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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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Tag wurde die Stadt durchsucht. Die Patrouillen zogen von Tür zu Tür. Georgiana dachte sich einen Vorwand nach dem anderen aus, um ihren Enkel am Ausgehen zu hindern. Dann schlug eine neue Nachricht ein wie ein Blitz.
    »Man hat Lord Edward Fitzgerald verhaftet.« Die näheren Umstände waren unklar. Er war ins Gefängnis gebracht worden. Es hieß, er sei schwer verwundet, ja, er liege im Sterben. Sobald der junge William es hörte, eilte er aus dem Haus. Georgiana konnte ihn nicht zurückhalten.
    Erst einige Tage später wurden die genaueren Umstände bekannt. Der junge Adlige war verraten und in seinem Versteck in den Liberties gestellt worden. Er hatte sich gewehrt, und es war zu einem Handgemenge gekommen. Schüsse waren abgefeuert worden und hatten ihn schwer verletzt.
    Inzwischen ging die Suche nach Aufständischen weiter. Auf Rattigans Holzlagerplatz in der Dirty Lane hatte man ein Waffenlager gefunden. »Man hat Rattigans sämtliche Möbel nach draußen getragen und sie verbrannt«, hörte Georgiana. Jemand anders wurde ausgepeitscht. Würden die Revolutionäre zum Gegenschlag ausholen?
    Tag für Tag verschwand William stundenlang, ohne dass Georgiana erfahren hätte, wo er sich aufhielt. Er wich all ihren Fragen beharrlich aus. Zwei weitere Tage verstrichen. Auf die Einhaltung der abendlichen Ausgangssperre wurde jetzt strenger geachtet. Niemand durfte sich nach neun Uhr noch auf der Straße blicken lassen.
    Am 23. Mai schien William ungewöhnlich erregt. Er ging am frühen Abend aus und kehrte nicht zurück. Die Sperrstunde brach an, doch er blieb verschwunden. Unruhig ging Georgiana in ihrem Zimmer auf und ab. Sie konnte nichts tun, doch sie hätte jetzt auch keinen Schlaf gefunden. Die Stunden verstrichen. Gegen Mitternacht hörte sie ganz in der Nähe Trommeln. Sie riefen im St. Stephen’s Green die Freisassen zu den Waffen.
    Überall in der Stadt erklangen jetzt Trommelwirbel. Wenig später schlug jemand an ihre Tür. Georgiana eilte selbst hinunter. Vor der Tür stand einer der alten Herren von der Patrouille vom Merrion Square. Er hielt eine Laterne, in seinem Gürtel steckten zwei Duellpistolen, und er schien sich zu freuen wie ein Schneekönig. »Schließt die Fensterläden«, schrie er. »Es geht los. Ich versichere Ihnen, wir werden kämpfen wie die Teufel.«
    »Wo?«, rief sie ihm nach.
    »Sie können es aus den Fenstern im obersten Stock sehen«, antwortete er. Georgiana eilte hinauf und sah von dort auf den Vorbergen im Süden Feuer brennen.
    Im Morgengrauen schlug derselbe alte Herr wieder an die Tür.
    »Die Rebellen haben die Postkutschen angehalten«, berichtete er. Er schien begeistert. »Es kann keinen Zweifel mehr geben, dass das ganze Land in Aufruhr ist.«
    Zwei Stunden nach Ende der Ausgangssperre kehrte der junge William zurück. Er sagte nicht, wo er gewesen war, und Georgiana wollte ihn auch nicht fragen. Er verschwand in seinem Zimmer, um zu schlafen.
    Eine halbe Stunde später war sie bei Hercules. »Nimm ihn wieder bei dir auf«, flehte Georgiana. »Ich kann die Verantwortung für ihn nicht tragen und weiß nicht, was er sich noch antut.«
    Doch Hercules blieb unerbittlich. »Zu spät«, erwiderte er. »Für mich ist er tot.«
    Erst jetzt wandte Georgiana sich in ihrer Verzweiflung an die einzige Person, auf die ihr Enkel vielleicht hören würde.
    * **
    Brigid hatte nur kurz gezögert, dann war ihr Entschluss gefasst. Sie würde Patrick auf jeden Fall begleiten.
    Mit dem jungen William hatten sie beide nicht gerechnet.
    Auf Georgianas Hilfegesuch hatte Brigid zunächst ablehnend reagiert, doch Patrick hatte Georgiana verstanden. »Sie ist seine Großmutter, er bedeutet ihr alles und sie hat das Gefühl, ihm nicht helfen zu können. Sie ist der Verantwortung nicht gewachsen. Ich kann ihr nicht vorwerfen, dass sie mich um Hilfe bittet. Vielleicht hat sie ja Recht und der Junge hört auf mich.« Er hatte zugestimmt, William am Nachmittag bei Georgiana zu besuchen.
    Sein Plan, in den er Georgiana nicht eingeweiht hatte, war recht drastisch, eine List im Grunde, aber eine notwendige. »Ich bringe ihn zu unserem Verwandten Doyle«, sagte er zu Brigid. »Dort sperren wir ihn in den Keller. Er bleibt bei Doyle, bis alles vorbei ist, egal wie die Sache ausgeht.« Leider hatte Doyle Patricks Vorschlag abgelehnt. »Er meint, das sei ihm zu heikel«, berichtete Patrick. Also mussten sie tun, was Georgiana vorgeschlagen hatte – den Jungen mit nach Wexford nehmen.
    Patrick hatte

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