Die Rebellen von Irland
etwas weiter weg. Auf dem Weg zu einer großen Musterung der Rebellen am folgenden Tag hatten sie einen Abstecher gemacht, um das Haus anzuzünden, das ihrer Meinung nach dem verhassten Hercules gehörte.
»Es gehört nicht ihm, sondern seiner Mutter, einer Anhängerin der Patrioten«, sagte Patrick. »Sie hat mich hierher geschickt.« Er erklärte ihnen rasch, wer er war und was er hier zu tun hatte. Er konnte die Männer unschwer von der Wahrheit seiner Worte überzeugen. »Das Haus steht für unsere Sache«, sagte er. »Es darf nicht angerührt werden.«
Nur der Anführer der Gruppe war noch nicht ganz zufrieden. Seinem Dialekt nach zu schließen kam er aus Ulster.
»Ich heiße Law«, sagte er, »und habe auch für diese Dame keine Sympathie, doch werden wir tun, was Ihr sagt.«
Patrick zeigte sich überrascht, einen Mann aus Ulster in Wexford zu finden.
»Es gibt hier einige von uns«, sagte Law. »Ich persönlich brauchte eine Luftveränderung, nachdem ich ausgepeitscht wurde.«
Patrick fragte ihn, wie es um die Bereitschaft der Truppen bestellt sei.
»Wexford war spät dran«, sagte Law, »aber dann hatten wir regen Zulauf. Die ortsansässigen Adligen haben zum Teil eine ähnliche Einstellung wie Lord Mountwalsh. Sie haben Oranier-Logen gegründet und werden sogar von den gemäßigten Protestanten abgelehnt. Doch waren sie an der Küste um Arklow hinter uns her und haben im Süden von Wicklow und im Norden von Wexford eine Reihe von Leuten verhaftet. Das hat uns ein bis zwei Tage zurückgeworfen. Heute Nachmittag allerdings waren ganze Kompanien unserer Leute unterwegs. Einige sagten, sie wollten Torfstechen gehen. Bei Einbruch der Dämmerung waren alle bewaffnet. Heute Nacht wird sich ganz Wexford erheben.«
»Wie stark sind unsere Gegner?«
»Drunten in der Stadt Wexford liegt eine Garnison von zweitausend Mann mit Artillerie. Eine zweite Garnison bewacht den Hafen von Waterford, für den Fall, dass die Franzosen eintreffen. Davon und von einer Garnison Freisassen in Enniscorthy abgesehen gibt es nur kleinere Garnisonen in kleineren Orten. Wir können sie leicht überwältigen.« Er sah Patrick an. »Begleitet uns zur großen Musterung morgen, dort könnt Ihr die Anführer kennen lernen.«
Patrick hatte das sowieso beabsichtigt und stimmte sofort zu.
»Ruhen Sie sich mit ihren Leuten einige Stunden bei uns aus«, schlug er vor. »Bei Tagesanbruch brechen wir gemeinsam auf.«
Law war einverstanden und auch Patrick legte sich mit Brigid noch einmal für einige Stunden hin.
Brigid konnte nicht mehr schlafen, sondern wachte neben ihm, bis der Tag graute.
Bevor Patrick aufbrach, erteilte er dem jungen William noch einige Instruktionen. »Halte dich bereit und warte auf Nachricht von mir. Vielleicht habe ich etwas für dich zu tun. Bis dahin beschütze Brigid.« Zu Brigid sagte er leise: »Halte ihn um jeden Preis hier und pass auf, dass ihm nichts zustößt.«
***
Brigid genoss den Frieden des herrschaftlichen Hauses. Die Stille der Landschaft erschien ihr wie ein stummes Echo ihrer Kindheit in Rathconan. Doch die Ruhe konnte nicht ihre wachsende Sorge um Patrick überdecken. Sie versuchte sich mit Beschäftigungen abzulenken. Einen großen Teil der Zeit verbrachte sie mit dem jungen William. Zu ihrer Freude interessierte er sich für die Bibliothek. »Obwohl unsicher ist, ob ich mein väterliches Erbe je antreten werde«, sagte er traurig. Er fand Vergnügen daran, abends im Wechsel mit ihr aus Büchern vorzulesen. Schwieriger war es, ihn im Haus und in der näheren Umgebung zu halten. An den ersten beiden Tagen ritt er aus, um sich Bewegung zu verschaffen. Am dritten Tag hätte er sich am liebsten den Wexforder Rebellen angeschlossen. »Patrick hat gesagt, du solltest hier warten, und er hatte sicher einen guten Grund dafür«, erinnerte Brigid ihn. »Er hält viel von dir, also enttäusche ihn nicht.« William fügte sich nur widerstrebend, und Brigid wusste nicht, wie lange sie ihn noch halten konnte. Trotz ihrer Abneigung gegen den Adel hatte sie ihn ins Herz geschlossen.
Am Abend des fünften Tages kehrte Patrick zu ihrer Erleichterung zurück.
Er kam in Gesellschaft seines Freundes Kelly, des benachbarten Landbesitzers. Die beiden wirkten stolz und glücklich wie zwei kleine Jungen.
»Du wirst nicht glauben, wie gut alles geklappt hat«, sagte Patrick.
Die United Irishmen waren erstaunlich erfolgreich gewesen. Schon am Nachmittag der Musterung waren sie von einer aus Munster anrückenden
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