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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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anderen mit einem selbstgefälligen Grinsen.
    Unter normalen Umständen, dachte Nobby, hätte er den jungen Mann einfach getötet und mit der Frau angestellt, was er wollte. Nur weil Budge Zurückhaltung befohlen hatte, konnte der adlige Welpe ihm auf der Nase herumtanzen.
    Nobby überlegte. Wenn der junge Mann sich zum Schutzherrn der Frau eines papistischen Rebellen aufspielte, stimmte mit ihm selbst etwas nicht. Er würde den beiden zeigen, dass sie ihn nicht zum Narren halten durften. Er sah seine Gefährten an und nickte vielsagend.
    »Begleitet den jungen Herrn zur Straße.«
    William protestierte, doch die beiden Reiter grinsten nur. Einer von ihnen hatte die Zügel von Williams Pferd gepackt. Plötzlich trieben sie ihre Pferde an und nahmen William zwischen sich. Sie beugten sich aus dem Sattel und packten ihn so schnell an den Armen, dass er keine Zeit hatte sich zu wehren. Dann begannen sie zu reiten und trugen ihn mehr oder weniger mit sich fort. William strampelte mit den Beinen und sah über die Schulter zurück. Wie um ihm seine Machtlosigkeit vor Augen zu führen, trat Nobby zu Brigid und packte sie an den Brüsten.
    »Jetzt werden wir uns allein vergnügen müssen«, sagte er.
    Brigid schrie. William konnte sich mit einem Ruck losreißen. Die beiden Freisassen ritten lachend noch ein paar Meter und wendeten dann. Doch William rannte so schnell er konnte zu Brigid zurück. Dann zog er den Degen.
    Mit einem Fluch riss Nobby Brigids Mantel auf, dann ließ er sie los und drehte sich zu William um. Brigid griff mit funkelnden Augen in ihren Mantel und zog den Dolch heraus. Nobby sah es nicht. Vor ihm stand keuchend und mit gezogenem Degen William.
    »Finger weg, Sie Flegel, oder Sie werden es mir büßen«, schrie er.
    Nobby lief dunkelrot an vor Wut. Er ließ sich doch nicht vor seinen Kameraden von diesem Lümmel beschimpfen. Er vergaß seine Befehle, fluchte noch einmal, zog seinen Degen und stürzte sich auf William.
    William seinerseits war kreideweiß vor Zorn. Er hatte noch nie um sein Leben gekämpft, aber im Unterschied zu Nobby hatte er Fechtunterricht erhalten. Als der Freisasse jetzt auf ihn losging und nach seinem Hals stach, wich er ihm elegant aus, lenkte den Stich ab und machte einen Ausfallschritt. Nobby erstarrte und sein Mund klappte auf. Williams Degen hatte sein Herz durchbohrt. Er sank auf die Knie. William zog den Degen heraus. Nobby fiel mit dem Gesicht voraus auf den Boden.
    Die beiden Freisassen sahen einander verdattert an. Damit hatten sie nicht gerechnet. Sollten sie den jungen Mann töten? William hatte sich bereits zu ihnen umgedreht. Unschlüssig betrachteten sie ihn. Er war bleich, aber gefasst. Er hielt den vom Blut geröteten Degen in der Hand, griff aber nicht an, sondern wartete. Brigid ordnete ihre Kleider. Mit der Hand umklammerte sie den Dolch. Einen Augenblick herrschte tiefes Schweigen.
    Auf dem Weg hinter ihnen näherten sich wieder Reiter. Sie waren noch etwa eine halbe Meile entfernt.
    »Das ist der Hauptmann«, rief einer der beiden Freisassen erleichtert.
    Jonah Budge hatte die Situation sofort erfasst und brauchte nicht erst zu fragen, was passiert sei. Er kannte Nobby und sah die Verwirrung und Unschlüssigkeit auf den Gesichtern der beiden Freisassen, die Fassungslosigkeit Brigids und die aufrichtige Empörung Williams.
    Jonah Budge war ein großer, ungeschlacht wirkender Mann, doch er konnte sehr schnell denken. Er stieg ab, trat ruhig zu William, neigte leicht den Kopf und bat um seinen Degen. William übergab ihn. Dann trat er vor Brigid und streckte höflich die Hand aus. Brigid reichte ihm zögernd den Dolch.
    »Danke«, sagte Budge.
    Er ging zu Nobbys Leiche, drehte sie um, bückte sich darüber und betrachtete sie aufmerksam. Dann steckte er mit einer demonstrativ langsamen Bewegung Brigids Dolch in die offene Wunde und drückte ihn hinein. Anschließend wischte er Williams Degen mit einem Büschel Gras ab und richtete sich wieder auf.
    »Offenbar hat die Frau den Mann erstochen, als er sie verhaften wollte«, sagte er an Nobbys Gefährten gewandt.
    Die beiden starrten ihn verständnislos an, doch dann hellten ihre Mienen sich auf.
    »Jawohl, Sir. Genauso war es, Sir.«
    »Aber nein!«, rief William verwirrt und empört.
    »Ihr könntet das auch beschwören?«, fuhr Budge fort, ohne auf William zu achten.
    »Jawohl, Sir, selbstverständlich.«
    »Aber so war es doch überhaupt nicht«, rief William. »Der Bursche näherte sich dieser Frau in

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