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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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waren isolierter, als sie wussten. Selbst wenn Wicklow sich ihnen anschloss, blieben die Aussichten trübe.
    Es sei denn, die Franzosen kämen. Das würde alles ändern.
    Die Protestanten würden Rathconan und die anderen Dörfer zurückerobern und drei Wochen später würden alle Rebellen im Gefängnis sitzen oder ausgepeitscht werden. Finn sah es in aller Klarheit voraus. Natürlich würde man sich Conall als Rädelsführer gesondert vornehmen. Doch er selbst kam bestimmt gleich nach Conall. Der Gedanke machte ihm Angst.
    Jetzt hatte er sich entschieden. Im Grunde blieb ihm keine andere Wahl. Aber er musste alles gut überlegen und hatte nicht mehr viel Zeit.
    Natürlich konnte er gleich den alten Budge aufsuchen. Man würde ihn sehen. Und er wusste nicht, wie Budge reagieren würde. Vielleicht blieb der Alte einfach im Haus und schlug auch keinen Alarm.
    Oder er ging nach Wicklow hinunter. Aber dazu war es womöglich zu spät. Und die andern würden wissen, dass er sie verraten hatte. Er wäre gezeichnet und bekäme früher oder später ein Messer in den Rücken. Oder noch schlimmer.
    Nein, er wusste jetzt, was er tun musste.
    Er ging den Weg entlang, der ins Tal hinunterführte. An dem Weg lag in einiger Entfernung ein Waffenlager, eine gute Entschuldigung, in diese Richtung zu gehen, falls ihn jemand sehen sollte. Doch niemand sah ihn. An einer Biegung standen einige Bäume. Er kletterte die Böschung hinauf und versteckte sich. Dann wartete er.
    Eine Stunde verging, dann noch eine. Wenn Arthur Budge nicht bald auftauchte, war sein Plan gescheitert. Vielleicht hatte der alte Budge etwas verwechselt, oder Arthur hatte sich anders entschieden und kam nicht.
    Oder jemand anders hatte die Aufständischen schon verraten. Was, wenn im nächsten Augenblick beide Budge-Söhne mit zwei Dutzend Freisassen um die Ecke bogen? Dann brauchte er nichts mehr zu sagen, dann war es zu spät. Sie würden ihn als Rebellen verhaften. Lieber Gott, er spürte schon den Strick um den Hals. Der Schweiß brach ihm aus. Vielleicht sollte er einfach alles auf eine Karte setzen und den alten Budge jetzt noch aufsuchen. Er überlegte in qualvoller Unentschiedenheit hin und her, und eine weitere halbe Stunde verstrich.
    Auf dem Weg unter ihm tauchte ein einsamer Reiter auf, Arthur Budge. Finn stieg eilig zu ihm hinunter.
    »Herr, man darf Euch nicht sehen …« Er erklärte die Lage in wenigen Sätzen. Budge starrte ihn wütend an, hörte aber zu.
    »Wer ist der Anführer?«
    »Conall Smith. Er ist gerade dabei, die anderen Dörfer aufzuwiegeln.«
    »Mitternacht, sagst du?«
    »Oder kurz danach. Ihr müsst mich aber zusammen mit den anderen verhaften, Herr. Wenn sie erfahren, dass ich Euch gewarnt habe, bin ich tot.«
    Arthur Budge brummte nur vor sich hin.
    »Eurem Vater wollte ich lieber nichts sagen«, fuhr Finn fort. »Damit er nicht aus Versehen etwas ausplaudert und alles verrät.«
    »Warum hast du mir nicht früher Bescheid gegeben?«
    »Der Beschluss wurde erst heute Morgen gefasst«, erwiderte Finn wahrheitsgemäß.
    Budge nickte kurz angebunden, wendete sein Pferd und verschwand.
    Finn ging zu dem Waffenlager weiter und begutachtete die Piken. Er ordnete sie neu und deckte sie wieder zu.
    Conall hatte ausgespielt. Man würde ihn hängen. Und davor wahrscheinlich foltern und aufschneiden, wie bei Verrätern üblich.
    Conall war genauso eingebildet wie sein Vater. Die Smiths mit ihrer Bildung hatten sich immer für etwas Besseres als die Brennans und die O’Byrnes gehalten. Sogar Conalls leise Stimme und sein freundliches Lachen hatten etwas Herablassendes. Mit dem Strick um den Hals würde ihm das Lachen vergehen. Wer war also letzten Endes der Klügere?
    Unter solchen Gedanken machte Finn sich auf den Rückweg nach Rathconan.
     
    In Rathconan blieb an diesem Abend alles ruhig. Kurz nach Einbruch der Dunkelheit verließen fünfzehn Männer wie geplant heimlich das Dorf und holten, von Finn angeführt, die Piken aus den verschiedenen Verstecken. Zwei Waffenlager blieben unberührt. Anschließend warteten die Männer wie vereinbart bis Mitternacht in ihren Häusern. Kurz danach klopfte es leise an Finns Tür. Finn trat heraus. Zusammen mit Conall ging er zu sieben weiteren Häusern und holte weitere Rebellen ab.
    Zwei Männer trugen Laternen, die noch abgedeckt waren.
    Stumm machten sie sich auf den Weg zum Gutshaus. Sie würden nicht versuchen, die schwere Eichentür aufzubrechen, die Conall selbst gezimmert hatte, sondern wollten

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