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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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Engländer zurückweisen konnte, war lächerlich.
    »Wir müssen sehen, was sich machen lässt, meine liebe Barbara«, sagte er vorsichtig. »Ich werde mein Bestes geben.«
     
    Doch als sie ein paar Minuten später ging, schüttelte er verwundert den Kopf. Sollte er tatsächlich aus dem Haus geworfen werden?
    Um sich von diesem unerquicklichen Thema abzulenken, beschloss er, noch am selben Nachmittag über den Liffey zu gehen und nach dem jungen Smith zu sehen.
    Am anderen Ufer angekommen, schlug er den Weg zur Gemeinde St. Michan ein, die zu den älteren in der Stadt gehörte und westlich der einstigen Wikingersiedlung Oxmantown lag. Seit undenklichen Zeiten gab es dort eine Kirche. Nachdem er durch mehrere schöne neue Straßen gegangen war, gelangte er in ein bescheideneres Viertel, das noch von Giebelhäusern aus dem vorigen Jahrhundert geprägt war. Schließlich bog er in die Cow Lane ein, und gleich darauf stand er vor der Lebensmittelhandlung Morgan MacGowans. Ein Hof, umgeben von Speichern.
    Aus der offenen Tür eines Speichers drang ein schwacher und angenehm malziger Geruch. Drinnen sah er geräucherte Schinken, die an Haken hingen, und auf einem niedrigen Holzregal standen Säcke mit Knoblauch und mit Gewürzen wie Nelke, Salbei und Pfeffer. Kinder rannten barfüßig im Hof umher, schwirrten ums Haus wie Bienen um einen Bienenstock, spähten neugierig von Dachsparren. Die freundliche Frau des Händlers bat Fortunatus herein und führte ihn in eine altmodische Wohnstube mit Dielenfußboden, einem gescheuerten Holztisch, Bänken und Schemeln. Kaum hatte er sich als Bruder von Terence Walsh vorgestellt, wurde aus der höflichen eine herzliche Begrüßung, und die kleineren Kinder machten deutlich, dass sie erwarteten, auf dem Hof im Kreis gewirbelt zu werden. Als er jedoch nach Garret Smith fragte, teilte ihm Mrs MacGowan mit, dass der junge Mann nicht da sei, und ihm schien, dass ein Schatten über ihr Gesicht huschte. Kurz darauf erschien MacGowan selbst.
    Der Krämer war ein kleiner, rundlicher Mann von einnehmendem Wesen. Der Viktualienhandel in Dublin wurde nicht durch eine Gilde reglementiert und so gab es keine Diskriminierung: Ein Katholik wie MacGowan konnte es hier zu etwas bringen. Viktualienhändler gehörten zu den reichsten Kaufleuten in der Stadt. Und wenn MacGowan auch nicht reich war, so hatte Walsh doch das Gefühl, dass er wahrscheinlich mehr Geld hatte, als er zeigen wollte.
    Sie unterhielten sich ein paar Minuten freundlich über Terence, der bei dem Krämer offensichtlich hohe Achtung genoss, und seine bevorstehende Reise. Obwohl MacGowan selbst noch nie im Ausland gewesen war, wusste er über den Handel und die Häfen in Frankreich offenbar bestens Bescheid.
    »Wie ich höre«, sagte Fortunatus nach einer Weile, »haben Sie Unannehmlichkeiten mit unserem Verwandten, dem jungen Garret Smith.«
    MacGowan verstummte für einen Augenblick. Er sah Fortunatus aufmerksam an, als denke er über etwas nach.
    Der Krämer legte den Kopf etwas schief und schloss das linke Auge halb, doch das rechte Auge blieb auf sein Gegenüber gerichtet, öffnete sich so weit, dass der Eindruck entstand, es sei größer geworden, und blickte so durchdringend, dass einem unbehaglich werden konnte.
    »Er erledigt seine Arbeit recht ordentlich«, antwortete MacGowan endlich ruhig. »Ich habe ihn heute Morgen auf einen Botengang nach Dalkey geschickt, sonst hätten Sie ihn hier angetroffen.«
    »Dann bereitet er Ihnen keinen Verdruss?«
    »Er ist eigensinnig, Mr Walsh, und er ist sehr von seiner Meinung überzeugt, wie viele junge Leute.« Er hielt inne. »Er ist ein aufgeweckter Bursche, Sir, und ich glaube, dass er ein gutes Herz hat. Aber er ist Stimmungen unterworfen. Er kann Sie in den Schlaf singen oder zum Lachen bringen, bis Ihnen die Tränen kommen. Aber dann wieder bringt ihn etwas in Zorn …« Wieder machte er eine Pause. »In letzter Zeit ist er leider in schlechte Gesellschaft geraten. Das ist jedenfalls meine Meinung, Sir.«
    »Was für eine Art von Gesellschaft?«
    »Erinnern Sie sich an den Krawall in den Liberties letzte Woche?«
    In den ärmeren Stadtteilen Dublins, insbesondere im alten Liberties-Viertel, das im Mittelalter unter der Feudalherrschaft der Kirche gestanden hatte, war es zu Zusammenstößen zwischen Metzgerjungen und aus Frankreich eingewanderten protestantischen Hugenotten gekommen. Gerade erst waren wieder einige junge Hugenotten wüst verprügelt worden.
    »Eine schlimme Sache«,

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