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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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Geist. Und wie gefällt dir London? Hast du viele Freunde dort? Gehst du ins Theater?«
    »Es gefällt mir ziemlich gut.«
    »Was gibt es Neues von unseren Freunden, den Sheridans, zu berichten?«
    Die Freundschaft mit den talentierten Sheridans aufrechtzuerhalten, war eine der Auflagen gewesen, unter denen die Familie Hercules nach London geschickt hatte. Nachdem der brillante Tom Sheridan jahrelang das Dubliner Smock-Alley-Theater geleitet hatte, war es abgebrannt, was ihn beinahe ruiniert hätte. Tom folgte daraufhin dem Beispiel des alten Doktor Sheridan und ging nach London. Dort hatte er sich als Pädagoge einen Namen gemacht und sogar König Georg III. davon überzeugt, ihm eine großzügige Pension zu gewähren, während er ein Wörterbuch des gesprochenen Englisch verfasste. An diesem Buch arbeitete er immer noch. Seine Frau hatte in der Zwischenzeit einen populären Roman geschrieben, um die Finanzen der Familie aufzubessern.
    »Der große Doktor Johnson ist der Meinung, dass Sheridans Lexikon nichts taugen wird«, antwortete Hercules kühl.
    »Natürlich ist er das. Er schreibt selber ein Wörterbuch und ist eifersüchtig«, erwiderte Fortunatus. »Und Toms Sohn? Der junge Richard muss ungefähr in deinem Alter sein.«
    »Er ist ein wenig jünger, glaube ich. Man sagt, er habe bereits ein Stück geschrieben.« Hercules’ Tonfall ließ seine Missbilligung darüber erahnen, dass die Familie Schriftsteller und Theaterleute zu ihren Freunden zählte.
    »Sein Großvater Doktor Sheridan war ein wichtiger Mann«, wies Fortunatus ihn sanft zurecht. »Uralte Familie. Besaß fast das ganze County Cavan.« Er beschloss, das Thema zu wechseln. »Trinkst du viel?«, fragte er.
    »Nur sehr maßvoll, Großvater.«
    »Das schadet wahrscheinlich nichts«, räumte Fortunatus ein. »Dir ist bestimmt aufgefallen, dass die Hälfte aller Dubliner Gentlemen an der Gicht leidet. Und das ist nun wirklich kein Scherz.«
    »Das ist in London genauso.«
    »Kann ich mir vorstellen. Mein Bruder und ich sind bisher verschont geblieben. Aber eine oder zwei Flaschen Rotwein am Abend haben noch niemandem geschadet. Aber du bist doch sicher manchmal betrunken, oder?« Er warf seinem Enkel einen beinahe ängstlichen Blick zu.
    »Das ist schon vorgekommen, ja.«
    »In der Politik«, und hier sprach Fortunatus aus lebenslanger Erfahrung, »wird man einem Mann, der nie betrunken ist, auch nie vertrauen.«
    »Das werde ich mir merken.«
    »Du weißt ja, dass in ein paar Jahren mein Sitz im Parlament frei wird. Ich werde mich nicht noch einmal aufstellen lassen, darauf kannst du dich verlassen.«
    Bis vor kurzem waren im irischen Unterhaus nur beim Tod des jeweiligen Monarchen Neuwahlen gehalten worden. Das kam den Parlamentsabgeordneten sehr gelegen. Waren sie erst einmal gewählt, behielten sie ihre Sitze – ohne sich um teure Wahlen kümmern zu müssen – bis zu ihrem Tod. Aber sogar in der politischen Stasis, in der das Dublin des achtzehnten Jahrhunderts vor sich hindämmerte, blieb schließlich nicht alles beim Alten. Man hatte beschlossen, alle acht Jahre Neuwahlen abzuhalten. In fünf Jahren musste sich Fortunatus seinen Sitz also erneut erkämpfen.
    »Du wirst dann hoffentlich meinen Platz einnehmen, mein Junge. Es ist von Vorteil, wenn die Familie in beiden Häusern vertreten ist. Und im Parlament ist es, trotz aller Streitigkeiten, ein bisschen wie in einem Club.« Um Zustimmung heischend warf er einen Blick auf Hercules, der aber keinerlei Regung zeigte.
    Was ging nur im Kopf seines Enkels vor? Verstand dieser entschlossen dreinblickende Zweiundzwanzigjährige die Tradition, deren Erbe er war, überhaupt? Er musste einfach. Fortunatus Gedanken wanderten zurück zu Patrick. Ah ja, die katholische Frage. Das war noch wichtig.
    »Weißt du, es gibt Gerüchte«, fuhr Fortunatus fort, »dass in der nächsten Parlamentssitzung neue Gesetze verabschiedet werden sollen, die den Katholiken mehr Besitzrechte verschaffen. Zumindest längere Pachtverträge. Ein Zeichen dafür, dass neue Zeiten angebrochen sind, Hercules. Es würde mich nicht überraschen, wenn in ein paar Jahren – vielleicht nicht mehr zu meinen Lebzeiten, aber sicherlich zu deinen – die irischen Katholiken beinahe die gleichen Rechte genießen wie die Protestanten. Sowohl im Unterhaus als auch in der Burg wächst die Überzeugung, dass wir alle die Unterstützung der Katholiken brauchen können.«
    Dies war nicht nur das Wunschdenken eines alten Mannes. Der lange Frieden

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