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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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sagte: ›Ich weiß.‹«
    Die Männer in der Burg gingen zweifellos davon aus, dass Patrick mit den United Irishmen sympathisierte, doch das taten alle möglichen Leute. Patrick war immer vorsichtig gewesen, deshalb hatten sie wahrscheinlich nichts gegen ihn in der Hand. Und weil die Abneigung Hercules’ gegen ihn bekannt war, hatte Brigid gedacht, wirkte Patrick wahrscheinlich weniger verdächtig, als es sonst der Fall gewesen wäre.
    Trotzdem war sie jetzt erleichtert, als sie Schritte vor der Tür hörten und Patrick eintrat.
    Die Nachricht von der Verhaftung einiger Anführer der United Irishmen hatte sich bereits verbreitet. Er stimmte auch sofort zu, dass Fitzgerald nicht lange bleiben dürfe.
    »Ich habe Vertrauen zu unseren Dienern. Sie würden Euch nicht verraten. Trotzdem muss damit gerechnet werden, dass dieses Haus früher oder später durchsucht wird, und ich kann Euch nirgends verstecken.«
    Die beiden Männer prüften einige verlassene Orte in und außerhalb der Stadt auf ihre Eignung als Versteck. »Auch ein Schiff kommt nicht in Frage«, sagte Patrick. »Man wird alle Häfen überwachen.«
    Brigid hatte schließlich den erlösenden Einfall. »Das sicherste Versteck liegt nicht irgendwo abseits von allem, sondern mitten in Dublin, keine anderthalb Kilometer von der Burg entfernt.« Sie lächelte. »Wenn Euch die Umgebung nichts ausmacht, solltet Ihr Euch in den Liberties verstecken.«
    Die Liberties, ein wimmelndes, stinkendes Labyrinth, hatten einst auf kirchlichem Gebiet gelegen und beherbergten jetzt die ärmsten Einwohner Dublins. Dort lebten ehrliche katholische Weber, protestantische Arbeiter, Huren und gemeine Diebe. Man liebte seinen Nachbarn oder trachtete danach, ihn umzubringen, doch egal, wer man war, eines verband alle Bewohner des Viertels: ein tiefes Misstrauen gegen die Behörden. Sogar die patrouillierenden Soldaten hielten sich lieber von den Liberties fern.
    Lord Edward hatte nur eine Frage. »Wie stelle ich das an?«
    »Überlasst das mir«, erwiderte Brigid. »Aber haltet Euch bei Einbruch der Dämmerung bereit.« Sie ging aus dem Zimmer und blieb über eine Stunde weg.
    Ungestört saßen die beiden Männer zusammen. Es gab viel zu besprechen. Eine besonders wichtige Frage betraf die Waffen. »Wir haben so viele Verstecke in der Stadt, dass die Soldaten bestimmt nicht alle finden werden«, meinte Fitzgerald. »Aber ich vertraue Ihnen diese Liste zur sicheren Aufbewahrung an. Verstecken Sie sie gut, auf ihr sind alle Waffenlager verzeichnet. Wenn Ihnen etwas zustößt, muss Brigid die Informationen weitergeben.«
    Sie stimmten beide darin überein, dass es ab sofort entscheidend wichtig war, die Moral der Anhänger aufrechtzuerhalten, damit sie bereit waren loszuschlagen, wenn die Zeit reif war.
    Doch wann würde das sein?, wollte Patrick wissen. Hatte Fitzgerald Nachricht von Wolfe Tone in Paris?
    »Nichts Genaues. Aber sowohl der für die auswärtigen Angelegenheiten zuständige Talleyrand wie General Bonaparte sind geneigt, uns zu helfen. Tone hofft auf eine Expedition noch vor dem Sommer.«
    »Sehr gut.« Patrick erschien das viel versprechend.
    Lord Edward betrachtete ihn nachdenklich. »Nicht unbedingt, Patrick, nicht unbedingt. Genau darüber wollten wir heute auf der Ratssitzung sprechen. Denn ich bin anderer Meinung. Wenn die Troika uns weiter so zusetzt, müssen wir unsere Strategie ändern.« Er machte eine Pause. »Wir müssen uns sehr bald erheben, mit oder ohne die Franzosen.«
    »Nur wir? Ohne eine ausgebildete Armee?«
    »Bezogen auf Irland insgesamt, könnten wir eine Viertelmillion Menschen bewaffnen.«
    »Daran habe ich nie gedacht«, gestand Patrick. »Aber das Risiko …«
    »Nur Mut, Patrick«, sagte Fitzgerald.
    Brigid kehrte mit einem Bündel unter dem Arm zurück. Sie hatte ihren Bruder besucht, den Tabakhändler, und er hatte versprochen, bei Einbruch der Dämmerung ein Zimmer bereitzuhalten, in dem Lord Edward zumindest vorerst wohnen konnte. Brigid bemerkte, dass vor allem Patrick etwas ängstlich wirkte. Er fragte sie nervös, ob sie auf den Straßen Patrouillen begegnet sei.
    »An jeder Ecke«, antwortete sie munter. »Aber keine Sorge, ich weiß schon, wie wir dorthin kommen.« Sie wickelte das Bündel auf.
    Nur gut, dass ich am Theater arbeite, dachte sie.
    Ein halbe Stunde später hatte sie ihr Werk vollendet. Stolz betrachtete sie das Ergebnis. Statt des hochgewachsenen, schwarzhaarigen und jugendlichen Adligen stand vor ihr ein gebückter,

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