Die Rebellen von Irland
Karl II., dieser freundliche Monarch, die Beschränkungen für Katholiken so gelockert, dass sie wieder Land kaufen konnten. Und so kam es, dass Benjamin Budge, als ihm Maurice Smith ein gutes Angebot für das Gut unterbreitete, froh gewesen war, den Besitz loszuwerden, und lieber das Geld genommen hatte. Benjamin Budge lebte jetzt in Dublin und hegte anscheinend nicht den Wunsch, ein anderes Gut zu erwerben.
Aber warum, so hatte sich Donatus oft gefragt, war sein Cousin so versessen darauf gewesen, in die Berge zu ziehen? Er wusste, dass Maurice immer eine Schwäche für Brian O’Byrne gehabt hatte und sich dessen Gut in den Bergen verbunden fühlte. Anscheinend war er auch glücklich, seit er dort oben lebte, und wurde als Katholik von den Einheimischen leidlich toleriert. Aber er hatte sein ganzes Vermögen in Rathconan gesteckt, und Donatus bezweifelte, dass sich die Investition rentierte. Es war typisch für Maurice, dass er so etwas tat, nachdem er jahrelang gespart hatte.
Daher fragte sich Donatus, als er den Brief, den ihm sein Cousin aus Rathconan geschickt hatte und der in einem merkwürdig erregten Ton gehalten war, ein zweites Mal las, auf welch neue Idee Maurice nun wieder verfallen sein mochte.
***
Sonntag, der 24. März. Palmsonntag: der Festtag, der an den Einzug des Herrn in Jerusalem erinnerte. Ob auch das Datum ein Zeichen Gottes war? Jakob II. zog durch das im Westen gelegene St. James’s Tor in Dublin ein.
Vor dem Tor war ein Podium aufgebaut, auf dem zwei irische Harfner spielten. Ein Mönchschor schmetterte ein fröhliches Lied, und eine Gruppe von Marktfrauen, alle ganz in Weiß gekleidet, führte einen traditionellen Tanz vor. Der Bürgermeister und die Ratsherren traten unter den Klängen von Pfeifen und Trommeln heraus und überreichten dem König den Schlüssel der Stadt, bevor er Einzug hielt. Mit seinen Edelmännern und Berittenen, Lakaien und Querpfeifern passierte Jakob II. das Tor und zog durch die Straßen, die zwar nicht mit Palmzweigen bestreut, dafür aber frisch beschottert waren. Der König von England, Schottland und Irland nahm wieder in Besitz, was ihm rechtmäßig zustand. Am Tor zur Burg weinte er.
Er gab sich bescheiden. Und er machte eine gute Figur: Im Gegensatz zu seinem Bruder Karl, der von dunkler Gesichtsfarbe gewesen war, hatte er einen blassen und rötlichen Teint, und seine vormals so stolzen Züge waren durch Exil und Krankheit etwas demütiger geworden. Er dankte den braven Menschen von Dublin. Er komme, so schien er sagen zu wollen, in Freundschaft zu allen Untertanen seines irischen Königreichs und ohne jeden Groll. Doch als Donatus Walsh und Maurice Smith zusahen, wie er vorbeiritt, da ahnten sie beide, dass es nicht leicht werden würde. Denn es blieb eine Tatsache, dass das englische Volk ihn bereits wegen seiner Bevorzugung der Katholiken vertrieben hatte und sein Rivale um den Thron jederzeit in Irland einfallen konnte.
Was die Protestanten in England anbelangte, so hatten sie niemals damit gerechnet, dass Jakob König werden könnte. Sein Bruder Karl II. hatte stets den Eindruck eines Mannes gemacht, der mit einer unverwüstlichen Gesundheit gesegnet war. Man hatte gemunkelt, dass Karl insgeheim Katholik sei. Aber falls das stimmte, dann war er zu gerissen gewesen, sich das anmerken zu lassen. Er hielt sich Mätressen, ging ins Theater, scherzte bei Pferderennen mit dem gemeinen Volk und rief allgemein zur Mäßigung auf, wenn sich die religiösen Hitzköpfe zu sehr ereiferten. Er bemühte sich, seine protestantischen Untertanen zu mehr Toleranz gegenüber den Katholiken anzuhalten, aber dieses Unterfangen wurde ihm nicht leichter gemacht, als am Ende seiner Herrschaft sein Cousin, Ludwig XIV. von Frankreich, die protestantischen Hugenotten brutal aus seinem Königreich vertrieb, sodass rund zweihunderttausend von ihnen in Holland, England und andernorts, wo man bereit war, sie aufzunehmen, Zuflucht suchen mussten. Nach London flüchteten Zehntausende von Hugenotten. Und das erinnerte die Londoner an die Inquisition, den Aufstand in Irland und jede andere, tatsächliche oder vermeintliche, Gräueltat, die Katholiken an Protestanten begangen hatten. Deshalb war es für ganz England ein großer Schock, als Karl II. völlig unerwartet starb und sein jüngerer Bruder, ein bekennender Katholik, den Thron bestieg.
Nur aus einem einzigen Grund war man bereit: Jakob selbst war zwar Katholik, doch seine Erbin, seine Tochter Maria, war Gott sei Dank
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