und er kam mit der Anweisung, dass er so lange auf dem Gut zu beherbergen sei, bis er selbst zurückzukehren wünsche. Donatus war fasziniert von der hageren, schwarzen Gestalt des Mannes, der ihn so kalt ansah, im besten Zimmer wohnte und erwartete, dass man ihn vorn und hinten bediente. Sein Vater sagte ihm, dass der gelehrte Prediger über achtzig Jahre alt sei. Doch der Besuch des alten Mannes war auch eine lehrreiche Erfahrung.
Doktor Pincher wohnte seit zehn Tagen bei ihnen, als sein Neffe Captain Budge zu Besuch kam. Er blieb nur eine Nacht. Normalerweise nahm der Alte seine Mahlzeiten allein in seinem Zimmer ein, aber bei dieser Gelegenheit aßen alle zusammen zu Abend, und Donatus beobachtete den großen, stumpfgesichtigen Offizier voller Neugier. Captain Budge war ein einflussreicher Mann und frischgebackener Gutsbesitzer. Denn als Brian O’Byrne aus Irland geflohen war, was ihm das Leben gerettet hatte, war Rathconan an Budge gefallen. Daher lauschte Donatus aufmerksam, als sein Vater Budge höflich nach den bevorstehenden Umsiedlungen fragte. Ob diese Maßnahme nicht etwas hart sei, erkundigte sich Orlando vorsichtig.
»Nein, Sir, notwendig«, hatte Budge geantwortet. »Die irischen Eingeborenen sind natürlich jeder Zivilisation abgeneigt. Unfähig, sich selbst zu regieren. Die reinsten Tiere.«
Solange Donatus auf dem Gut in Fingal lebte, hatte er nie jemanden so über die Iren reden hören. Er hatte immer angenommen, dass all diese freundlichen Menschen, unter denen er aufgewachsen war – die Knechte und Mägde, die Pächter und Feldarbeiter, die Fischer an der Küste, die Austernfischer in Malahide, die Handwerker in Swords –, dass all diese Menschen der ländlichen Bevölkerung in anderen Ländern ganz ähnlich seien. Aber Budge war noch nicht fertig.
»Man muss sie klein halten. Vergessen wir nicht, sie haben dreihunderttausend unschuldige Protestanten ermordet.«
»Das entspricht nicht ganz der Wahrheit«, widersprach Orlando schüchtern und blickte zu Doktor Pincher. Doch der Prediger schob sich nur ein Stück Brot in den Mund und kaute. Er besaß noch einen Großteil seiner Zähne.
»Es ist die Wahrheit«, beharrte Barnaby. »Es stand in einem Buch.«
»Auch geschriebene Bücher können lügen«, gab Orlando zu bedenken.
»Papistische Bücher schon. Aber das war ein protestantisches Buch.« Barnaby nickte vor sich hin. »Und es war der papistische Landadel, der sie davor gegen die Obrigkeit aufgehetzt hat. Deshalb werden wir dafür sorgen, dass so etwas nicht wieder vorkommt. Jeder irische Clanführer, alle Priester, jeder Waffenkundige, jeder katholische Gentleman von Ruf wird aus diesem Land entfernt. Dann bekommen die irischen Hunde protestantische Herren, die sie Gehorsam lehren. Dies ist der Zweck der Umsiedlung.«
»Dann muss ich also nach Connacht?«
»Ganz bestimmt«, antwortete Barnaby.
Es war das erste Mal, dass Donatus wirklich begriff, wie die englischen Siedler, die nun über das Land herrschen sollten, dachten.
Im Frühjahr darauf war die Familie Walsh umgesiedelt worden. Mit vier Karren, auf denen sich ihre Möbel und sonstige Habe türmten, darunter auch ihr Schmuck und in Kleider eingenähte Gold- und Silbermünzen, traten Donatus und seine Eltern die lange Fahrt nach Westen an. Daniel, der nicht verstehen konnte, warum sie fortzogen, kam natürlich mit. Nur drei Bedienstete begleiteten sie. Das übrige Gesinde, die Pächter, Kleinbauern und Tagelöhner blieben auf dem Gut in Fingal. Was dies betraf, geschah bei den Walshs das Gleiche wie überall. Die große Masse der Iren blieb, wo sie war, und bestellte das Land für die neuen protestantischen Herren, während die alten Grundbesitzer nach Connacht gingen.
»Wenigstens sind wir in guter Gesellschaft«, bemerkte sein Vater trocken. Zum damaligen Zeitpunkt waren bereits viele Nachbarn und Freunde denselben Weg gegangen.
So begannen sieben lange Jahre in der Grafschaft Clare. Zu ihrem kleinen Gehöft gehörte ein bescheidenes Wohnhaus, das Donatus und sein Vater langsam wieder aufbauten. Ihre Nachbarn waren sehr freundlich. Die Walshs arbeiteten hart, und sie überlebten. Doch die ersten beiden Jahre in dem beengten und undichten Cottage waren besonders schwierig. Zwei ihrer Bediensteten mussten sie nach Fingal zurückschicken, weil der Hof zu wenig abwarf und weil
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