Die Rebellen von Irland
in jeder Beziehung ein König war, nur nicht dem Namen nach, eine Militärdiktatur der Generäle – alles war ausprobiert worden, nichts hatte funktioniert. Und als der Tyrann nach zehn Jahren entkräftet starb, wollte nicht einmal sein Sohn in seine Fußstapfen treten. Im Jahr 1660 trafen das englischen Parlament und der Sohn des toten Königs eine Übereinkunft. Karl II. wurde auf den englischen Thron erhoben, allerdings zu bestimmten Bedingungen. Eine dieser Bedingungen war, dass die protestantischen Siedler in Irland ihr Land behalten sollten. Doch es wurden auch kleinere Ausnahmen gemacht. Und als Ormond als Lord Lieutenant des neuen Königs nach Irland zurückkehrte, gedachte er freundlicherweise der bedauernswerten Familie Walsh. Sein Wort genügte, um den königlichen Beamten zu versichern, dass Orlando kein Verbrechen begangen hatte, und zähneknirschend ließ sich Barnaby Budge dazu bewegen, die Pacht seines Onkels aufzugeben. So waren die Walshs im Gegensatz zu vielen ihrer Freunde nach Fingal zurückgekehrt. Dies war nun in der Tat der Beweis, dass Gott ihnen gnädig war.
Und er war ihnen weiter gnädig geblieben. Donatus hatte erleben dürfen, wie seine beiden Eltern ein hohes Alter erreichten. Und er hatte das Glück erlebt, selbst eine Familie zu gründen. Unlängst erst hatte er seine beiden Töchter mit braven Männern verheiratet. Fünf Jahre zuvor war seine Frau gestorben, und er hatte angenommen, dass dieser Teil seines Lebens nun vorüber sei. Doch zu seiner eigenen Überraschung hatte er eine neue Liebe gefunden. Und noch erstaunlicher war, dass ihm seine neue Frau im letzten Dezember seinen ersten Sohn geschenkt hatte. In ihrer überschwänglichen Freude hatten sie dem Jungen den Namen Fortunatus gegeben.
Und nun, nach einer Reihe von Ereignissen, die niemand hatte voraussehen können, durften die Walshs in ihrem unerschütterlichen Glauben ebenso neue Hoffnung schöpfen wie zahllose andere Familien. Karl II. von England, ein Mann, der die Baukunst, die Wissenschaften und seine vielen Mätressen liebte, war vor vier Jahren, anno 1685, völlig unerwartet gestorben, und sein Bruder war ihm als Jakob II. auf den Thron gefolgt. Und Jakob war Katholik. Vor zehn Tagen war er in Irland eingetroffen und befand sich nun auf dem Weg nach Dublin, um ein katholisches Parlament einzuberufen. Donatus würde am Sonntag in Dublin sein, um den neuen König willkommen zu heißen.
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Bei seiner Rückkehr fand Donatus zu Hause den Brief seines Cousins Maurice vor. Er las ihn mit Interesse, aber auch mit einem Schmunzeln. Maurice Smith war ein guter Geschäftsmann, der im französischen Exil seinen Weg gemacht hatte. Und als er, durch die politische Entspannung unter Karl II. dazu ermutigt, mit seiner Familie nach Dublin zurückgekehrt war, hatte er, obwohl Katholik, auch hier Erfolg gehabt. Allerdings hatte Maurice auch eine romantische Ader und ließ sich von seinen Gefühlen leicht zu Unüberlegtheiten hinreißen.
Der Kauf seines Guts war für ihn bezeichnend. Natürlich war es bedauerlich, dass Brian O’Byrne wie ein Großteil der irischen Gentry vor Cromwell hatte flüchten müssen und dass das Gut in Rathconan an Barnaby Budge gefallen war. Die Menschen oben in den Wicklow-Bergen hassten Budge, aber sie konnten nicht verhindern, dass er das Gut übernahm. Er wohnte in dem alten befestigten Haus, nannte sich Gentleman und erwarb weitere Ländereien durch Kauf oder Pacht, wann immer er konnte. Barnaby behielt Rathconan auch nach der Thronbesteigung Karls II. und lebte dort, bis er 1677 starb. Sein ältester Sohn nahm seinen Platz ein, aber er war nicht aus demselben Holz geschnitzt wie sein Vater und sein jüngerer Bruder Joshua. Benjamin Budge war ein friedliebender Mensch, und es dauerte nicht lange, bis er mit den Tories Ärger bekam.
Donatus hatte es immer amüsiert, dass die beiden politischen Lager im englischen Parlament so kuriose Namen trugen. Die einen, die dafür eintraten, dass das Parlament den König kontrollierte, wurden Whigs genannt, was eigentlich ein spöttischer Ausdruck für Viehtreiber war. Die Anhänger des royalistischen Lagers wurden hingegen als Tories bezeichnet, womit ursprünglich irische Räuber gemeint waren.
Und irische Banditen waren es ohne Frage, die dem armen Benjamin Budge das Leben schwer machten, vorwiegend Einheimische, die das ungebundene Leben in den Wicklow-Bergen liebten und die puritanischen Siedler hassten. In den letzten Jahren seiner Herrschaft hatte
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