Die Rebellen von Irland
Nein, die englischen und schottischen Bürger schreien ›Nieder mit dem Papismus‹, und es ist sogar schon zu Straßenschlachten gekommen.« Der irische Gesetzesentwurf sollte dennoch verabschiedet werden. »Burke glaubt, dass er eine moderate Änderung für Irland im Londoner Parlament durchbringen kann. Und ich wage zu behaupten, dass wir das auch hier in Dublin schaffen.«
Er hatte Recht. Im Sommer des Jahres 1778 wurde der Catholic Relief Act in beiden Parlamenten angenommen, obwohl es viele Gegenstimmen gab. In Dublin unterstützte zwar die Regierung den Entwurf, aber viele loyale Protestanten weigerten sich diesmal, ihrer Führung zu folgen, darunter auch Hercules Walsh. Das Gesetz erlaubte es irischen Katholiken, Land zu erwerben und es an ihre Erben weiterzugeben. Fortunatus und Georgiana gingen mit Patrick und seiner Familie zur Verabschiedung im irischen Unterhaus. Beim Ergebnis der Abstimmung brachen Grattan und die Patrioten in Jubel aus.
Am folgenden Abend richtete Fortunatus ein großes Fest in seinem Haus aus. Viele Patrioten erschienen, darunter auch Henry Grattan. George und Georgiana nahmen ebenfalls an der Feier teil, allerdings ohne Hercules. Terences Familie war eingeladen, und Fortunatus hatte sogar an Terences alten Gemeindepriester gedacht. Patrick brachte John MacGowan mit.
Georgiana hatte den alten Mann noch nie so aufgeregt erlebt. Sein Gesicht war gerötet, seine Augen glänzten beinahe fiebrig, und er trank nicht wenige Gläser Rotwein. Er hielt eine kurze, begeisterte Ansprache, die Grattan elegant erwiderte. Und immer wieder suchte er Patricks Nähe, legte ihm liebevoll die Hand auf die Schulter und verkündete: »Dies ist nur der Anfang, mein Junge. Genau das hätte sich mein lieber Vater gewünscht.« Er sagte all seinen Gästen, dies sei einer der schönsten Abende seines Lebens.
Im Nachhinein erschien es Georgiana nicht mehr als überraschend, dass der alte Mann nach all dieser Aufregung noch in derselben Nacht einen Schlagfluss erlitt. Im Morgengrauen wurde die ganze Familie an sein Bett gerufen.
Der Doktor brauchte nichts zu sagen. Allen war klar, dass Fortunatus im Sterben lag. Sein Gesicht war grau und wächsern, kleine Schweißperlen glänzten auf seiner Stirn und er atmete schwer und mühsam. Aber er erkannte sie offenbar alle. Er konnte zwar nur unter großen Schwierigkeiten sprechen, aber er bedeutete ihnen, dass er sich von ihnen allen einzeln verabschieden wollte. George und Georgiana flüsterte er Worte des Dankes zu; mit Hercules sprach er nicht, schaffte es aber, ihm die Hand zu drücken; Kitty tätschelte er freundlich den Arm; er sprach ein, zwei Worte zu Eliza und Fitzgerald und erlaubte ihr, seine Wange zu küssen. Auch von Terences Familie verabschiedete er sich so, obwohl er bereits sichtlich erschöpft war. Er bestand trotzdem darauf, dass Patrick sich noch einmal zu ihm neigte. Fortunatus nahm seine Hand und flüsterte: »So stolz. So stolz auf dich.«
Der Arzt wollte sich ihm nähern, aber Fortunatus versuchte zu sagen, dass er einer Person noch etwas mitteilen wolle. Er sah Georgiana an. Sie eilte an seine Seite. Er nahm ihre Hand und drückte sie schwach, aber voller Zuneigung. Offenbar wollte er sprechen und musste dafür seine letzten Kräfte zusammennehmen. Endlich schien er bereit dazu. »Eine einzige Enttäuschung.« Seine Stimme war brüchig. »Nur ein Bedauern.«
Sie verkrampfte sich innerlich und wäre fast zurückgewichen. Ihr war natürlich klar, dass er von Hercules enttäuscht sein musste. Ihr Sohn war von grobem und brutalem Wesen, ein trauriger Gegensatz zum edlen Charakter Patricks. Aber dies war nicht der richtige Augenblick für ein solches Geständnis, und sie wünschte, er würde schweigen.
Er sammelte seine Kräfte erneut. Er wollte ihr etwas zuflüstern. Sie konnte ihm diesen Wunsch nicht verweigern und beugte sich zu ihm. »Wenn ich doch nur«, flüsterte er so leise, dass nur sie es hörte, »an Georges Stelle gewesen wäre.« Und mit letzter Kraft küsste er ihr die Hand.
Erleichterung übermannte sie so heftig, dass sie beinahe laut aufgelacht hätte. Mit großer Zuneigung beugte sie sich erneut über Fortunatus und küsste ihn auf die Wange.
Der Arzt drängte sie sanft aber bestimmt beiseite und fühlte Fortunatus’ Puls. Georgiana nahm ihren Platz an Georges Seite wieder ein. Alle warteten. Plötzlich setzte sich Fortunatus ruckartig auf und sah sich mit weit aufgerissenen Augen um. Dann fiel er zurück und sie wussten,
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