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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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dass niemand einen Gedanken daran verschwendete. Nur hatte die Gräfin, da in diesem Geschäft nicht bewandert, das Privileg an einen renommierten Eisenfabrikanten namens Wood verkauft. Und jetzt waren Woods Kupfermünzen in Irland eingetroffen.
    »Warum sollten wir in Dublin diese verfluchten, minderwertigen Münzen annehmen?« Barbara Doyle durchbohrte Fortunatus mit einem streitlustigen Blick.
    Tatsächlich hatte Walsh, als er ein paar von Woods Münzen in Augenschein genommen hatte, den Eindruck gewonnen, dass ihre Qualität nichts zu wünschen übrig ließ, aber das behielt er jetzt für sich.
    »Das Närrische an der Sache ist«, bemerkte er völlig zu Recht, »dass wir momentan eigentlich einen Mangel an Silbermünzen haben. Wir brauchen Silbermünzen, keine Kupfermünzen.« Der Geldabfluss nach England hatte auf der Insel in letzter Zeit zu einer Verknappung der höherwertigen Münzen geführt, was einer der Gründe dafür war, warum selbst die englischen Pöstcheninhaber in der Finanzverwaltung London vor der Ausgabe der Kupfermünzen gewarnt hatten. Doch wenn Walsh glaubte, er könnte seine Cousine durch einen Themenwechsel von ihrer Attacke abbringen, so hatte er sich getäuscht. Barbara Doyle hatte sich noch nie in ihrem Leben von etwas abbringen lassen.
    »Glauben Sie etwa, dass Zuwendungen an so ein verworfenes Geschöpf für Irland maßgebend sein sollen?«, erkundigte sie sich drohend.
    Vermutlich fand seine Cousine es gar nicht so empörend, dass der König sich eine Mätresse hielt. Es war die Beiläufigkeit der mit dieser Maßnahme einhergehenden Beleidigung, die alle empört hatte. Immer wieder hatte das englische Parlament den loyalen Iren ein eigenes Münzprägrecht verweigert, da dies zu sehr nach Unabhängigkeit gerochen hätte. Und nun war ihnen ohne jede Rücksprache mit dem irischen Parlament und gegen den Rat der Dubliner Verwaltung dieses private Münzgeld aufgezwungen worden.
    »Es ist eine Schande«, stimmte Fortunatus zu.
    »Und was gedenken Sie und das irische Parlament nun dagegen zu unternehmen?«
    Das irische Parlament tagte jedes zweite Jahr vom Herbst bis zum Frühjahr. Nach einer Pause von achtzehn Monaten stand nun die nächste Sitzungsperiode unmittelbar bevor. Fortunatus zweifelte nicht daran, dass es einen Proteststurm gegen die Münzen geben würde. Aber ob der etwas bewirkte, stand auf einem anderen Blatt.
    »Seien Sie versichert«, antwortete er entschlossen, »dass ich mich zu dem Thema äußern werde.«
    »Ich pfeife auf Ihr Gerede«, entgegnete Barbara Doyle. »Diese Münzen müssen wieder eingezogen werden. Sie und Ihre Freunde werden gefälligst dafür sorgen.« Sie starrte ihn an. Ihr Blick war alles andere als freundlich.
    »Wir werden unser Bestes tun«, sagte er vorsichtig.
    »Der Mietvertrag für dieses Haus muss bald verlängert werden«, bemerkte sie. »Ich könnte einhundertundzwanzig dafür bekommen. Wenn nicht sogar noch mehr.«
    Er erwiderte entsetzt ihren Blick. Wollte ihn Barbara Doyle tatsächlich durch die Androhung einer Mieterhöhung so einschüchtern, damit er im Parlament noch vehementer Forderungen vertrat, die wahrscheinlich nicht durchsetzbar waren? Wollte sie ihn gar vor die Tür setzen? Die ungeschminkte Brutalität ihres Vorgehens war erschreckend. Noch dazu vor einem Kind!
    Er senkte den Blick zu dem Schemel, auf dem der kleine Junge saß. John sah ihn kühl an. Seine Augen waren genau wie die seiner Mutter. Du lieber Himmel! Er begriff. Die Witwe Doyle hatte ihren Sohn mitgebracht, um ihm zu zeigen, wie man Geschäfte machte. Sie bringt John bei, dachte er verzweifelt, wie man mich einschüchtert.
    Und dann hätte er beinahe laut losgelacht. Die schreckliche Frau hatte natürlich Recht. Der Junge musste lernen. Ging es im öffentlichen Leben denn nicht ebenso zu? Ja, er vermutete, dass Politik im Parlament gar nicht anders möglich war. In England befehligten Minister und mächtige Aristokraten, die das Recht der Ämterbesetzung besaßen, kleine Armeen von Parlamentsmitgliedern, die als Gegenleistung für Vergünstigungen oder aus Angst, sie zu verlieren, ihre Weisungen befolgten. Selbst im Dubliner Parlament machten sich einflussreiche Männer wie der Sprecher Conolly oder die Familie Brodrick aus Cork große Gruppen mit Versprechungen und Drohungen gefügig. Auf ihre plumpe Art versuchte Cousine Barbara genau das Gleiche.
    Aber die Vorstellung, dass ein neues und unbedeutendes Parlamentsmitglied wie er, Fortunatus Walsh, Ansprüche der

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