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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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Unterhauses von Westminster zu finden war. Dort lauschte ich den Reden von Pitt, Fox und Edmund Burke. Ah, das sind große Männer! Dort habe ich Politik studiert, Lady Mountwalsh, und ich hoffe, dass ich darin Erfolg haben werde. Denn ich fürchte, als Advokat wäre ich ein hoffnungsloser Fall.«
    Während des Gesprächs fiel Georgiana auf, dass er nicht nur klug wirkte, sondern seine Augen auch angenehm und gütig blickten, was ihr sehr gefiel. »Er erinnert mich an Patrick«, sagte sie Fortunatus später.
    Sie hatte befürchtet, Fortunatus werde vielleicht enttäuscht sein, weil sein Lieblingsneffe Patrick eine Ansicht vertrat, die der patriotischen Sache entgegen lief. Aber falls sie noch irgendeinen Zweifel an der geistigen Schärfe des alten Mannes gehegt hatte, zerstreute er ihn mit seiner Antwort endgültig.
    »Nein, meine Liebe. Der Junge hat völlig Recht. Die Katholiken sollten ihre Loyalität demonstrieren und die Regierung unterstützen. Überlass die Opposition uns.« Er sah sie verschmitzt an. »Vergiss eines nicht, Georgiana. Mein Vater gebot uns Brüdern, auf verschiedenen Seiten zu stehen, damit wir uns gegenseitig helfen können.«
    »Sie schlauer alter Fuchs«, sagte sie anerkennend.
    Aber was seinen Enkel Hercules betraf, war die Sachlage anders. Als Fortunatus einmal George und Georgiana im Merrion Square besuchte und Hercules dort vorfand, warf er ihm einen wütenden Blick zu und bemerkte:
    »Der junge Grattan hat vor ein paar Tagen eine verdammt gute Rede gehalten.« Und schnaubend fügte er hinzu: »Deine taugte leider nicht viel.« Hercules antwortete mit einer knappen Verbeugung und verließ das Zimmer. Aber sein Großvater setzte noch deutlich hörbar hinzu: »Kein Redetalent. Überhaupt keins.«
    Am folgenden Tag warnte Hercules Georgiana: »Ich halte es für unklug, dass Sie in Großvaters Haus gesehen werden. Sie bringen die Familie in Verlegenheit.« Eine Warnung, von der sie nicht die leiseste Notiz nahm.
    Es war für alle ein Schock, als Doktor Terence Walsh Anfang 1777 ganz plötzlich einem Schlagfluss erlag. »Er musste nicht leiden«, tröstete Georgiana Fortunatus.
    »Ich weiß«, sagte der alte Mann. »Ich danke Gott dafür, dass er noch erleben durfte, was für ein guter Mann Patrick geworden ist«, erwiderte er traurig. »Aber ich habe immer gehofft, ich dürfte als Erster gehen.« Halb Dublin versammelte sich bei der Beerdigung in der katholischen Kapelle, darunter auch Geistliche der Kirche von Irland. Es war sehr tröstlich, mit welcher Zuneigung dem beliebten Doktor gedacht wurde. »Ich fürchte allerdings, er hinterlässt kein großes Vermögen«, sagte Fortunatus später zu ihr.
    In den folgenden Monaten freute Georgiana sich darüber, dass Patrick regelmäßig ein- oder zweimal wöchentlich seinen Onkel besuchte. Oft richtete sie ihre eigenen Besuche so ein, dass sie ihm dort begegnen musste. Es fiel ihr schwer, es zuzugeben, aber sie fühlte sich in seiner Gegenwart sehr viel wohler als in der ihres eigenen Sohnes. Auch wenn dieser sich allmählich einen Namen machte.
    Der Krieg mit Amerika forderte seinen Tribut. Die Regierung hatte den Iren verboten, weiterhin mit Amerika zu handeln – was die irischen Kaufleute wütend machte. Aber der Krieg wirkte sich allgemein schlecht auf die Geschäfte aus. Besonders in Ulster war die Leinenindustrie schwer betroffen, viele Betriebe gingen Bankrott.
    Die Patrioten machten für all das die Regierung verantwortlich, und der junge Grattan war ein so großartiger Redner, dass diese Argumentation Anhänger fand. Die Regierungstreuen schlugen jedoch zurück, und der brutalste Gegner der Patrioten war Hercules Walsh. Er besaß zwar nicht Grattans Sprachtalent, aber er konnte auf seine grobe Art sehr deutlich werden. Als die Nachricht eintraf, dass Ben Franklin und seine Kollegen Frankreich dazu gebracht hatten, in den Krieg einzugreifen und gegen England für Amerika zu kämpfen, wurden Hercules’ Attacken sogar noch beißender. Kurz nach einer besonders beleidigenden Tirade erhielt Georgiana einen Brief aus Ulster. Der Absender war Daniel Law.
     
    Ich habe auf Ihren Brief bisher nicht geantwortet, weil ich nicht wusste, was ich Ihnen sagen sollte. Der Leinenhandel ist fast zusammengebrochen, und seit dem heutigen Tag existiert das Geschäft der Laws aus Belfast nicht mehr. Und das haben wir Ihrer Regierung zu danken. Und doch muss ich heute in der Zeitung lesen, dass Ihr Sohn mich und meine Gleichgesinnten in Ulster, die noch den

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