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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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Rebellen konnten sie auf Dauer nicht aufhalten. Sie wichen zurück.
    Kaum hatte Budge die Kuppe des Hügels überquert, musste er verärgert feststellen, dass Laws Truppen schlecht aufgestellt waren. Am Fuß des Hügels klaffte in ihren Reihen eine Lücke. Ein Befehlshaber hatte dort seine Position nicht eingenommen. Auch die Rebellen hatten es bemerkt. Sie leisteten auf der Kuppe zwar noch heftig Widerstand, doch dann konnten die Engländer sich sammeln und stürmten in geordneten Reihen hangabwärts. Die Rebellen lösten sich auf und flohen. Sie rannten auf die Lücke zu. Einige Reiterschwadronen wollten ihnen den Weg abschneiden, doch zu spät, wie es Budge schien.
    Seine Aufgabe war dagegen einfach: die Gegner in seiner Reichweite überwältigen und vernichten. Er rückte mit seinen Männern hangabwärts vor, da sah er den Mann zwanzig Meter links vor ihm auf dem Boden liegen. Der Mann hielt eine Pistole. Jetzt hob er sie quälend langsam und zielte damit auf Budge. Er war ganz offensichtlich verwundet und wollte einen letzten Schuss abgeben. Budge schritt ohne zu zögern geradewegs auf ihn zu. Er hatte keine Angst, denn er sah mit geübtem Blick, dass der Mann ihn nicht treffen würde. Die Pistole knallte und ein Rauchwölkchen stieg auf. Die Kugel flog pfeifend über seinen Kopf. Budge ging weiter. Der Mann sah ihn an und schien erstaunt. Er hatte ein edel geschnittenes Gesicht, das musste man ihm lassen. Wenige Schritte vor ihm blieb Budge stehen, zog seine Pistole, hob sie und zielte sorgfältig. Der Mann zuckte nicht zusammen.
    »Leg dich hin, Croppy«, sagte Budge leise und feuerte. Patrick sank leblos zusammen. Budge ging weiter.
    ***
    Brigid sah die Frau kommen und wusste sofort Bescheid. Die Besucherin war Kellys Schwester. Ihr Mann hatte ihr aus Wexford geschrieben.
    Die beiden Frauen begrüßten einander leise. Sie hatten sich viele Jahre nicht gesehen. Der Brief aus Wexford schilderte kurz die Schlacht am Vinegar Hill und wie Patrick und Kelly gefallen waren.
    »Mein Beileid zum Tod Ihres Bruders«, sagte Brigid. »Es war sehr freundlich von Ihnen zu kommen.« Und sie fügte hinzu: »Ich würde Patrick gerne begraben.« Doch Kellys Schwester schüttelte den Kopf.
    »Das ist bereits geschehen«, sagte sie. »Gehen Sie nicht hin. Bleiben Sie hier, außer Sichtweite.«
    Die Engländer hatten auf ganzer Linie gesiegt, General Lake hatte kaum hundert Mann verloren. Allerdings waren auch einige Rebellen entkommen und hatten sich in Wexford gesammelt. Einige von ihnen wollten nach Westen nach Kilkenny, um den Aufstand dort neu zu entfachen, andere wollten an Lake vorbeischlüpfen und weiter nach Norden, nach Wicklow, ziehen.
    »Gehen Sie vorerst nicht nach Norden«, warnte die Besucherin Brigid. »In ganz Wicklow, und darüber hinaus gärt es.«
    Danach war es auf Mount Walsh still geworden. Die Tage verstrichen, ohne dass ein Besucher gekommen wäre. Brigid hatte sich damit abgefunden, warten zu müssen. Der junge William wollte sich unbedingt den überlebenden Rebellen anschließen, doch Brigid hielt ihn zurück. Er könne den Rebellen nicht helfen, sagte sie entschieden, und er habe Patrick versprochen, auf sie aufzupassen. »Willst du mich ganz allein nach Dublin zurückkehren lassen?«, fragte sie ihn. Widerstrebend hatte er sich gefügt.
    Eine Woche verging, dann noch eine. Nachrichten aus der weiteren Umgebung trafen ein: Katholiken hatten das Haus eines Protestanten niedergebrannt, Mitglieder einer Oranier-Loge einige katholische Familien verprügelt. Der Aufstand verkam in Ermangelung einer straffen Führung zu einem hässlichen konfessionellen Kleinkrieg. Brigid und William hörten, die nördliche Abteilung der United Irishmen habe sich in die Berge zurückgezogen. Die Männer seien an Rathconan vorbeigekommen und zuletzt in die Ebene von Kildare hinuntergestiegen. Erst jetzt, drei Wochen nach der Nachricht vom Tod ihres Geliebten, sagte Brigid zu William: »Wir kehren nach Hause zurück.«
    ***
    Finn O’Byrne beobachtete die Ankunft von Brigid und William misstrauisch. Er selbst war erst vor wenigen Tagen nach Rathconan zurückgekehrt.
    Arthur Budge hatte mit den Verschwörern von Rathconan kurzen Prozess gemacht. Er hatte sie nach Wicklow gebracht und Conall noch am selben Tag zum Tode durch den Strang verurteilt und gehängt. Die übrigen saßen fünf Wochen lang im Gefängnis, während Jonah Budge und seine Freisassen die Berge säuberten. Erst dann wurden die Gefangenen auf Geheiß von Arthur

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