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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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Walshs nicht ein Gut in Fingal?«
    »Alter Landadel. Aber einfache Leute. Ohne törichte Allüren«, sagte sie fest. »Arbeiten hart und stehen zu ihrer Familie.«
    »Es wäre mir eine Freude«, sagte Henry Law versonnen, »diesen Mr Walsh bei Gelegenheit einmal kennen zu lernen.«
    »Am liebsten«, berichtete Cousine Barbara hinterher Fortunatus, »wäre er sofort in Ihr Haus gekommen. Aber ich weiß, dass das nicht in Ihrem Sinn wäre. Also habe ich nichts gesagt, und wir sind auseinander gegangen.«
    »Bedeutet ihm die Familie tatsächlich so viel?«
    »Unbedingt. Er hat im Leinengeschäft ein Vermögen gemacht, aber er ist jederzeit bereit, was er hat, mit seiner Familie zu teilen. Das weiß ich vom Vikar. Seinen Bruder in Philadelphia hat er unter großen Opfern zweimal vor dem Ruin bewahrt. Ihr Verhältnis zu Terence wäre ihm äußerst wichtig.«
    »Er muss es bedauern, dass er keinen Sohn hat.«
    »Er hatte einen. Er wurde nach den Mädchen geboren, ist aber gestorben. Auch das weiß ich vom Vikar. Er selbst spricht nie darüber. Danach, so scheint es, hat er sich verändert. Er liebt seine Töchter, davon bin ich überzeugt, aber er hat mit ihnen nicht dieselben ehrgeizigen Ziele.« Cousine Barbara grinste. »Aber die Mutter hat mit den Mädchen Großes im Sinn. Also heraus mit der Sprache«, forderte sie ihn freundlich auf, »wie gedenken Sie, die Mutter um den Finger zu wickeln?«
     
    Isaac Tidy ließ den Blick durch den Raum schweifen. Es waren noch drei Wochen bis zu der großen Aufführung des Messias. Er konnte sich nicht vorstellen, dass der Herzog ihn bei diesem Ereignis brauchen würde, aber heute Abend gab der Lord Lieutenant anlässlich des St. Patrick’s Day in Dublin Castle einen Ball, und Tidy hatte seit dem Morgen emsig an den Vorbereitungen gearbeitet.
    Einige, das wusste er, verübelten es ihm, dass er Dekan Swift verlassen hatte. Dabei war es ihm nicht leichtgefallen. Der Gesundheitszustand des Dekans hatte sich zusehends verschlechtert, und mit ihm seine Laune. Swift hatte sich mit Sheridan überworfen. Als er immer mürrischer und apathischer wurde, hatte Tidy begriffen, dass er nicht mehr viel für ihn tun könne. »Es sei denn, ich wollte als Swifts Kindermädchen enden, aber das will ich nicht«, sagte er zu seinen Verwandten. Just zu dieser Zeit kam ihm zu Ohren, dass im Haushalt des neuen Lord Lieutenant eine Stelle frei geworden war, und er bewarb sich sogleich. Zu seinem Erstaunen führte der Herzog persönlich das Einstellungsgespräch.
    »Ich möchte nicht, dass es heißt, ich hätte ihn dem Dekan von St. Patrick’s weggeschnappt«, sagte der Herzog offen zu ihm.
    »Euer Gnaden haben mein Wort, dass ich bereits aus seinem Dienst geschieden bin«, antwortete er bestimmt. In der Annahme, dies könnte zur Bedingung seiner Einstellung gemacht werden, hatte er es nämlich darauf ankommen lassen und am selben Morgen bei Swift gekündigt.
    Es mochte sein, dass einige Leute seine neue Stellung für einen beruflichen Abstieg hielten. Schließlich hatte der Herzog bereits einen Butler. Aber Tidy war jetzt ein Unter-Butler, und als solcher stand er weit über der Legion livrierter Lakaien, die im großen Haushalt des Herzogs herumstolzierten. Er war auch nicht mehr das geschätzte Faktotum, sondern ein Neuling. Und mit Sicherheit erwies ihm niemand die Ehre, ihn mit Mr Tidy anzusprechen. Aber er war bereit, diese kleineren Demütigungen hinzunehmen, da er mit dem Wechsel zum Herzog ein kleines Privathaus gegen den Palast eines mächtigen Potentaten getauscht hatte. »Höher als der Herzog«, erklärte er stolz seiner Familie, »kann man in Irland nicht kommen.« Sollte er es jemals zum Butler bringen, würde er jeden unfreien Mann in Dublin überragen. Er übte sich daher in Vorsicht, gab es auf, jene, die keine Gentlemen waren, mit verächtlichen Blicken zu strafen, behandelte sie stattdessen mit gewinnender Höflichkeit und machte sich denen, die über und unter ihm standen, nützlich. Im Rahmen seiner Möglichkeiten war er wirklich sehr klug.
    Isaac Tidy war glücklich. Bald würde der Ball beginnen. Der große Saal in Dublin Castle sah großartig aus. Der große Umbau der irischen Hauptstadt zu einem Meisterwerk des Klassizismus hatte nun endlich auch die heruntergekommene alte Burg erreicht. So wurde bereits an einem großartigen Treppenhaus und an einer Flucht von Prunksälen gearbeitet. Bis auf weiteres wurde noch der große alte Saal für Festlichkeiten wie die heutige benutzt,

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