Die Rebellen von Irland
ihren Hochverrat bezahlen werden.«
»Sogar der alte Benjamin Franklin?«, bohrte sie weiter.
»Franklin?« Kitty schien nicht zu wissen, wer das war.
»Besonders der. Der alte Teufel sollte gehängt werden«, sagte Hercules, und Kitty wirkte erleichtert.
»Wo gefällt es dir besser? Auf dem Land oder in der Stadt?«, fragte Georgiana das Mädchen dann.
Aber sogar bei dieser Frage sah Kitty Hercules unsicher an.
»Das hängt doch sicher von der Jahreszeit ab, oder?«, half er ihr freundlich weiter.
»Ja. Das hängt von der Jahreszeit ab«, wiederholte sie fest. Hercules hatte seiner Mutter einen so bösen Blick zugeworfen, dass sie keine weiteren Fragen mehr stellte.
Aber da der Ehestand seine Laune zu verbessern schien, musste sie dafür wohl oder übel dankbar sein.
Kurz darauf wurde Hercules ins Parlament gewählt.
Wahlen waren in England oder Irland immer höchst interessante Ereignisse. Gewählt wurde allerdings nicht sonderlich viel. Die meisten Sitze wurden von einer kleinen Anzahl einflussreicher Bürger oder Grundbesitzern aus der Region kontrolliert. Wer wählte, erwartete eine Gegenleistung für seine Stimme. Entweder Bargeld oder geschäftliche Unterstützung. Die Grundbesitzer wählten meistens Familienmitglieder oder Freunde.
Und natürlich versuchte die Regierung in allen Fällen, die Wahlmänner zu bestechen, linientreue Kandidaten ins Amt zu holen. Bei der Wahl im Jahr 1776 hatte diese Politik einigen Erfolg gezeitigt.
»Es sind achtzehn neue Adelstitel vergeben worden«, sagte George lachend zu Georgiana. »Wenn das so weitergeht, dann gibt es in Irland bald genauso viele Adlige wie Kesselflicker.«
Wie versprochen gab der alte Fortunatus seinen Sitz an seinen Enkel Hercules weiter, und so verlief der Stapellauf der nächsten Walsh-Generation in die rauen Wasser der Politik gänzlich problemlos.
Aber über der See zog sich der Himmel bereits drohend zusammen.
Das Parlament, aus dem Fortunatus ausgeschieden war, bestand aus verschiedenen Interessengruppen. Die Gruppe, die sich selbst »Die Patrioten« nannte und mehr Autorität für das irische Parlament verlangte, hatte mal mehr und mal weniger Mitglieder. Und ihr Anführer, ein gewandter Redner namens Flood, hatte vor nicht allzu langer Zeit ein Regierungsamt angenommen. Die Familie Walsh verfolgte einen moderaten politischen Kurs. Im Oberhaus konnte die Regierung meist auf Lord Mountwalshs Unterstützung zählen. Fortunatus hingegen, der im Unterhaus saß, unterstützte die Anliegen der Patrioten seit den Tagen Dean Swifts und des Kupfermünzen-Skandals. Aber er war ein umgänglicher Kerl und die Beamten der Burg hielten ihn für einen vernünftigen Mann, dessen Stimme sie gelegentlich ergattern konnten.
Aber plötzlich hatte die amerikanische Revolution die ganze Welt in ein neues, unheilvolles Licht getaucht. Die amerikanischen Patrioten in der Kolonie – respektable Grundbesitzer, Advokaten, Kaufleute und Bauern – hatten ihr Schicksal selbst in die Hand genommen. »Und was haben wir hingegen hier erreicht?«, fragten sich diejenigen, die sich in Irland Patrioten nannten. Wenigstens mussten sie jetzt zusammenhalten und die Situation dafür nutzen, wirkliche Zugeständnisse zu erzwingen. Andere Parlamentsmitglieder, die ihren Forderungen bisher tolerant gegenübergestanden hatten, entschieden jetzt, dass in einer solchen Krise keinerlei Umwälzungen angebracht waren. Als sich das neue Parlament versammelte, machte die Regierung ihnen sehr deutlich, dass es nur zwei Positionen gab: »Wenn ihr nicht für uns seid, dann seid ihr gegen uns.« Die Patrioten schienen endgültig in die Isolation zu geraten. Dieses Parlament war eine ideale Umgebung für Hercules. Es sprach all seine natürlichen Instinkte an; er war wie ein Jagdhund, der Beute gewittert hat. Nur Stunden nach seiner Ankunft hatte er bereits alle regierungstreuen Parlamentarier aufgesucht und ihnen deutlich gemacht, dass er einer von ihnen war, egal, welche Position sein Großvater auch vertreten hatte. Hercules wollte Ordnung, die Patrioten wollten alles durcheinanderbringen. Also mussten die Patrioten vernichtet werden. Solch politischer Enthusiasmus war selten.
Aber auch die Patrioten hatten Freunde. Kurz nach der Wahl traf Georgiana sich mit Doyle, der ihr sagte:
»Die Regierung sollte aus dem amerikanischen Konflikt lernen und die freien Männer Irlands besser behandeln. In meiner Familie sind alle Patrioten«, verkündete er, »und das gilt für fast alle
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