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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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auf den Boden werfen und ihn bitten würde, über sie hinweg zur Tür ihres Hauses zu schreiten. Doch sie besann sich anders. Besser, sie schwieg, denn ihr Mann würde es möglicherweise nicht gutheißen. Es genügte vollauf, wenn sie und ihre Töchter Bescheid wussten.
    »Wie du wünschst, Liebling«, sagte sie und dankte Gott, dass er an diesem wunderbaren Abend nicht nur Händel, sondern auch Fortunatus Walsh in die Dubliner Music Hall geführt hatte.
    * **
    Voller Neugierde zu erfahren, wie der Abend verlaufen war, kamen am nächsten Morgen sowohl Cousine Barbara als auch Fortunatus’ Bruder Terence in das Haus am St. Stephen’s Green.
    »Es war großartig. Sie müssen unbedingt hingehen und sich Händel anhören«, sagte er zu Barbara.
    »Ein Choral, den ich in der Kirche singen kann, ist mir Musik genug«, erwiderte sie entschieden. »Und jetzt Schluss mit dem Unsinn. Was ist mit Law?«
    »Wir werden sehen. Aber ich glaube«, sagte Fortunatus mit voller Berechtigung, »er hat angebissen. Im Übrigen sind die Mädchen außerordentlich hübsch. Ganz besonders gefällt mir die Rothaarige. Georgiana.«
    »Und welche gefällt George besser?«, erkundigte sich Terence.
    »Ich habe ihn nicht gefragt. Aber unter den gegebenen Umständen«, sagte Fortunatus mit voller Berechtigung, »vertraue ich darauf, dass er die mögen wird, die ihn mag.«
    »George und Georgiana«, sagte Barbara Doyle vergnügt, »das klingt gut in meinen Ohren.«
    »Ja, stimmt«, sagte Fortunatus. »Aber ob nun etwas daraus wird oder nicht«, fügte er hinzu, »ich muss mich schon jetzt bei euch beiden bedanken.« Er lächelte Terence zu. »Mein lieber Bruder, ich werde dir nie vergessen, dass du dich für alle Gefälligkeiten erkenntlich gezeigt und mir so großzügig geholfen hast.«
    Dann brachten sie zwanzig fröhliche Minuten damit zu, die ganze Geschichte noch einmal Episode für Episode durchzugehen und einander zu ihrer Gerissenheit zu beglückwünschen.
    Erst danach bemerkte Terence Walsh:
    »Ich will euch sagen, wer gegenwärtig weit mehr Hilfe braucht als jeder von uns, und zwar mein armer Patient MacGowan, der Krämer.« Dann erzählte er die ganze traurige Geschichte.
    »Was willst du nun unternehmen?«, fragte Fortunatus, als er geendet hatte.
    »Ich habe die Absicht, noch heute ein paar katholische Kaufleute aufzusuchen, die ich kenne. Vielleicht können wir uns zu einer kleinen Gruppe zusammentun, um ihn und sein Geschäft zu retten, das, wie ich ausdrücklich betone, immer noch sehr einträglich sein könnte.«
    »Tu das«, sagte Cousine Barbara bestimmt. »Die katholischen Kaufleute halten meistens gut zusammen.«
    »Das hoffe ich aufrichtig«, erwiderte Terence.
    Bald danach musste Barbara Doyle gehen, aber Terence blieb noch etwas länger bei Fortunatus.
    »Weißt du, wer mir noch in den Sinn kam, als ich von MacGowan fortging?«, fragte Terence seinen Bruder nach einer Pause.
    »Sag schon.«
    »Unser Verwandter, Garret Smith. Ich frage mich, wo er wohl steckt und wie es ihm geht.«
    »Soweit ich weiß, hat er Dublin verlassen, ohne die Lehre abzuschließen, und ist nach Wicklow gegangen. Ich finde, er hat sich dir gegenüber sehr schlecht benommen.«
    »Er war noch jung.«
    »Er hat nie den Versuch unternommen, dich wiederzusehen, sich zu entschuldigen oder dir eine Erklärung zu geben.«
    »Vielleicht ist es ihm peinlich.«
    »Vergiss ihn, Terence. Dabei wird nie etwas Gutes herauskommen. Du hast Besseres zu tun.«
    »Vermutlich hast du Recht.« Terence stand auf. »Ich muss jetzt an MacGowan denken.«
    Der Krämer war es wert, gerettet zu werden, dachte Fortunatus. Garret Smith wahrscheinlich nicht.
    ***
    Die beiden Brüder wären überrascht gewesen, wenn sie in diesem Augenblick Cousine Barbara hätten sehen können. Nachdem sie das Haus verlassen hatte, wies sie ihren Kutscher an, nach Norden zu fahren. Die Kutsche rollte am Trinity College und an dem prächtigen neuen Parla mentsgebäude vorbei, das mit seiner imposanten klassizistischen Fassade glauben machen konnte, London werde vom irischen Parlament aus regiert, bog dann auf die Brücke ein, die sich über den Liffey spannte, und fuhr weiter in Richtung Cow Lane.
    Barbara Doyle befürwortete die Vormachtstellung der Protestanten und machte nur selten Geschäfte mit katholischen Kaufleuten, aber die Aussicht auf Profit stand für sie stets an erster Stelle. Und nach ihrer Einschätzung würde es mindestens ein oder zwei Tage dauern, bis Terence eine Sammlung unter

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