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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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Truppe angegriffen worden, der Miliz aus North Cork. »Wir haben sie in die Flucht geschlagen«, rief Kelly triumphierend. Zu Tausenden waren die Rebellen in die Dörfer ausgeschwärmt und hatten die dort stationierten kleinen Garnisonen vertrieben. Eine Garnison hatte in ihrer Panik ein riesiges Waffenlager zurückgelassen. »Wir konnten unser Glück kaum glauben«, berichtete Patrick. »Sie schenkten uns sozusagen achthundert Karabiner und mehrere Wagenladungen Munition.« Tags darauf hatte sich die Garnison von Enniscorthy ergeben, die keine Artillerie besaß. Weitere Rebellenkontingente waren eingetroffen. »Wir lagerten auf dem Vinegar Hill vor der Stadt«, fuhr Patrick fort. »Ein schöner Ort.« Am nächsten Tag war dann ein ganz außergewöhnlicher Glücksfall eingetreten. Eine Abteilung Soldaten war leichtsinnig in einen Hinterhalt der Rebellen gelaufen und hatte ihre Kanonen zurücklassen müssen. Die Rebellen, inzwischen auf ein gewaltiges Heer angewachsen, verfügten damit nicht nur über Feuerwaffen und Piken, sondern auch über Artillerie. Angesichts dessen hatte der Befehlshaber der Garnison von Wexford, der einzigen ernstzunehmenden Garnison der Gegend, in Panik zum Rückzug geblasen.
    »Wexford ist ab heute die Modellstadt des neuen, vereinigten Irland«, berichtete Patrick. »Wir haben einen Senat mit acht Gouverneuren geschaffen, vier Katholiken und vier Protestanten. Auch die Befehlshaber unser Truppen sind Protestanten und Katholiken, und es stehen ungefähr zehntausend Mann unter Waffen.« Er lächelte. »Ich habe einen Boten nach Rathconan geschickt – es wird Zeit, loszuschlagen.«
    ***
    Finn O’Byrne blickte zum Himmel auf. Der Nachmittag neigte sich dem Ende zu. Am Vortag war die Nachricht von Patrick eingetroffen. Conall war seit Morgengrauen unterwegs und gab die Botschaft weiter. Heute Nacht würden sie losschlagen. Auf Conalls Anweisung hatte Finn bereits Vorkehrungen getroffen, damit nach Einbruch der Dunkelheit die Waffen aus den Verstecken geholt würden. Kurz nach Mitternacht würde das Signal zum Angriff erfolgen.
    Ihr Ziel war das Gutshaus, in dem der alte Budge wohnte. Sie würden ihn gefangen nehmen und einsperren. Finn hatte dafür plädiert, ihn umzubringen. Aber Conall hatte nur den Kopf geschüttelt. »Sei nicht so blutrünstig, Finn. Als Geisel ist er doch viel mehr wert.« Budges Hausangestellte ahnten nichts von alledem, doch da sie aus dem Dorf stammten, würden sie sicher keine Schwierigkeiten machen. Man würde sie einfach wegschicken. Aber was war mit seinen beiden Söhnen? Wenn sie da waren, würden sie sich sicher wehren.
    »Nach Möglichkeit werden wir sie gefangen nehmen, aber notfalls töten wir sie«, hatte Conall gesagt.
    Jonah Budge und seine Freisassen waren zuletzt zehn Meilen entfernt gesehen worden, sein Bruder Arthur hingegen war nach Wicklow geritten. Finn hatte den alten Budge am Morgen an der Tür stehen sehen und ihn nach Arthur gefragt. »Er kommt heute Nachmittag wieder«, hatte der Alte gesagt. Finn hatte es für sich behalten.
    Denn er hatte eine Entscheidung treffen müssen. Und davor hatte er lange überlegt.
    Er hatte sein ganzes Leben lang auf diesen Aufstand gewartet. Monatelang hatte er sich in Vorfreude ergangen. Manchmal schmeckte er die kommenden Freuden geradezu. Als Patrick vor einer Woche zur Geduld gemahnt hatte, war er wütend geworden.
    Die Vorstellung, alle Budges zu töten – und außerdem noch alle Protestanten –, war zu verlockend. Conall hatte zwar gesagt, es gäbe bei den United Irishmen auch gute Protestanten, aber was wusste der schon?
    Doch er durfte bei allem Hass keine Dummheit begehen. Es gab in der gegenwärtigen Situation wichtige Dinge zu bedenken. Dinge, die einen ins Grübeln bringen konnten.
    Die Rebellen drunten in Wexford mochten Erfolge feiern, doch wussten sie wahrscheinlich nicht, dass der Aufstand anderswo weniger glänzend verlief.
    In Dublin sorgten die protestantischen Machthaber mit eiserner Hand für Ruhe und Ordnung. Lord Edwards zerstreute Anhänger waren nicht wirklich bereit, Munster und Connacht hatten sich überhaupt nicht erhoben. Die Aufstände in Meath und Kildare waren auf Widerstand gestoßen und inzwischen, nach den Niederlagen an den alten Stätten Tara und Curragh, so gut wie beendet. Im Osten Ulsters schienen sich jetzt die Presbyterianer zu erheben, doch ob das reichen würde, die Regierung in Dublin zu stürzen? Die Aufständischen drunten in Wexford hatten Glück gehabt, aber sie

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