Die Rebellen von Irland
unter ihrem Reitumhang einen Zierdolch, eine zwar kleine, aber wirksame Waffe. Wichtiger schien ihnen allerdings, dass der Boden fest war und sie gute Pferde hatten.
Nur eine Stunde nach ihrem Aufbruch war Finn O’Byrne das Glück hold. Jonah Budge und ein Dutzend berittene Freisassen trafen in Rathconan ein. Finn begriff schnell, was für eine Möglichkeit sich ihm eröffnete. Er suchte unter einem Vorwand das Gutshaus auf und fand dort ohne Schwierigkeiten Gelegenheit zu einigen vertraulichen Worten mit Budge. Als er fertig war, stellte Budge rasch noch einige Fragen.
»Der junge Protestant, Lord Mountwalshs Sohn, war also nicht eingeweiht? Ich würde den Sohn eines so mächtigen Mannes nur ungern verhaften.«
»Das ist auch nicht notwendig. Er wusste nichts. Solange er im Zimmer war, wurde nicht über den Aufstand gesprochen.« Finn überlegte und fügte dann hinzu: »Ich glaube, er lieferte den anderen nur den Vorwand für die Reise nach Wexford.«
»Brigid Smith ist also Conall Smiths Tochter und außerdem die Frau von Patrick Walsh?«
»Und Patrick Walsh gab das Zeichen für Conall, mit dem Aufstand hier in Rathconan zu beginnen.«
»Und du kannst gegen sie aussagen? Du hast Beweise für ihre aktive Beteiligung?«
Finn zögerte. »Aussagen? Nein. Ihr habt mir versprochen, mich aus allem herauszuhalten. Ich kann nichts beschwören, außer dass Brigid mit Patrick zusammen war. Aber sie war ganz bestimmt eingeweiht. Es muss so gewesen sein. Wer weiß, was Ihr bei einem Verhör alles aus ihr herausquetschen könnt?« Die Vorstellung schien ihm Vergnügen zu bereiten.
»Ich werde darüber nachdenken«, erwiderte Jonah Budge. Wenig später brachen er und seine Männer erneut auf.
Finn O’Byrne sah ihnen lächelnd nach. Was sie mit Brigid tun würden? Es würde Brigid lehren, ihn zu verachten.
***
Brigid und William waren fast an der Stelle angelangt, an der die Hochebene der Wicklow-Berge steil zum Becken des Liffey hin abfiel, da hörten sie hinter sich drei Reiter näher kommen.
Sie sahen, dass die Männer Uniform trugen und waren deshalb nicht übermäßig besorgt. Sie hatten sich auf dem Weg durch die Berge Zeit gelassen. Es war angenehm warm. Die drei Männer hatten sie fast erreicht, und William und Brigid wichen zur Seite, um sie vorbeizulassen. Doch die Männer ritten nicht vorbei.
Sie waren seit einigen Stunden unterwegs. Sie waren müde und schlecht gelaunt. Es gab verschiedene Wege über die Berge, und nachdem Jonah Budges Suche zunächst erfolglos geblieben war, hatten die Männer sich in kleinere Gruppen aufgeteilt, die jeweils einen Weg absuchten. Sie wussten wenig über die Gesuchten, nur dass der junge Mann ein Protestant aus einer wichtigen Familie war und ihm nichts passieren durfte, während die Frau, die Tochter des Papisten Conall Smith, verhört werden sollte.
Die Freisassen waren eine bunt zusammengewürfelte Schar. Selbst zu Jonah Budges kleiner Truppe gehörten brave Bürger und andere, die nur auf Schlägereien aus waren.
Die Männer befahlen William und Brigid abzusteigen. Da sie bewaffnet waren, schien es besser zu gehorchen. Auch ein Freisasse, ein Bursche mit strohblonden Haaren und etwas älter als die anderen, stieg ab und wandte sich an Brigid.
»Sie sind Brigid Smith?«
»Ich bin der Ehrenwerte William Walsh«, fiel William ihm ins Wort. »Mein Vater ist Lord Mountwalsh, und diese Dame steht unter meinem Schutz. Lassen Sie uns weiterziehen.«
»Ihr könnt jederzeit gehen, junger Herr«, knurrte der Freisasse, »aber nicht diese Frau. Hauptmann Budge will sie verhören. So lauten meine Befehle.« Er musterte Brigid mit gierigen Augen. Die Freisassen hatten in den vergangenen Wochen papistische Rebellen aus ihren Hütten vertrieben und er hatte dabei verschiedentlich schöne Frauen kennen gelernt. Vor allem an eine junge Frau erinnerte er sich. Er hatte sie bei einem nächtlichen Streifzug allein in einem leeren Kuhstall entdeckt. Sie hatte geschrien, aber seine Gefährten, die das Geschrei gehört hatten, hatten nur gelacht. Eine appetitliche Frau war das gewesen. Die grünäugige Frau hier war zwar wie eine Dame gekleidet, aber war sie nicht die Tochter des Mannes, der an der Brücke von Wicklow hing? Hier waren sie ungestört. »Ich warte hier auf den Hauptmann«, sagte er zu den anderen beiden. »Ihr begleitet den jungen Herrn zur Straße nach Dublin hinunter.«
»Ich gehe nicht«, sagte William.
»Was sollen wir also tun, Nobby?«, fragte einer der
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