Die Rebellen von Irland
wir dem zustimmen, dann habe ich noch einen weiteren Vorschlag.« In seinen alten Augen blitzte es schelmisch auf. »Wenn wir diese ideelle Repräsentation akzeptieren, dann zahlen wir auch nicht mehr selbst Steuern, sondern erlauben den Engländern, auch diese Aufgabe für uns zu übernehmen. Und das nennen wir dann ideelle Besteuerung.«
Er erntete allgemeines Gelächter. Hercules verzog keine Miene.
»Wir haben viel über die Loyalität der Kolonien gehört«, beharrte er. »Aber gleichzeitig deuten Sie an, dass es Konsequenzen geben wird, falls Ihre Forderungen unerfüllt bleiben. Meinen Sie etwa einen Aufstand?«
»Gott bewahre«, sagte Franklin fest. Aber der Gesichtsausdruck des jungen Mannes schien zu besagen, dass er ihm nicht ganz glaubte. Um einen Streit zu vermeiden, fuhr Franklin geschickt fort: »Ich hoffe darauf, dass unser Standpunkt in Irland auf großes Verständnis stoßen wird, weil unsere beiden Völker so außergewöhnlich eng miteinander verbunden sind. Sie alle wissen sicher, dass es inzwischen riesige Gemeinden aus Ulster stammender Presbyterianer in Amerika gibt. Aber auf fünf Presbyterianer kommen schätzungsweise auch mindestens zwei irische Katholiken – da sie in Amerika ihre Religion ohne Beschränkungen frei ausüben dürfen.« Hier blickte er mit einem Lächeln zu Terence Walsh und dessen Familie hinüber. »Wenn man beide zusammenzählt, dann steht zweifellos fest, dass jeder zweite Kolonist in ganz Amerika von dieser Insel stammt. Wir betrachten Sie also als unsere Familie.« Er lächelte in die Runde.
Diese Mitteilung löste überraschtes Gemurmel aus.
»Falls es dort also eine Rebellion geben wird, dann eine irische«, murmelte Hercules, aber glücklicherweise hörte ihn außer seiner Mutter niemand.
Nach dieser Rede löste sich die Versammlung in Grüppchen auf. Verschiedene Menschen kamen auf Franklin zu, der freundlich mit ihnen plauderte. Georgiana wartete noch kurz, dann gesellte sie sich zu dem großen Mann, der gerade mit Doyle sprach.
»Was mich am meisten überrascht hat«, sagte der alte Amerikaner gerade, »ist, um ehrlich zu sein, die Großartigkeit Ihrer Hauptstadt. Ihr Parlamentsgebäude ist beeindruckender als das Londoner Parlament.« Das Gebäude, in dem das Parlament inzwischen tagte, war Anfang des Jahrhunderts von einem jungen Architekten namens Pearce entworfen worden und stand tatsächlich in seiner Pracht dem römischen Reich in nichts nach. »Als ich in der riesigen Kuppelhalle des Unterhauses stand, fühlte ich mich ins Pantheon oder den Petersdom in Rom versetzt. Und diese breiten Straßen …« Franklin fehlten die Worte.
»Wir haben einen speziellen Ausschuss, der sich darum kümmert, dass die Straßen breit genug sind«, informierte Doyle ihn stolz. »Unsere Durchgangsstraßen und Plätze sollen die geräumigsten von ganz Europa werden. Haben Sie schon unser Rotunda-Krankenhaus gesehen? Auch ein sehr schönes Gebäude. Meines Wissens nach ist es das erste Krankenhaus speziell für gebärende Frauen und Wöchnerinnen auf der ganzen Welt.« Der Kaufmann pries gerne die Vorzüge seiner Heimatstadt, und Franklin war nicht der erste Besucher, den die wachsende Pracht des georgianischen Dublin beeindruckt hatte.
»Aber ich habe in dieser schönen Stadt noch eine weitere Entdeckung gemacht«, fuhr der Mann aus Philadelphia fort, »die mich ganz besonders entzückt hat. Und zwar ein ganz ausgezeichnetes Getränk. Es wird von einem Mann namens Guinness gebraut.«
»Ah«, rief Doyle aus. »Darüber kann ich Ihnen eine Anekdote erzählen. Denn meine verstorbene Mutter Barbara Doyle, eine bemerkenswerte Frau, war mit Guinness befreundet, als er sein Geschäft aufmachte. Und sie schlug ihm den Namen für sein Gebräu vor.«
»Tatsächlich?«
»Nun, sie behauptete es zumindest. Und nur ein sehr mutiger Mann hätte gewagt, ihr zu widersprechen, das kann ich Ihnen versichern. Guinness besuchte sie eines Tages – vor ungefähr zwölf Jahren, als er anfing – und sagte zu ihr: ›Ich habe ein gutes, dunkles Bier, das ich verkaufen möchte. Aber der Teufel soll’s holen, mir fällt einfach kein Name dafür ein.‹ Und sie sagte zu ihm: ›Nun, wenn Sie es den Stadtvätern verkaufen wollen, dann sollte denen der Name schon gefallen. Ich sage Ihnen, wie Sie es nennen sollen.‹ Und er folgte ihrem Rat.«
»Und nannte es Guinness Black Protestant Porter«, sagte Georgiana lachend.
»Genau. Guinness Black Protestant Porter«, wiederholte Doyle mit großer
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