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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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doch selbst den hatte die Kunst des Ausstatters für den heutigen Abend in ein großes klassisches Pantheon verwandelt. Und die Gäste sorgten für zusätzlichen Glanz. Lords, Ladies, Gentlemen – hier war in der Tat die feine Gesellschaft versammelt. Viele Gesichter kannte er, denn Tidy erinnerte sich grundsätzlich an jede Person, die irgendwann einmal eine der herzoglichen Residenzen besucht hatte. Als er seine Augen durch den Saal wandern ließ, bemerkte er am anderen Ende das fröhliche Gesicht von Fortunatus Walsh.
    Was Isaac selbst betraf, so stand er, für die ganze Gesellschaft sichtbar, nur einen Schritt vom Herzog von Devonshire entfernt, in diskreter Erwartung dessen persönlicher Befehle. Er gestattete sich ein leichtes Lächeln und senkte den Blick auf seine auf Hochglanz polierten Schuhe. Und in diesem kurzen Augenblick der Glückseligkeit bemerkte er nicht, dass Walsh soeben einer Person aus der Entourage des Herzogs zugenickt hatte.
    Augenblicke später winkte ihn der Herzog zu sich. Tidy glitt rasch und geschmeidig an seine Seite und war in höchstem Maße überrascht, als ihm aufgetragen wurde, Fortunatus Walsh zu holen.
    Niemandem entging, dass Tidy den Saal durchquerte. Teils weil alle Anwesenden aus den Augenwinkeln das herzogliche Gefolge beobachteten, teils weil schlechterdings nicht zu übersehen war, wie der elegante und gepuderte Diener, vom Herzog kommend, mitten durch den Saal stolzierte und wie Damen und Herren vor ihm zur Seite wichen. Jeder im Saal fragte sich, zu wem er wohl wollte.
    Nicht zuletzt auch Eliza, die Frau des Leinenhändlers Henry Law.
    Eliza war überrascht gewesen, als sie von einer Dame, die sie gar nicht besonders gut kannte, gefragt wurde, ob sie nicht Lust habe, sie zum Ball des Vizekönigs zu begleiten. Ihr Gatte, so die Dame, habe außerhalb der Stadt zu tun. »Und alleine möchte ich nicht hingehen.« Die Kanzlei des Vizekönigs, so versicherte sie ihr, habe nichts dagegen einzuwenden, wenn sie für ihren Gatten einspringe.
    »Aber was ist, wenn mich jemand zum Tanzen auffordert?«, wollte Eliza wissen.
    »Dann tanzen Sie selbstverständlich«, lachte die Dame.
    Die unverhoffte Einladung konnte Eliza unmöglich ausschlagen. In den letzten Jahren hatte sie kaum etwas mehr bedauert als das schwindende Interesse ihres Gatten an Gesellschaften. Das hatte sie nie verstehen können. »Wie kannst du dich langweilen«, hatte sie ihn mit ehrlicher Verwunderung gefragt, »wenn getanzt wird?« Ihr zuliebe ging er gelegentlich ins Theater oder in ein Konzert oder sogar zu einer Versammlung, und sie hatte ihm freundlich zu verstehen gegeben, dass er bald mehr für seine Töchter tun müsse. Aber zu mehr ließ er sich nicht bewegen. Wenigstens hatte er keine Einwände dagegen erhoben, dass sie heute diesen Ball besuchte.
    Ihre Begleiterin lächelte. Wie es der Zufall wollte, war ihre Begleiterin eng mit Doktor Terence Walshs Frau befreundet, was Eliza Law freilich nicht wusste.
    »Ist das nicht ein großartiger Anblick? Der Herzog sieht heute Abend sehr gut aus.«
    Der Herzog von Devonshire war der zweite bedeutende Aristokrat, der in den letzten zehn Jahren als Vizekönig nach Irland gesandt worden war, und sein unermesslicher Reichtum und seine Stellung gaben der Dubliner Gesellschaft ein Gefühl von Stabilität. Wie er so in seiner ganzen Herrlichkeit dastand, in einem blauen und goldenen Rock, das breite, intelligente Gesicht unter einer gepuderten Perücke, und träge, aber wohlwollend auf die Festgesellschaft blickte, symbolisierte er Größe und Frieden. Europa mochte seit langer Zeit in rivalisierende dynastische Lager gespalten sein, Invasionen mochten drohen, auch wenn sie anscheinend nie wahr wurden, und selbst die jakobitische Sache mochte hier und dort wieder aufleben, aber in Dublin bot sich das Bild eines bescheiden wachsenden Wohlstands – von dem die alteingesessenen Iren natürlich ausgeschlossen waren – und des politischen Friedens.
    Doch es war nicht der Herzog, der Eliza faszinierte – sie hatte ihn schon einmal gesehen –, sondern seine Entourage. Sie war wirklich prächtig anzuschauen.
    »Die Ponsonbys sind alle da«, bemerkte ihre Freundin. Eliza war begeistert. Die Ponsonbys waren Nachfahren von Cromwells Siedler und von Haus kaum vornehmer als ihre eigene Familie. Aber zwei Generationen hatten es durch Intrigen und politische Protektion von einflussreicher Seite so weit gebracht, dass sie heute sogar noch mehr Gewicht hatten als die reiche

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