Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
Vom Netzwerk:
unsittlicher Weise, und als ich ihn zur Rede stellte, griff er mich an. Ich habe ihn getötet.«
    Budge sah die beiden Männer und auch die Freisassen, mit denen er gekommen war, unverwandt an.
    »Es darf kein Zweifel bestehen, verstanden? Von jetzt an.«
    »Gewiss nicht, Sir«, versicherten die Männer hastig. »Die Frau hat ihn erstochen.«
    »Nun, wenn das so ist«, sagte Jonah Budge kalt, »kann ich Eurer Aussage keinen Glauben schenken, Mr Walsh. Auch ein Gericht wird Euch nicht glauben, seid versichert.« Er nickte kurz. »Ihr könnt gehen, denn wir wissen, wo Ihr zu finden seid. Euren Degen werdet Ihr zu gegebener Zeit zurückerhalten.« Er wies die beiden Freisassen an, Nobbys Leiche aufzuheben und an seinem Pferd festzuschnallen. »Und ihr«, wandte er sich an die anderen Freisassen, »setzt die Frau auf ihr Pferd und führt das Pferd am Zügel. Sie kommt mit uns nach Wicklow.«
    »Ihr seid doch nur ganz gemeine Verbrecher«, sagte Brigid mit tiefer Verachtung.
    »Und Sie, Madam, sind des Mordes angeklagt.« Jonah Budge stieg auf und bedeutete seinen Freisassen, aufzubrechen. William protestierte immer noch wütend. Budge ließ seine Männer ein kurzes Stück vorausreiten, dann drehte er sich noch einmal zu ihm um.
    »Eure Tapferkeit ehrt Euch, junger Mann. Sie ist bestimmt lobenswert. Doch abgesehen davon habe ich Euch soeben einen großen Gefallen erwiesen.«
    ***
    Für Georgiana war der Sommer 1798 eine Zeit der Ernüchterung.
    Während Patrick und seine Freunde drunten in Wexford unterwegs waren, waren Berichte von dem Aufstand der United Irishmen in Ulster eingetroffen. Protestanten und Presbyterianer vor allem, idealistische Vorkämpfer einer neuen Welt, Menschen wie die Angehörigen ihres geliebten Vaters, hatten den Regierungstruppen nach anfänglichen Erfolgen nicht standhalten können und waren noch vor Vinegar Hill vernichtet worden. Georgiana trauerte um sie.
    Gegen Ende des Sommers trafen endlich die Franzosen ein. Eine kleine Streitmacht unter einem gewissen General Humbert landete im August 1798 an der Westküste Irlands, in Killala in der Grafschaft Mayo. Die etwa tausend Franzosen kämpften wacker und konnten sich sogar eine Weile gegen General Lake behaupten. Doch sie waren allein. Die United Irishmen hatten im Westen kaum Anhänger. Zwar schlossen sich einige tapfere Seelen den Franzosen an, doch der größte Teil der Bevölkerung ließ die Franzosen, gewarnt durch das Scheitern des Aufstands im Osten, ihren Feldzug allein führen. Jean-Joseph Humbert stieß ins Landesinnere vor, erkannte dann aber die Aussichtslosigkeit seines Tuns und gab auf.
    Zwei Monate später erschien eine größere französische Flotte weiter im Norden vor der Küste Donegals. Sechs ihrer Schiffe wurden von den Regierungstruppen gekapert. Auf einem entdeckte man Wolfe Tone persönlich in den Kleidern eines französischen Generals. Er wurde sofort vor ein Kriegsgericht gestellt und beging in seiner Gefängniszelle Selbstmord. Damit war der Aufstand von 1798 endgültig gescheitert.
    So deprimierend diese schicksalhaften Ereignisse sein mochten, andere Vorfälle im Zusammenhang mit dem Aufstand betrafen Georgiana näher und setzten ihr noch mehr zu.
    Sie war erleichtert über Williams wohlbehaltene Rückkehr gewesen. Doch von ihm erfuhr sie von Patricks und Conalls Tod und von Brigids Verhaftung, und tiefe Trauer erfüllte sie. Als sie von ihm auch noch hörte, dass er und nicht Brigid den Freisassen getötet hatte, war sie hell entsetzt.
    »Brigid ist unschuldig«, erklärte William. »Ich werde bei ihrem Prozess für sie aussagen.«
    »Willst du selbst des Mordes angeklagt werden?«
    »Es war kein Mord. Ich habe Brigid verteidigt.«
    Georgiana konnte sich vorstellen, warum das Gericht Brigid, die Tochter beziehungsweise Geliebte zweier bekannter Revolutionäre, verurteilen würde. Aber auch der junge William musste ihm verdächtig sein, seit man ihn der Universität verwiesen hatte. Wenn er die Behörden verärgerte, indem er sich in Brigids Prozess einmischte, ließen sie ihn das am Ende noch büßen.
    Sie versuchte William umzustimmen. Er wies das Ansinnen empört zurück.
    In ihrer Not wandte sie sich schließlich an Hercules.
    Sie empfand keine Achtung mehr für ihren Sohn, trotzdem machte seine Antwort sie fassungslos. Hercules war außer sich darüber, dass sein Sohn mit einem Mord zu tun haben sollte, und als Georgiana zu bedenken gab, dass er ja nur Brigid verteidigt hatte, schien er der Auffassung zu sein,

Weitere Kostenlose Bücher