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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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Familie am Leben zu erhalten. Von den Söhnen des guten alten Doktors war Tom in seinen Augen der umtriebigste. Ein Patensohn Swifts, hatte er selbst eine ausgeprägte literarische Ader. Bis vor kurzem noch Student am Trinity College, hatte er die Lehranstalt inzwischen verlassen und den für einen jungen Gentleman zwar ungewöhnlichen, aber durchaus nicht beispiellosen Wunsch bekundet, Theater zu spielen und Stücke zu schreiben.
    »Das Smock Alley ist meine Welt«, hatte er vergnügt zu Fortunatus gesagt.
    Das Dubliner Smock Alley Theatre war mit Sicherheit ein Ort, an dem immer etwas los war. In der Wintersaison wurden alte und neue Stücke gespielt, und im Sommer gastierten dort die besten Londoner Aufführungen. Dieses Jahr war der Schauspieler Garrick, der in London neuerdings für Furore sorgte, angekündigt.
    »Wenn Sie es schaffen, im Smock Alley ein Stück aufzuführen, werden wir alle kommen, Tom, das verspreche ich Ihnen«, hatte Fortunatus ihm versichert. »Aber wie wollen Sie bis dahin Ihren Lebensunterhalt bestreiten?«
    Mit diversen kleinen Nebenbeschäftigungen, wie sich herausstellte, darunter eine bei der Musical Society. Und daran erinnerte sich Walsh, als er überlegte, wie sich das gewünschte Arrangement für den Messias zustande bringen ließ.
    »Haben Sie Einfluss auf die Platzzuweisung bei den Konzerten, Tom?«, hatte er ihn gefragt, als sie sich eines Tages zufällig auf der Straße begegneten.
    »Da ließe sich gewiss etwas machen.«
    »Würden Sie gern zwei Guineen verdienen?«
    »Ich würde sehr gern zwei Guineen verdienen.«
    »Dann möchte ich«, sagte Fortunatus, »dass Sie uns im Messias neben die Familie von Mr Henry Law setzen.«
    ***
    Jetzt kamen sie endlich. Offensichtlich waren sie aufgehalten worden, weil Eliza Law mit jemandem aus dem Publikum gesprochen hatte. Fortunatus verbarg seine Erleichterung.
    Sie waren nicht zu verwechseln. Der Kaufmann, eine hagere und ansprechende Erscheinung, das Haar noch blond, lächelte verhalten. Er hatte das Aussehen eines Gentlemans, wie Walsh beifällig zur Kenntnis nahm. Seine Frau kümmerte sich rührig um ihre Töchter und spähte zugleich mit blassblauen Augen ins Publikum. Sie war schlank geblieben. Recht passabel. Dann die Töchter. Fortunatus sah sofort, welche Lydia sein musste – die mit dem langen Hals. Sie sah wirklich sehr blass und kränklich aus, genau wie Terence gesagt hatte. Doch bei den beiden anderen bekam er große Augen. Was für Schönheiten! Die eine war blond und lächelte, die andere, mit einem braunroten Schimmer im Haar, war keck und vollbusig. War sie Anna? Oder Georgiana?
    Wo würden sie Platz nehmen? Würde es so kommen, wie er gehofft hatte? Er blickte stur nach vorn, lächelte abwesend und hielt den Atem an. Ja. Alles bestens. Er selbst, dann Grey, und gleich neben ihm Henry Law.
    Nun war Grey am Zug.
    Der ehrenwerte Gentleman wandte sich nach rechts und lächelte.
    »Ah, Mr Law.«
    »Na so was, Mr Grey. Ich bin hocherfreut, Sie zu sehen. Meine Liebe, ich glaube, du hattest noch nicht das Vergnügen. Mr Grey und ich haben geschäftlich miteinander zu tun.« Man begrüßte sich lächelnd.
    Dann sagte Grey recht leise zu Law:
    »Kennen Sie Mr Fortunatus Walsh, Mitglied des Parlaments? Ich bin in seiner Gesellschaft hier.«
    »Oh. Nein, aber ich habe von ihm gehört.«
    »Möchten Sie, dass ich Sie mit ihm bekannt mache?«
    »Sehr gern.«
    »Darf ich Ihnen Mr Henry Law vorstellen? Das ist Mr Fortunatus Walsh, Mitglied des Parlaments.«
    »Mr Law, es ist mir eine Ehre.«
    »Mr Walsh,« lächelte Henry Law aufgeregt, »die Ehre ist ganz meinerseits, Sir. Ich freue mich, Ihre Bekanntschaft zu machen.«
    ***
    Die Aufführung war grandios. Für Händel, für den Herzog, für die Music Society, für alle war es ein triumphaler Erfolg.
    Als die Laws zu Fuß nach Hause gingen – da es nicht regnete und zudem nicht weit war, hatte es Henry Law für unnötig befunden, die Familienkutsche zu benutzen –, wandte er sich an seine Frau.
    »Wenn wir ein Dinner geben, sollten wir, denke ich, Fortunatus Walsh und seine Gattin einladen. Er ist ein sehr kluger Mann, und ich glaube, er würde kommen.«
    Im ersten Moment war seine Frau versucht, ihm zu sagen, dass Fortunatus Walsh nicht nur ein kluger Mann war, sondern auch hoch in der Gunst des Herzogs stand und nach allem, was sie wusste, Aussichten auf einen Titel und einen gut aussehenden unverheirateten Sohn hatte. Und dass sie sich, wenn sich die Gelegenheit böte, vor ihn

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