Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
Vom Netzwerk:
Selbstverteidigung. »Frankreich befindet sich im Krieg mit England, und unsere besten Truppen sind nach Amerika abgezogen worden«, gab George zu bedenken. »Wenn Frankreich auf den Gedanken kommt, uns anzugreifen, dann sind wir praktisch wehrlos.« Im Parlament war beschlossen worden, eine Miliz aufzustellen, aber das war nur eine leere Geste, weil nicht genug Geld da war, um eine wirkungsvolle Armee zu finanzieren. In Ulster begann man Freiwilligeneinheiten aufzustellen.
    Eines Samstagmorgens stand Georgiana an ihrem Schlafzimmerfenster, als sie vorbeimarschierten – eine Kompanie von ungefähr hundert Mann überquerte den Merrion Square. Sie trugen bunt zusammengewürfelte Uniformen; einige hielten Musketen, andere nur Piken. An der Spitze ritt ein Offizier, und direkt hinter ihm marschierte ein junger Mann, den sie als einen Doyle erkannte. Stolz schwenkte er die Fahne mit dem Georgskreuz.
    Kaum zehn Minuten später traf Hercules im Haus ein.
    »Haben Sie die Volunteers gesehen?«, fragte er. »Sie kamen bei mir vorbei, also sind sie sicher auch hier vorbeimarschiert.«
    Georgiana war überrascht gewesen, als Hercules trotz seiner Abneigung gegen Fortunatus vor kurzem das Haus seines Großvaters bezogen hatte. Natürlich hatte er alles, was an den alten Mann erinnerte, daraus entfernt und jeden Raum neu tapezieren und streichen lassen. »Es ist geschickt für mich, am St. Stephens Green zu wohnen«, erklärte er. »Und Kitty gefällt es dort.«
    »Die Freiwilligen sahen prächtig aus«, sagte sie jetzt.
    »Prächtig? Sie sahen nach einer Menge Ärger aus!«, gab er zurück.
    »Aber es sind alles gute Protestanten, die nur ihr Land verteidigen wollen.«
    In letzter Zeit hatten sich auf der ganzen Insel Volunteers formiert. Die protestantische Stadtbevölkerung hatte sich mit dem Landadel zusammengetan und der Bewegung angeschlossen. Schließlich wollte kein Protestant, egal welcher politischen Überzeugung er anhing, von den Franzosen erobert werden.
    »Ist Ihnen nicht aufgefallen, wer die Fahne dieser kleinen Kompanie trägt? Ein Doyle. Und die stecken alle mit Napper Tandy unter einer Decke. Verstehen Sie denn nicht?«, rief er ungeduldig. »Das sind Grattans verfluchte Patrioten. Nur sind sie jetzt bewaffnet.«
    Stimmte das etwa? Zufällig waren Georgiana und George am selben Abend im Leinster House zum Abendessen eingeladen. Vor dem Essen unterhielten sie sich mit dem Herzog, und sie fragte ihn nach seiner Meinung dazu.
    »Ich fürchte fast, Ihr Sohn hat Recht«, erwiderte er. »Ich persönlich bezweifle, dass diese Volunteers gegen gut ausgebildete französische Soldaten eine Chance hätten. Aber wir können ihnen nicht verbieten, sich zu formieren. Meiner Meinung nach sollten wir sie unserer Unterstützung versichern. Nur so können wir sie vielleicht unter Kontrolle halten.« Er sah George an. »Ich hoffe, ich kann auf Ihre Hilfe zählen, Mountwalsh.« Der große Aristokrat verzog sein scharf geschnittenes Gesicht zu einem Grinsen. »Wie geht doch das Sprichwort? Kannst du sie nicht schlagen, dann schließ dich ihnen an.«
    Ein paar Monate später gebar Kitty Hercules sein erstes Kind, einen Sohn. Georgiana gratulierte den frisch gebackenen Eltern als Erste und besuchte ihren Enkel. Alles war gut gegangen. Sie sah das Baby lange und aufmerksam an.
    »Er soll William heißen«, verkündete Hercules stolz. »Nach Wilhelm von Oranien.«
    Erst als Georgiana zu Hause in Sicherheit war, brach sie in unbändiges Gekicher aus.
    »Ich konnte mich vor Hercules fast nicht beherrschen«, sagte sie ihrem Ehemann. »Aber Gott sei Dank habe ich es geschafft. Du musst dir den Kleinen ansehen. Er ist Patrick wie aus dem Gesicht geschnitten.«
    ***
    Aber auch dieses freudige Ereignis konnte Georgiana nicht von der Tatsache ablenken, dass das Leben in Dublin zunehmend beängstigender wurde. Napper Tandy und seine Kaufleute hatten ihre Drohung wahr gemacht und weigerten sich, in den Häfen englische Waren zu löschen. »Den englischen Tuchhändlern reißt das ein großes Loch in die Taschen«, sagte Doyle ihr voller Schadenfreude. Viele Zeitungen unterstützten die Aktion, und die Volunteers wurden von Woche zu Woche zahlreicher. Im Sommer reiste Hercules für kurze Zeit nach London und kehrte mit düsterem Gesicht zurück. Er hatte sich mit einigen Politikern getroffen, unter anderem auch mit Lord North, dem Premierminister.
    »Ich habe noch nie einen Mann gesehen, dem sein Amt so schrecklich auf der Seele lastet«,

Weitere Kostenlose Bücher