Die Rebellen von Irland
bereits dem Unterhaus einen Besuch abgestattet. Dort lud man ihn ein, als Parlamentsmitglied einer Sitzung beizuwohnen, und dort hatte ich auch die Ehre, seine Bekanntschaft zu machen«, verkündete Fortunatus. »Den Grund für seine Anwesenheit in Irland möge er euch allen selbst erklären.«
Etwa eine Viertelstunde lang unterhielt sich Franklin mit einigen Gästen und antwortete bereitwillig auf alle Fragen. Ja, er war ein Mitglied der Legislatur in Philadelphia. Er war tatsächlich gebürtiger Bostoner. Er war in dringenden Angelegenheiten von Amerika nach London gereist, hatte aber früher lange Jahre dort gelebt und fühlte sich dort sehr wohl. Etwas später führte Fortunatus ihn ans Ende des Raumes, von wo aus er die ganze Gesellschaft ansprechen konnte.
Der Amerikaner sprach in schlichten, freundlichen Worten. Er sei nach Irland gekommen, erklärte er, da seiner Meinung nach die Situation hierzulande große Ähnlichkeit mit der Situation der amerikanischen Kolonie aufweise. »Genau wie Sie haben auch wir unsere Legislaturen, aber sie verfügen nicht über die Macht, die wir einfachen, freien Männer für angemessen halten. Wir können alle lokalen Angelegenheiten entscheiden, aber alle wichtigen Entscheidungen werden in London getroffen, und zwar von Männern, die wir nie zu Gesicht bekommen. In unseren Städten hat London Truppen stationiert. Wir werden von Regierungsbeamten regiert, die London auswählt und bezahlt, und deren Auswahl wir nicht beeinflussen können. Unser Handel wird von London beschränkt und reguliert. London kontrolliert unsere Währung. London erhebt umstrittene Steuern bei uns. Und doch sind wir in diesem Londoner Parlament, das unser Leben und unsere finanziellen Möglichkeiten so umfassend reguliert, überhaupt nicht vertreten. Wir sind Untertanen des Königs, aber wir gelten weniger als alle anderen Untertanen; wir sind freie Männer, und doch sind wir nicht frei. Ich muss also gestehen, dass die meisten amerikanischen Kolonisten dem König zwar treu ergeben sind, aber doch danach streben, diese unwürdigen Bedingungen zu verbessern. Bei meinem Besuch in London«, fuhr er fort, »beabsichtige ich, einige entsprechende Konzessionen auszuhandeln. Ich hoffe, dass wir Amerikaner uns mit denjenigen, die ähnliche Veränderungen im irischen Parlament wünschen, zusammenschließen werden. Gemeinsam haben wir bessere Aussichten auf eine angemessene Behandlung. Denn wenn die Forderungen der amerikanischen Kolonien nicht erfüllt werden«, setzte er ernst hinzu, »wage ich nicht an die Konsequenzen zu denken.«
Seine Rede wurde nicht überall mit Begeisterung aufgenommen, aber Fortunatus nickte zustimmend.
»Die Partei, die sich in unserem irischen Parlament für solche Veränderungen einsetzt – und deren Meinung ich mich oft anschließen muss –, heißt zurecht die Patrioten«, verkündete er. »Denn obwohl sie dem König unverbrüchlich treu sind, lieben sie ihr Heimatland doch genauso innig. Sie werden in Irland viele Freunde finden, Sir.«
Lord Mountwalsh unterbrach ihn sanft.
»Mein Vater hat natürlich Recht mit dem, was er gerade gesagt hat. Aber stimmt es nicht auch, dass Sie bereit waren, Schritte zu unternehmen, die England Schaden zugefügt haben? Nur um Ihren Standpunkt zu verdeutlichen?«, fragte er. »Wie rechtfertigen Sie diese Handlungen?«
»Wir haben uns geweigert, britische Waren zu kaufen und erreichten so, dass einige ungerechte Steuern abgeschafft wurden«, antwortete Franklin. »Jetzt importieren wir wieder britische Waren. War das gerechtfertigt? Ich glaube schon.«
»Tatsächlich hat Dean Swift den Iren schon vor fünfzig Jahren empfohlen, das Gleiche zu tun«, warf Fortunatus ein. Er bemerkte, dass sein Enkel bei seinen Worten die Stirn runzelte. »Hercules«, rief er laut. »Hast du eine Frage an Mr Franklin?«
Es war nicht zu übersehen, dass sein Enkel lieber geschwiegen hätte, aber Fortunatus war froh, dass Hercules Manns genug war, dennoch eine Frage zu stellen.
»Die Londoner Regierung bestreitet, dass die amerikanischen Kolonien nicht repräsentiert werden«, sagte er. »Der König selbst und die Abgeordneten des britischen Parlaments, denen Amerikas Interessen stets am Herzen liegen, sind ihre Repräsentanten. Wie stehen Sie dazu?«
»Sie benutzen dafür gerne folgende Phrase: Amerika fehlen zwar gewählte Abgeordnete, aber durch ihre Güte werden wir ideell repräsentiert«, nickte Franklin. »Und das ist ein sehr schöner Gedanke. Aber wenn
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