Die Rebellen von Irland
Irland eine Rückkehr der Stuarts und des Katholizismus erleben werde, noch ehe das Jahr um sei.
»Was du nicht sagst.« Fergal Brennan hörte das alles nicht zum ersten Mal. Früher hatten ihn die Bildung und der politische Eifer des jungen Mannes, der seine kleine Schwester geheiratet hatte, beeindruckt. Aber mittlerweile waren zwanzig Jahre ins Land gegangen, und aus Smith und seinen schönen Worten war nicht viel geworden.
Doch Dermot O’Byrne nickte beifällig. »Und wenn der Tag kommt«, sagte er finster, »werde ich selbst wieder in Rathconan sitzen, was mein gutes Recht ist, und Budge wird eine durchschnittene Kehle haben.«
Fergal Brennan seufzte. Auch nach eineinhalb Jahrhunderten hegte Dermots Zweig der riesigen Familie O’Byrne noch einen tiefen Groll gegen die Herren von Rathconan. In gewisser Weise glaubten sie immer noch, dass dieses Erbe eigentlich ihnen zustand. Dermot war davon felsenfest überzeugt. Doch es ärgerte Fergal, dass er sich wegen dieses Unsinns für etwas Besseres als die Brennans hielt.
»Die O’Byrnes von Rathconan sind mit den Wildgänsen fortgeflogen«, erwiderte er ruhig. »Sie werden hier die Herren sein, falls sie jemals zurückkehren.« Und auf Garret Smith deutend, fuhr er fort: »Er hat darauf mehr Anrecht als du.« Auch wenn im Dorf nicht viel darüber geredet wurde, so war doch jedem bekannt, dass Rathconan sich für kurze Zeit im Besitz von Garrets Vorfahren befunden hatte und dass das Blut der O’Byrne-Clanführer in ihren Adern floss, auch wenn sie nur ein unehelicher Ableger waren. »Außerdem hat seine Familie gutes Geld dafür gezahlt«, setzte er boshaft hinzu, »was bei deiner Familie, glaube ich, nicht der Fall war.«
»Es wurde uns gestohlen. Das ist die Wahrheit, ob es dir gefällt oder nicht«, entgegnete Dermot O’Byrne mürrisch und trank noch einen Schluck.
Hier hätte das törichte Gespräch enden können, denn die drei Männer tranken schweigend weiter. Mehrere Minuten verstrichen, ehe Garret Smith, der wie so oft, wenn er angetrunken war, über den Tisch gebeugt dasaß, die Rippen gegen die Kante gedrückt und auf die Platte stierend, plötzlich ein kurzes Lachen ausstieß.
»Was ist?«, fragte Brennan.
»Ich dachte nur eben daran, wie lächerlich das Ganze ist«, antwortete Smith und schüttelte belustigt den Kopf. »Ich habe O’Byrnes Ansprüche mal geprüft. Vor Jahren schon. Er hätte vor Gericht nicht die geringste Chance, weder nach englischem noch nach irischem Recht. Seine Vorfahren wurden übergangen, weil sie unbedeutend waren. Und die O’Byrnes von Rathconan hatten eine unanfechtbare englische Besitzurkunde für ihr Land.«
Dermot O’Byrne warf ihm einen kurzen Blick zu, dann spuckte er auf den Boden.
Aber Garret war noch nicht fertig. Manchmal, wenn er etwas getrunken hatte, verfiel er wieder in die Arroganz seiner Jugend. Und dann erinnerte er, auch wenn sein Haar ergraut war und er das rotfleckige Gesicht eines Trinkers hatte, wieder an den von sich eingenommenen jungen Mann, der nach Quilca geritten war. So auch jetzt.
»Deshalb finde ich es lustig, dass zwei unwissende Bauern darüber streiten, welcher von ihnen der Herr von Rathconan werden soll.«
Brennan und O’Byrne sahen einander an.
Wenn Garret Smith bei seinen Nachbarn nicht besonders beliebt war, so lag das nicht nur an seiner Unzuverlässigkeit und seiner Trunksucht, sondern auch an seinem Hang zur Überheblichkeit.
Nach dieser letzten Bemerkung trat deshalb Schweigen ein, und die beiden anderen gerieten ins Grübeln.
Es war Brennan, der schließlich das Schweigen brach.
»Wir waren nicht sehr begeistert, als du meine Schwester geheiratet hast, Garret.« Er hielt kurz inne, um die Worte wirken zu lassen. »Du selbst scheinst eine hohe Meinung von dir gehabt zu haben. Aber wir waren nicht begeistert. Denn so viel steht fest: Für den Unterhalt meiner Schwester, Gott hab sie selig, hast du herzlich wenig getan.«
»Da hat er Recht, Garret.« O’Byrne witterte eine Gelegenheit, es ihm seinerseits heimzuzahlen. »Du warst nie ein Arbeiter. Nichts, was du tust, wird jemals fertig. Ich frage mich, wie du eigentlich den Schullehrer bezahlst.«
»Das tut er ja nicht immer«, murmelte Brennan. »Er hat nur einen einzigen Sohn zu Hause, und trotzdem kümmert er sich überhaupt nicht um ihn. Man könnte meinen, dass der Junge ihm nichts bedeutet, so wie er trinkt und die Arbeit vernachlässigt.«
Das hatte gesessen. Er sah, wie Garret, der immer noch halb
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