Die Rebellen von Irland
worden. Auf der Straße, die in die Berge hinaufführte, begegneten sie nur noch wenigen Menschen und noch weniger Anzeichen des Aufruhrs.
Am späten Nachmittag trafen sie in Rathconan ein. Sie begaben sich geradewegs zu Conalls Haus und trafen dort Deirdre, Conall und Finn O’Byrne an. Brigid bewunderte die Gelassenheit, mit der Patrick jetzt William bat, die Pferde zu versorgen, während die anderen nach drinnen gingen. Sobald die Männer drinnen und außer Hörweite waren, begannen sie erregt miteinander zu flüstern. Conall bestätigte, was die anderen bereits gefürchtet hatten. Es hatte Missverständnisse gegeben. In Wexford wusste man nicht, was man tun sollte, und wartete noch ab. Drunten in der Küstenebene schritt der Aufstand langsam und von Gemeinde zu Gemeinde nach Süden fort. »Gott sei Dank seid Ihr hier«, schloss Conall. »Der alte Budge ist allein zu Hause. Arthur Budge ist nach Wicklow geritten, sein Bruder Jonah ist mit seinen Freisassen drunten an der Küste. Meine Leute stehen bereit. In einer Stunde haben wir Rathconan in unsere Hand gebracht. Wenn es nach dem ginge«, er wies mit einem Nicken auf Finn O’Byrne, »hätten wir schon längst zugeschlagen. Aber ich habe die Leute zurückgehalten, weil ich zuerst sicher sein wollte, dass der Aufstand begonnen hat.«
»Das war richtig«, sagte Patrick.
»Aber jetzt geht es los.« Finns Augen glänzten vor Aufregung. »Die Männer können in einer Minute bereitstehen. Die Waffen sind alle in der Nähe versteckt.« Er grinste mit boshafter Freude. »Wir stecken den Kopf des alten Budge auf einen Spieß, dann kann er noch heute Abend den Sonnenuntergang bewundern.« Er nickte mit tiefer Befriedigung. »Heute Abend wärmen wir uns an seinem brennenden Haus.«
Falls Finn immer noch glaubte, dass Rathconan von Rechts wegen seiner Familie gehörte, schien er jedenfalls das Haus entbehren zu können.
Patrick schüttelte den Kopf.
»Nein, wir dürfen noch nicht losschlagen. Wenn wir Rathconan jetzt übernehmen, können wir es nicht halten, Finn. Schon Jonah Budge mit seinen Freisassen wäre uns wahrscheinlich überlegen und sein älterer Bruder würde bestimmt mit weiterer Verstärkung anrücken. Es wäre sinnlos. Nein, wartet auf den allgemeinen Aufstand. Wenn Wexford sich erhoben hat, dann übernehmt Rathconan und sagt den anderen Dörfern Bescheid. Sollen die Budges sich doch bis dahin in Sicherheit wiegen. Wenn die Zeit kommt, werden wir sie überrumpeln. Aber ihr dürft erst losschlagen, wenn ich euch Nachricht gebe.« Er sah Finn fest an. »Es wäre doch schade, ganz umsonst zu sterben.«
Finn wirkte enttäuscht, fügte sich aber.
Die Familie und der junge William aßen schweigsam zu Abend und legten sich bei Einbruch der Dämmerung schlafen. Im Morgengrauen brachen sie auf. Bevor sie auf die Pferde stiegen, hatte Brigid noch eine kurze, aber ernste Unterredung mit ihrer Mutter. Danach küsste Deirdre sie. Der weitere Ritt verlief ohne Zwischenfälle. Am Abend desselben Tages trafen sie in Mount Walsh ein.
* **
Es berührte Brigid merkwürdig, in das große Haus zurückzukehren, in dem sie einst als Magd angestellt gewesen war. Einige Bedienstete kannte sie noch von damals. Nachdem der junge William sich in sein Zimmer zurückgezogen hatte, begaben sie und Patrick sich in die Bibliothek, in der sie sich zum ersten Mal begegnet waren. Sie zündeten Kerzen an und sahen sich die Bücher an.
»Zu wenig Theaterstücke«, befand Brigid.
»Shakespeare ist da.«
»Aber nicht Sheridan.«
»Du hast Recht. Wenn das alles vorbei ist«, Patrick zögerte einen kurzen Moment, »werde ich diese Lücke schließen.«
»Das wäre schön.«
»Hier begann mein Leben, Brigid, als ich dich kennen lernte.«
»Meines auch.«
Um elf gingen sie zu Bett. Ihr Schlaf war leicht. Fackelschein, der von draußen hereinfiel, und Schläge an der Haustür weckten sie. Im Nachthemd eilte Patrick nach unten, gefolgt von Brigid. Auch der junge William und einige Diener trafen in der Halle ein. Von draußen ertönte eine Stimme.
»Kommt raus, oder ihr verbrennt.«
»Was wollt ihr?«, rief Patrick.
»Das Haus des Schurken Lord Mountwalsh niederbrennen«, schrie die Stimme. »Kommt raus, dann passiert euch nichts.«
Patrick befahl den anderen, Platz zu machen, dann winkte er einem Diener.
»Mach auf. Ich werde mit ihnen reden.«
Die Gefahr war bald abgewendet. Vor dem Tor standen rund fünfzig Männer der United Irishmen. Sie kamen nicht aus dem Dorf, sondern von
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